Den Anbieter auswählen, die Software herunterladen, Bilder und Text einpassen, und in wenigen Tagen liegt ein perfektes Fotobuch im Briefkasten – wie vom Profi gestaltet. So einfach könnte es sein.
Der saldo-Test zeigt aber: Das ist es nicht in jedem Fall. Lieferfristen von über zwanzig Tagen sind noch das geringste Problem. Schlimmer ist die Überraschung, wenn das Fotobuch schlecht gebunden ist und Seiten herausfallen oder die Tageslicht-Aufnahmen nach Dämmerung aussehen.
Mit solchen Überraschungen müssen Kunden von Fotobuch-Anbietern rechnen, wie der Test zeigt. saldo liess Fotobücher der zehn bekanntesten Anbieter vom Kompetenzzentrum für Medien und Druckereitechnologie Ugra in St. Gallen testen. Darunter Branchenleader wie Ifolor, Fujifilm oder Cewe. Letzterer arbeitet auch für Detailhändler wie Manor, Migros oder Jelmoli (siehe unten).
Extrafilm, Bookdesigner und Bookfactory: Bildqualität ungenügend
Wichtigste Kriterien im Test waren Bildqualität und Buchqualität. Daneben bewertete das Labor auch die Kriterien Bestellung, Lieferung, Angebot, Homepage und Software. In Auftrag gegeben wurden
Fotobücher mit Hardcover-Umschlag, 24 Seiten Umfang im Format A4 oder jenem Format, das dieser Grösse und diesem Umfang am nächsten kommt. Fazit: Vier Anbieter erhielten die Note «gut»: Ifolor.ch, Printmyphotobook.ch, Fujifilm.ch und Cewe-fotobuch.ch zeichneten sich durch gute Bilder und Bücher aus. Ifolor.ch hatte zudem das günstigste Angebot im Test. Drei Anbieter lieferten ungenügende Bildqualität. Die gedruckten Bilder fielen im Vergleich zu den Bildern am Monitor ab. Das betrifft die Bücher von Extrafilm, Bookdesigner und Bookfactory. Sie erhalten deshalb das Gesamturteil ungenügend.
Die fehlerhaften Bilder waren zu stark nachgeschärft, enthielten einen Rotstich oder waren gar dunkler als das Ausgangsmaterial. Laut den Experten vom Ugra kann das an der Korrektur-Software liegen. Unbemerkt vom Kunden läuft diese im Hintergrund und sollte die Bilder nach Massengeschmack verschönern: Bilder werden nachgeschärft, Farben gesättigt. Doch das kann zu schlechten Resultaten führen. Beim Fotobuch von Bookdesigner war das der Fall. Die Software wollte offenbar zu viel des Guten. Bei den Verantwortlichen von Bookdesigner heisst es dazu, die Software werde demnächst erneuert.
Die mangelhafte Bildqualität des Buches von Bookfactory ist genau durch das Gegenteil begründet. Die Software verändert gar nichts am Bild. Für eine optimale Bildqualität müsse der Kunde bei Bookfactory einen Kalibrierungsdruck bestellen, betont die Firma. Diesen Ausdruck kann der Kunde dann zu Hause mit dem gleichen Bild am Monitor vergleichen. Massentauglich ist das nicht.
Bei Extrafilm heisst es, die Bilder seien ohne vorherige Bildoptimierung belichtet worden. Extrafilm führt die dunklen Bilder auf die Druckmaschine zurück. In der Zwischenzeit sei sie durch ein neues Modell ersetzt worden. Die Bilder sind bei diesem Angebot auf Fotopapier gedruckt, während die anderen neun Bücher Digitaldrucke sind. Vom Fotopapier hätten die saldo-Tester in St. Gallen bessere Qualität erwartet.
Mängel gab es auch bei der Qualität der Einbände. Das Fotobuch von Book4you versagte bei diesem Testkriterum. Das Buch war schlecht gebunden. Beim Härtetest in der Seitenumklappmaschine fiel nach 1000 Mal Öffnen eine Seite raus. Alle anderen Bücher überstanden 2000 Öffnungen ohne Beschädigungen. Das Book4you-Produkt verpasst deshalb ein gutes Gesamturteil. Begründung der Firma: Bei Book4you sei es vor Weihnachten infolge der hohen Anzahl Bestellungen zu Problemen bei der Bindung gekommen. Die Bücher hätten zu wenig lange trocknen können.
Printmyphotobook akzeptiert nur Kreditkartenzahlung
Das war bei den Büchern von Printmyphotobook garantiert nicht der Fall. Ganze 26 Tage brauchte der Anbieter nämlich, um das Fotobuch zu liefern. Zudem kann der Kunde nur mit Kreditkarte bezahlen. Printmyphotobook ist der einzige Anbieter, der das so handhabt. Das erklärt die schlechte Note beim Kriterium Lieferung. Bei Printmyphotobook seien 15 Tage Lieferzeit üblich, heisst es dort. Im Dezember sei eine Produktionsstätte ausgefallen.
Belcolorfoto schneidet beim Kriterium Bestellung knapp ungenügend ab. Die Gründe: Der Kunde kann nur online bestellen, die mögliche Seitenanzahl ist stark beschränkt, Mengenrabatt gibt es nicht. Da bieten andere Hersteller einiges mehr.
