Einmal waschen – und die Jeans ist eine Nummer kleiner
Alle Jeans färben in feuchtem Zustand auf helle Stoffe ab. Einige schrumpfen beim Waschen. saldo hat 20 Jeans testen lassen.
Inhalt
- Test-Tabelle selbst gewichten (Damen-Jeans)
- Tabelle selbst gewichten (Herren-Jeans)
saldo 06/2009
28.03.2009
Letzte Aktualisierung:
08.02.2011
Irène Mayr
Ein Ärger, wenn die schicke neue Jeans bereits nach dem ersten Waschen zu einer Hochwasserhose geschrumpft ist. saldo wollte wissen, wie gut Jeans nach dem Waschen ihre Form behalten, und schickte die beliebtesten Jeansmarken ins Labor. Je zehn Paar Damen- und Herrenjeans zwischen 40 und 190 Franken wurden geprüft. Die Tester untersuchten, wie stark die Hosen auf andere Stoffe abfärben, wie schweissecht sie sind und ob der Allergieauslöser Nickel aus den Nieten und Knö...
Ein Ärger, wenn die schicke neue Jeans bereits nach dem ersten Waschen zu einer Hochwasserhose geschrumpft ist. saldo wollte wissen, wie gut Jeans nach dem Waschen ihre Form behalten, und schickte die beliebtesten Jeansmarken ins Labor. Je zehn Paar Damen- und Herrenjeans zwischen 40 und 190 Franken wurden geprüft. Die Tester untersuchten, wie stark die Hosen auf andere Stoffe abfärben, wie schweissecht sie sind und ob der Allergieauslöser Nickel aus den Nieten und Knöpfen austritt (siehe unten «So wurde getestet»).
Stella von Mac: Nach dem Waschen über 3,5 Zentimeter kürzer
Das Resultat: Vier Frauen- und vier Männermodelle erreichten die Note «gut». Am besten schnitt bei den Frauenhosen die Vegas-Jeans von Hydee ab. Sie gehört mit einem Preis von rund 50 Franken auch zu den billigsten im Test. Zwei Damenjeans – die Canda Stretch Regular von C&A und die Stella von Mac – schnitten dagegen ungenügend ab. Der Grund: Die Canda schrumpfte beim Waschen in der Länge um mehr als 2 Zentimeter und wurde rundum enger. Die Mac-Hose wiederum ging nach dem Waschen in der Breite ein, etwa am Oberschenkel. Vor allem aber war sie nachher mehr als 3,5 Zentimeter kürzer. Die Naturaline-Jeans von Coop ging als einzige Hose mehr in der Breite ein als in der Länge.
Peter Gadient, Sprecher von C&A, sagt zur Qualität der Canda-Jeans: «Die interne Qualitätskontrolle dieses Artikels hat ein Einlaufen von 1,4 Prozent ergeben. Allerdings wurde die Probe einmal und nicht zehnmal gewaschen. Wir werden die Resultate genau analysieren und Massnahmen einleiten.» Susanne Hesse von der Firma Mac Mode gibt als Grund für das Schrumpfen der Stella-Jeans an: «Dieses Modell hat eine Beigabe von Lycra im Gewebe. Das beeinflusst die Ausdehnung des Stoffs je nach Temperatur.»
Diesel: Die teuerste Jeans im Test erhielt die Note «ungenügend»
Dass es auch anders geht, beweisen die Jeans der Marken Lee, Lee Cooper und Hydee, die beim Waschen gar nicht eingingen. Schlusslicht bei den Hosen für Männer ist die Diesel Zatiny 88 Z*O. Sie ist mit 190 Franken zugleich die teuerste Jeans im ganzen Test. Die Hose war nach der Wäsche 3 Zentimeter kürzer als vorher. Bei diesem Modell sollte man sich schon beim Kauf überlegen, eine Nummer grösser zu kaufen – wie bei der Canda Stretch Regular und der Mac-Stella-Frauenjeans.
Der Test zeigte zudem: Die stark geschrumpften Jeans veränderten sich nach dem Waschen auch an anderen Stellen am meisten – vor allem beim Reissverschluss, den Kanten der Gürtelschlaufen, der Bundkante und dem Saum. An sechs Hosen wurden die «Leder»-Embleme stark angegriffen, am meisten beim Miss-Sixty-Modell.
Reibechtheit: Drei Viertel der Jeans färben ab
Die qualitativen Unterschiede waren bei den Damenhosen im Test grösser als bei den Jeans für Männer. Die erstaunliche Erklärung verschiedener Händler: Die Damenmodelle würden sich häufiger und stärker von Saison zu Saison ändern. Deshalb müssten sie nicht so lange halten wie Herrenjeans. Keine guten Noten gabs beim Testpunkt Reibechtheit. Bei allen Modellen war sie nahezu gleich schlecht. Für Jeansträger gilt deshalb höchste Alarmstufe, wenn sie es sich auf Sofas oder Sitzgruppen bequem machen und wenn sie helle Kleider tragen. Sie können nachhaltig verfärben, wenn sie mit der Jeans in Berührung kommen.
