Die Modemagazine sind zurzeit voll von Strickwaren: Kleider aus Wolle liegen offensichtlich im Trend. Sogar von einem veritablen Strickboom ist die Rede.

Diesen Boom bekommt Rita Spieler täglich zu spüren. In ihrem Zürcher Wollfach- und Reinigungsgeschäft ist die Zahl der Kunden in den letzten Monaten spürbar angestiegen. Denn ist das handgestrickte Werk einmal vollbracht, will das gute Stück ordentlich gepflegt sein. Doch das Waschen von Wollsachen ist heikel (siehe Tipps unten). Nicht zuletzt deshalb gibt es im Handel viele speziell entwickelte Waschmittel für Textilien aus Wolle.

Zehn davon hat saldo in einem Anwendungstest untersuchen lassen. Darunter sind die meistverkauften Woll- und Feinwaschmittel, aber auch Eigenmarken der Grossverteiler sowie zum Vergleich ein Öko-Produkt. Die Mittel hatten Flecken ordentlich zu entfernen und durften Farbe, Beschaffenheit und Optik der Wollsachen nicht verändern.

Drei Waschmittel überzeugten im Test auf der ganzen Linie: Yvette von Migros, Perwoll Wolle und Feines von Henkel sowie Coral Wool & Silk von Unilever erhielten die Benotung «sehr gut». Die restlichen sieben Mittel bestanden die Prüfungen mit dem Gesamturteil «gut». Keines fiel also durch.


Verfilzung bei keinem Produkt festgestellt

Der Test zeigte auch: Alle zehn Wollwaschmittel schonen die Farben und das Material. Bei den entsprechenden Kriterien Farbschonung, Griff und Optik gab es kaum oder nur geringe Unterschiede auf einem hohen Niveau. Die Farben verblassten kaum. Die Wollsachen fühlten sich nach fünf Waschgängen weicher an.

Bei der optischen Prüfung kamen die mit Perwoll, Tandil und Ecover gewaschenen Wollsachen etwas haariger daher, bei allen anderen Waschmitteln waren die Veränderungen minim. Eine Verfilzung ergab sich aber bei keinem der getesteten Waschmittel.

Bei der Fleckenentfernung hingegen zeigten die Wollwaschmittel grössere Unterschiede. Einzig Yvette bekämpfte den zum Teil sehr hartnäckigen Schmutz mit Bravour und erhielt bei diesem Kriterium die Note «sehr gut». Blink, Ecover und Tandil hingegen reichte es nur zu einem «genügend». Die restlichen Produkte schnitten mit «gut» ab.

Tandil-Hersteller Aldi will sich auf Anfrage von saldo nicht zum Test äussern. Bei Ecover und Domal, der Herstellerin von Blink, heisst es, die Flecken im saldo-Test seien zum Teil nur mit dem Einsatz von Substanzen zu entfernen, auf die bei Wollwaschmitteln zur Schonung und Pflege des Materials verzichtet werde.


Geringe Waschleistung im Test berücksichtigt

Dem schliessen sich praktisch alle Hersteller in ihren Reaktionen an. Migros lässt dazu verlauten: «Um eine schonende Pflege zu gewährleisten, wird auf eine hohe Waschleistung verzichtet.» Und die Coral-Herstellerin Unilever rät gleich, derart hartnäckige Flecken benötigten «eine Vorbehandlung, um vollständig entfernt zu werden».

Entsprechend wenig ist auch auf den Produktverpackungen über die Reinigungsleistung nachzulesen. Laut Reckitt Benckiser, Herstellerin des Produktes Woolite Express Classic, sei den Konsumenten bekannt, dass Feinwaschmittel nicht für stark verschmutzte Textilien zu verwenden sind. Dennoch steht auf der Woolite-Flasche «reinigt effektiv».

Im saldo-Test hatten die Wollwaschmittel aber hart-näckige Flecken wie zum Beispiel Bratfett oder Sonnencreme nicht vollständig zu entfernen. Es ging vielmehr darum, wie gut die zehn Mittel im Vergleich zueinander mit unterschiedlichen Flecken fertig wurden. Sämtliche Waschmittel bekundeten denn auch in ähnlichem Ausmass Mühe mit diesen Flecken. Und entgegen den Verlautbarungen der Hersteller kamen die Wollwaschmittel mit andern hartnäckigen Flecken wie Babynahrung oder Rotwein erstaunlich gut zurecht.


Billiglinien: Pro Waschgang viermal günstiger

Der Ladenpreisder getestetenWaschmittel ist auffallend unterschiedlich. Die Billiglinien von Coop, Migros und Aldi schaffen im Test ein gutes Resultat. Und zwar für rund viermal weniger Geld pro Waschgang als die teuersten Waschmittel. Immerhin drängten drei der teuren Produkte an die Spitze der Tabelle, wenn sie auch nur wenig bessere Waschresultate erzielten. Der Grund für den riesigen Preisunterschied ist nicht bekannt.

