Sieht man Kleidermotten in der Wohnung herumflattern oder entdeckt man Löcher in der Wollmütze, ist es meistens schon zu spät. Eines der bis neun Millimeter grossen Mottenweibchen legt in seinem zwei-wöchigen Leben bis zu 250 Eier. Die Larven der Kleidermotte lieben Textilien – vor allem solche aus Wolle oder mit Pelz. Auf verschwitzten und verschmutzten Kleidern legen die Kleidermotten ihre Eier besonders gern.
Jedes zweite Produkt schnitt im Test enttäuschend ab
Hilfe versprechen verschiedene Produkte, die man in den Kleiderschrank legt. Einige Mittel sollen die Motten töten, andere nur vertreiben. saldo hat acht verschiedene Anti-Motten-Mittel in einem spezialisierten Labor prüfen lassen (siehe «So wurde getestet»).
Das Ergebnis ist ernüchternd. Nur drei Produkte mit synthetischen Substanzen hielten, was sie versprachen. Sie töteten fast alle Falter. Zwei weitere chemische Mittel wirkten deutlich weniger gut und erhielten nur die Noten genügend oder ungenügend. Sie töteten nur knapp 60 Prozent beziehungsweise 35 Prozent der Schädlinge.
Noch schlechter war die Wirkung von Duftprodukten. Der Geruch von Lavendel soll die Motten vertreiben und hält sie angeblich von Textilien fern. Das funktionierte im Test nicht. Der klassische «Aeroxon Lavendelblütenbeutel» zeigte innerhalb von 24 Stunden keine Wirkung. Und auch von den «Orphea Mottenschutz-Blättern mit Blütenduft» zeigten sich die Kleidermotten fast unbeeindruckt. Nur etwa zehn Prozent flogen weg. Zuverlässiger Schutz sieht anders aus.
Falle mit Sexuallockstoff schnitt ungenügend ab
Bei der «Gesal-Kleidermotten-Falle» soll ein Sexuallockstoff die Männchen anlocken, damit sie auf der Falle kleben bleiben und sterben. Das soll verhindern, dass sich die Motten vermehren. In der Theorie klingt das gut. Im Labor zeigte sich aber, dass die Fallen nur rund 30 Prozent der Männchen anlockten und eliminierten. Die übrigen Motten konnten sich munter weiter paaren. Dazu kommt: Solche Fallen locken durchs offene Fenster neue liebeshungrige Motten an.
«Gesal» schreibt dazu, das Produkt solle nur anzeigen, ob die Wohnung mit Motten befallen sei. Wer sie bekämpfen möchte, müsse ein chemisches Produkt wählen. Martec, der Vertrieb der Produkte Orphea und Neocid Trix kritisiert die Zeitdauer der Testversuche. Die Wirksamkeit der Produkte könne erst nach drei bis vier Wochen beurteilt werden. Neo-cid Trix wirke vor allem gegen Eier und Larven, das Abtöten der Motten sei nur ein Nebeneffekt. Der Hersteller des ungenügenden «Finito-Motten-Strips» kritisiert, saldo habe nur die Wirkung nach 24 Stunden gemessen. In eigenen Tests seien nach 72 Stunden alle Motten tot gewesen. Der Vertreiber des klassischen Aeroxon Lavendelblütenbeutels weist darauf hin, dass das Produkt nur zur Entfaltung eines angenehmen Duftes gedacht sei. Das Produkt habe keine mottenabwehrende Wirkung.
Schlupfwespen statt Chemie
Kleidermotten sind kein Zeichen mangelnder Hygiene. Sie fliegen einfach durch offene Fenster in die Wohnung. Zuverlässig gegen Motten wirken nur chemische Mittel. Das zeigt der saldo-Test.
Die Wirkstoffe, die den Schädlingen den Tod bringen, können allerdings auch für Menschen problematisch sein. Sie lagern sich auf Möbeln, Tapeten oder im Hausstaub ab und werden eingeatmet. Sensible -Personen können davon zum Beispiel Kopfschmerzen bekommen.
Die folgenden Tipps helfen gegen den Befall mit Kleidermotten:
Löcher in Kleidern weisen auf einen Befall mit Mottenlarven hin. Kleider, die in Mitleidenschaft gezogen wurden, sollte man möglichst bei 60 Grad waschen, Kleider aus Wolle eine Woche lang ins Gefrierfach legen. Schränke und Schubladen gründlich reinigen. Ein Mottenweibchen legt 100 bis 250 Eier.
Gegen einen hartnäckigen Befall mit Kleidermotten helfen Schlupfwespen. Man kann im Handel auf Kärtchen geklebte Eier von Schlupfwespen kaufen, zum Beispiel bei Biogarten.ch oder in Drogerien. Wichtig: Die Kärtchen dorthin legen, wo man den Befall vermutet. Aus den Eiern schlüpfen winzig kleine Wespen. Sie sind für den Menschen ungefährlich. Die Larven der Wespen fressen dann die Motteneier. Die Behandlung muss über mehrere Wochen wiederholt werden. Gut zu wissen:
Nach der Mottenplage droht keine Wespenplage. Die Nützlinge sterben nämlich, sobald keine Motteneier mehr da sind.
So wurde getestet
In einem sieben Kubikmeter grossen Raum führte ein auf Insekten spezialisiertes Labor pro Produkt drei Versuche mit je 30 Motten (Tineola bisselliella) durch. Im Raum standen eine Prüfkommode und eine Kontrollkommode. Beide waren bestückt mit Merinowolle und Fischmehl. In die Prüfkommode wurde das Anti-Motten-Mittel gegeben. Jeder Versuch dauerte 24 Stunden. Danach wurden die Kommoden gereinigt und ausgelüftet. Produkte, die weniger als 50 Prozent der versprochenen Wirkung erzielten, erhielten eine ungenügende Note.