Wer im Frühling durch den Wald spaziert, hat oft den intensiven süsslichen Duft von Maiglöckchen in der Nase. Den gleichen Geruch findet auch, wer an gewissen Anti-Schuppen-Shampoos riecht. Das zeigt der saldo-Test: Fünf von zwölf dieser Shampoos waren mit dem Maiglöckchen-Duftstoff Linalool parfümiert – und das ist heikel. Denn auf der Haut kann Linalool Ausschläge oder Ekzeme fördern. Laut dem Wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU reagieren besonders viele Menschen allergisch auf Linalool. Wenn die Kopfhaut bereits juckt und schuppt, sollte man sie nicht mit allergieauslösenden Stoffen weiter belasten. Auch auf die Zitrusstoffe Limonene und Citral reagieren laut dem EU-Ausschuss viele Leute mit Allergien. Zwei Produkte im Test enthielten mindestens einen dieser Stoffe.
Beim Kauf in der Landi auf Liste der Inhaltsstoffe achten
Das bekannte Markenprodukt «Head & Shoulders Classic Clean» fiel im Test durch: Es enthielt nebst Linalool auch den künstlichen Moschusduft Galaxolid. Er kann über die Haut in den Körper gelangen. Forscher wiesen ihn bereits in Blut und Muttermilch nach. Eine Studie türkischer Wissenschafter aus dem Jahr 2021 zeigt ausserdem, dass Galaxolid die Ausbreitung bestehender Tumore im Körper fördern kann. Zusätzlich fand das Labor die problematischen PEG-Derivate. Diese Stoffe können die Haut durchlässiger für Schadstoffe machen. Bedenklich sind solche PEG-Derivate in Kombination mit anderen gesundheitsschädigenden Stoffen, wie beim «Head & Shoulders»-Produkt.
«Head & Shoulders»-Hersteller Procter & Gamble erachtet die eingesetzten Stoffmengen als sicher: «Wir haben das Shampoo einer Sicherheitsbewertung unterzogen.» Landi schreibt saldo, beim Beauté-Suisse-Shampoo sei die Rezeptur geändert worden. Die neue Version enthalte kein Linalool mehr. Wer dieses Shampoo kauft, sollte also darauf achten, dass auf der Inhaltsstoffliste Linalool fehlt. Coop vertritt die Meinung, die Mengen an Parfümstoffen im Naturaline-Shampoo seien unbedenklich. Trotzdem überarbeite man gegenwärtig die Rezeptur. Dabei wolle man möglichst auf allergene Duftstoffe verzichten.
«M-Classic»-Produkt schnitt am besten ab
saldo empfiehlt: Gegen schuppende Kopfhaut ein Shampoo ohne Schadstoffe wählen. Im Test schnitten drei Produkte sehr gut ab. Sie enthielten weder allergieauslösende noch hautreizende oder potenziell krebserregende Stoffe. An der Spitze landete das günstige Migros-Produkt «M-Classic Hair Shampoo Anti-Schuppen» für 43 Rappen pro 100 Milliliter. Ebenfalls die Bestnote erreichte das teurere «Nivea Anti-Schuppen-Shampoo». Für 100 Milliliter bezahlt man Fr. 1.40. Das sehr gute Naturkosmetikprodukt «Anti-Dandruff Shampoo» von Urtekram kostet Fr. 3.92 pro 100 Milliliter.
Schuppen können bei trockener Kopfhaut entstehen. Häufig steckt ein Hautpilz dahinter. Anti-Schuppen-Shampoos enthalten in der Regel Mittel, die das Wachstum des Hautpilzes eindämmen. Häufig kommt der künstliche Stoff Pirocton-Olamin zum Einsatz. Er ist laut einem Test der deutschen Stiftung Warentest besonders wirksam gegen Schuppen. Aber auch pflanzliche Wirkstoffe wie Brennnessel, Huflattich und Rosmarin dämmen die Schuppenbildung ein.
Nicht mehr eingesetzt werden darf seit März der Wirkstoff Zinkpyrithion. Er irritiert die Haut und soll die Fortpflanzungsfähigkeit schädigen. Der saldo-Test belegt: Die Hersteller halten sich an das Verbot. Zinkpyrithion steckte in keinem der Produkte.
Laut der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich sollte man bei der Bekämpfung von Schuppen darauf achten, dass die Kopfhaut nicht zu stark beansprucht wird und austrocknet. Daher gilt in der Regel: Nicht zu oft Haare waschen. Und besonders wichtig: Nicht zu heiss duschen und föhnen. Wer ein Anti-Schuppen-Shampoo benutzt, sollte es etwa eine Minute einwirken lassen.
So wurde getestet
Das Labor SGS Fresenius in Wörgl (A) überprüfte die Inhaltsstoffe von zwölf Anti-Schuppen-Shampoos für saldo. Die Kriterien im Detail:
- Allergene Duftstoffe: Das Labor suchte nach 31 Stoffen, die Allergien auslösen können. Sie müssen bei Shampoos ab 100 Milligramm pro Kilogramm deklariert sein.
- Künstliche Moschusverbindungen und Cashmeran: Diese synthetischen Parfümstoffe ersetzen natürlichen, teuren Moschus. Sie reichern sich im menschlichen Fettgewebe an. Eine türkische Studie deutet darauf hin, dass sie die Ausbreitung von bestehenden Tumoren fördern könnten.
- Substanzen, die die Hautbarriere schwächen: PEG, PEG-Derivate und EDTA werden als Stabilisatoren und Bindemittel in Kosmetika eingesetzt. Sie machen die Haut durchlässig für Fremdstoffe.
- Formaldehyd und Formaldehyd-Abspalter: Der Konservierungsstoff kann Augen, Haut und Atemwege reizen. Zudem gilt er als erbgutverändernd. Erfreulich: Das Labor fand in keinem Produkt Formaldehyd. Die deutsche Zeitschrift «Öko-Test» wies 2021 noch in 2 von 50 Anti-Schuppen-Shampoos den Stoff Formaldehyd nach.