Das Verhältnis von Preis und Leistung ist beim Prix-Garantie-Feinwaschmittel von Coop am besten. Das Waschmittel aus der Billiglinie verpasst die Note «sehr gut» nur knapp und liegt sogar gleichauf mit dem teureren Doranda aus dem gleichen Haus. Bei Coop wollte man zum Test keine Stellung beziehen.

Yvette ist nicht nur Testsieger, sondern auch das teuerste Produkt unter den getesteten. In der Zwischenzeit ist das Waschmittel laut Migros noch verbessert worden. Das Nachfolgeprodukt Yvette Care steht bereits in den Filialen und kostet weiterhin Fr. 9.90 für 1,5 Liter bei 20 Waschgängen.


Yvette und Perwoll: Folgeprodukte mit neuer Rezeptur

Yvette gehöre zur Premium-Linie bei den Woll- und Feinwaschmitteln und liege im Vergleich mit anderen Mitteln dieser Kategorie preislich im Mittelfeld, rechtfertigt Migros den stolzen Preis. Interessant: Das viermal billigere Universal-Feinwaschmittel der Billiglinie M-Budget schneidet im Test nur wenig schlechter ab als das Premium-Produkt. Das hat man bei der Migros registriert, aber nicht weiter kommentiert.

Auch das getestete Perwoll bekommt eine neue Rezeptur. Das neue Mittel steht vor der Markteinführung. Ab Mitte Dezember sei es laut Herstellerin Henkel zum gleichen Preis erhältlich. Die neue Zusammensetzung soll die Pflege von Seide und anderem feinem Gewebe verbessern.


So wurde getestet

Das Zürcher Labor Testex hat vier Eigenschaften der Woll- und Feinwaschmittel untersucht: Waschkraft, Farb-Erhalt, Griff und Optik. Gewaschen wurde jeweils mit einer normalen Maschine im Wollwaschgang ohne Zusatzoptionen nach Standardeinstellung.

Waschkraft: Experten bewerteten 18 genau definierte Beschmutzungen von Fett über Sonnencreme bis zu Rotwein nach jedem von fünf Waschgängen. Gewaschen wurde bei 30 Grad. Die Dosis entsprach den Angaben der Hersteller.

Farb-Erhalt: Das Labor bewertete Farbveränderungen nach fünf Waschgängen bei 30 Grad nach einer ISO-Norm. Als Prüflinge dienten ein schwarzer Wollpullover, Wollgewebe in fünf verschiedenen Farben und Strickware aus Mischgewebe.

Griff und Optik: Drei Prüfer beurteilten nach fünf Wäschen bei 30 Grad die Textilien sensorisch und visuell. Sind die Woll- und Stricktextilien weicher geworden? Sind sie haariger oder gar verfilzt? Auf solche Fragen gaben die Prüfer Antworten.


So bleibt der Wollpulli lange erhalten


Rita Spieler führt seit 14 Jahren das Wollstübli in Zürich-Altstetten. Sie gibt Tipps zur richtigen Pflege von Wollsachen.

  • Wollsachen nicht zu häufig waschen. Weichspüler und Reibung können die Wolle spröde und filzig machen. Oft genügt Auslüften oder Ausschütteln.
  • Falls vorhanden, Pflegekennzeichen beachten. Viele Wollsachen dürfen nur von Hand oder gar nicht nass gewaschen werden (Angora, Kaschmir). Manche Wollsachen sind speziell gekennzeichnet, wenn sie in der Maschine gewaschen werden dürfen.
  • Bei der Handwäsche nicht rubbeln, nur leicht hin und her schaukeln. Die Temperatur sollte möglichst konstant gehalten werden. Zu heisses Wasser, zu viel oder falsches Waschmittel können zum Verfilzen führen. Ein Kaffeelöffel Essig lässt die Farben aufblühen.
  • Wollsachen nicht auswringen, sondern in einem trockenen Tuch auf dem Tisch sanft ausdrücken. Beim Trocknen nicht aufhängen, sonst verzieht sich das Strickgut. Am besten flach liegend trocknen lassen. Auf keinen Fall in den Tumbler geben oder auf die Heizung legen.
  • Wollsachen nie bügeln. Ein mit kaltem Wasser angefeuchtetes Tuch über das Strickgut legen und trocknen lassen. So wird das Stück glatt.
  • Maschinenwäsche bei höchstens 30 Grad im möglichst kurzen Schonwaschgang. Neuere Maschinen haben einen kurzen «Handwaschgang».