15 der 20 getesteten Hosen färbten in leicht feuchtem Zustand extrem auf hellen Untergrund ab. Auch die anderen fünf Hosen schafften die bei diesem Testpunkt sehr tief angesetzte Mindestforderung nur knapp. Das Labor testete nämlich nur die Reibechtheit auf Stoff. Beispiele aus dem Alltag zeigen aber, dass auch Sitzbänke und Autositze aus Leder von einer Jeans so stark eingefärbt werden, dass sich das Blau nicht mehr abwaschen lässt.
«Ein solches Ergebnis widerspricht den C&A-Qualiätsanforderungen. Wir werden das Gespräch mit dem Lieferanten suchen. Wenn sich das Problem nicht beheben lässt, werden wir die Hose nicht mehr verkaufen», verspricht Peter Gadient von der Modekette. «Unsere Tests überprüfen die Reibechtheit in trockenem Zustand», sagt Susanne Hesse von Mac Mode. Auf alle Fälle sollte man die Etiketten auf der Hose beachten. «Dunkler Denim und helle Bezüge mögen sich nicht», steht etwa auf der Etikette der Mac-Jeans.
Schweisstest: Gute Noten für alle Modelle
Erfreulich ist hingegen das Ergebnis des Schweisstests an den Hosen. Sieben verschiedene Gewebetypen von Baumwolle über Kunstfasern bis zu Wolle, wie sie unter anderem in Unterwäsche vorkommen, wurden mit Flüssigkeiten befeuchtet. Diese simulierten je einen sauren und einen alkalischen Schweiss. Selbst nach mehreren Stunden Kontakt verfärbte keine Jeans diese Stoffe gravierend.
Lexikon
- Einlaufen: das Schrumpfen von Stoffen nach der Wäsche.
- Raw: Die Jeans wird genäht, verpackt und ausgeliefert (satte Farbe, hohes Ausbluten des Farbstoffes Indigo).
- Reibechtheit: Gibt an, wie stark ein Stoff abfärbt, wenn er mit anderem Material in Kontakt kommt.
- Rinsed: Die Jeans wird nach dem Nähen für den Verkauf gewaschen und getrocknet.
- Stonewash: Nach dem Nähen wäscht der Hersteller die Jeans in der Maschine zusammen mit Bimssteinen (führt zu unregelmässigem Abreibeffekt).
- Stretch: Neben Baumwollfasern kommen auch elastische Fasern aus Elastan (Markennamen: Lycra, Spandex) in den Stoff. Die Jeans passt sich dadurch beim Tragen dem Körper besser an.
So wurde getestet
saldo liess 20 der meistverkauften Jeans in der Schweiz testen. Die Prüfungsbedingungen sollten dem Alltag mit der Hose entsprechen.
- Einlaufen: Jeweils 6 bis 7 Hosen wurden von aussen nach innen gekehrt, zusammen in der Maschine gewaschen, aufgeschüttelt und auf der Leine über Nacht getrocknet. Nach zehn Waschgängen wurde geprüft, wie sich die Hosen verändert hatten. Das Eingehen in Längs- und Querrichtung wurde gemessen.
- Veränderungen: Die Experten überprüften jede Hose an mehr als zehn Stellen auf weitere Veränderungen: Laufen Knöpfe und Nieten an? Verziehen sich Nähte? Zeigen Kanten und Säume Abnutzungserscheinungen? Werden Gesässtaschen und Dekorelemente wie Embleme beschädigt?
- Reibechtheit: Je ein trockener und ein feuchter weisser Baumwollstoff wurden mit einem Apparat zehnmal 10 Zentimeter weit über die Jeans gezogen. Die Verfärbung der Baumwollstücke wurde gemäss internationaler Textilnorm bewertet.
- Schweissechtheit: Sieben verschiedene Stoffarten wurden mit einer sauren und einer alkalischen Flüssigkeit benetzt, wie sie bei Schweiss vorkommen, und während vier Stunden bei 37 Grad auf der Jeans liegen gelassen.
- Nickeltest: Nach zehn Waschgängen wurde während einer Woche getestet, ob Nickel aus den Nietrückseiten der Hauptverschlussknöpfe austritt. Bei nahezu allen geprüften Mustern war kein Nickel nachzuweisen. Oder die Menge war so gering, dass sie unbedenklich ist.