Gestaltung der Bücher: Für Anfänger keine einfache Sache
Bei der Bewertung der Fotobuch-Software schafften alle Fotobuchanbieter genügende oder gute Noten. Die Hersteller befinden sich dabei auf einer Gratwanderung: Versierte Computer-Anwender erfreuen sich an einer grossen Gestaltungsfreiheit, während Anfänger damit schnell überfordert sind. Die Möglichkeit, ein Fotobuch am PC zu gestalten, zieht offenbar auch Computer-Neulinge an.
Für Mac-Benützer ist die Auswahl an Fotobuch-Anbietern zurzeit noch beschränkt. Zum Zeitpunkt des Tests boten neben dem Applestore nur Fujifilm, Book4you, Printmyphotobook und Bookfactory eine entsprechende Software an.
So wurde getestet
Das Kompetenzzentrum für Medien und Druckereitechnologie Ugra, St. Gallen, hat die Fotobücher auf folgende Kriterien untersucht:
- Bildqualität: Farbwiedergabe, Schärfe und Kontrast der Bilder bewertete das Labor im Vergleich zum Bild am Monitor. Sämtliche Fotobücher waren mit derselben Auswahl an Bildern bestückt. 100 Mal scheuerte ein Gerät auf den Bildern, um das Abfärben zu prüfen. Vier Tage lang belichteten die Tester einzelne Fotobuchseiten. So ermittelte das Labor die Lichtechtheit der Bilder und das Vergilben des Papiers. Die Bücher wurden auch beschwert und erwärmt. Danach durften die Seiten nicht zusammenkleben.
- Buchqualität: Das Labor überprüfte die Qualität der Bindung. Eine Maschine öffnete und schloss die Bücher 2000 Mal. Die Bindung musste danach unversehrt sein. Ebenso vermassen die Prüfer Papierdicke und -gewicht. Schweres, dickes Papier erschwert das Umblättern. Schliesslich bewertete das Labor den optischen Eindruck des Einbandes.
- Software: Websites und Software der Fotobuch-Anbieter untersuchte das Labor auf folgende Punkte: Schafft der durchschnittliche Nutzer den Download der Fotobuch-Software und das Bestücken des Buches ohne Probleme? Läuft die Software auf Mac und PC? Reagiert die Software bei einer Eingabe schnell? Gibt es genügend Erklärungshilfen zur Vorgehensweise? Zudem beurteilten die Experten die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten von Umschlag, Layout, Hintergrund, Text und Bild.
- Bestellung und Lieferung: Die Vielfalt des Angebots punkto Einband, Format und Seitenzahl war massgebend. Mit Kundenfreundlichkeit wie Mengenrabatt, offensichtlichen Angaben zum Porto und mehreren Möglichkeiten der Bestellart (online, per Post) konnten die Fotobuch-Hersteller ebenfalls punkten. Beim Kriterium Lieferung beurteilte das Labor die Lieferzeit, die Verpackung sowie die Vollständigkeit der Rechnung.
Fotobuch-Anbieter: Die Vielfalt an Lieferanten täuscht
Das Geschäft mit den digitalen Fotobüchern boomt. Rund 700 000 Stück verkauften die Fotobuch-Anbieter im Jahr 2007. Die Branche rechnet mit einem Marktpotenzial von 1,5 Millionen Büchern, das in wenigen Jahren erreicht sein soll.
Neben den bekannten Anbietern wie Ifolor und Fujifilm haben mittlerweile auch Grossverteiler wie Migros, Coop oder Manor sowie Discounter Fotobücher im Angebot. Daneben kämpfen eigenständige kleinere Anbieter um Marktanteile.
Doch die Vielfalt täuscht. Wer bei Coop oder Interdiscount ein Fotobuch bestellt, erhält ein Produkt von Fujifilm. Das getestete Buch mit 24 Seiten im Hardcover-Einband beispielsweise kostet bei Fujifilm inklusive Porto Fr. 46.90, bei Coop Fr. 51.90 und bei Interdiscount Fr. 51.80. Derzeit bietet Interdiscount einen Abschlag von 10 Prozent auf Fotobücher. Die Qualität sei dieselbe, heisst es bei Fujifilm.
Cewe-Fotobuch hat gar 15 Anbieter unter Vertrag. Dazu gehören: Migros, Manor, Vedia, Jelmoli-shop.ch, Post, Colorfotoservice, Weltbild, Neckermann, Drogerie Müller. Preislich unterscheiden sich die Angebote kaum.
Neckermann, Weltbild und Drogerie Müller unterbieten die Preise des A4-Hardcover-Buches mit 26 Seiten. Aber: Nicht alle Anbieter verfügen über die aktuellste Fotobuch-Software. Diese ist laut Cewe auf www.migros.ch zu finden.
Auch mittlere Branchenmitglieder arbeiten zusammen. So hat etwa Bookfactory Bookdesigner und dessen Angebot übernommen. Bestellungen über folgende Websites landen beim Anbieter Bookfactory: Buchgestalter.ch, Bookdesigners.ch, Bookstation.ch, Buchfabrik.ch, Fotibuech.ch, Quickbook.ch, Bookdesigner.eu.