Einen guten Velohelm gibts schon für 29 Franken
Zwei Velohelme fielen im saldo-Sicherheitstest durch. Coop zieht Konsequenzen und ruft den Prix-Garantie-Helm zurück. Erfreulich: Unter den guten Helmen gibt es auch günstige Modelle.
Inhalt
saldo 05/2009
14.03.2009
Letzte Aktualisierung:
17.03.2009
Jeannette Büchel
Fast 40 Prozent aller Velofahrerinnen und -fahrer tragen einen Helm, um sich bei einem Sturz zu schützen. Doch das ist nicht genug: Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) hat berechnet, dass jährlich 20 Todesopfer und 1000 Schädel-Hirn-Verletzte weniger zu beklagen wären, wenn alle Velofahrer immer mit Helm aufs Rad steigen würden. Alle im Handel erhältlichen Velohelme tragen eine Etikette, wonach sie die Sicherheitsauflagen der EN-Norm 1078 erf&...
Fast 40 Prozent aller Velofahrerinnen und -fahrer tragen einen Helm, um sich bei einem Sturz zu schützen. Doch das ist nicht genug: Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) hat berechnet, dass jährlich 20 Todesopfer und 1000 Schädel-Hirn-Verletzte weniger zu beklagen wären, wenn alle Velofahrer immer mit Helm aufs Rad steigen würden. Alle im Handel erhältlichen Velohelme tragen eine Etikette, wonach sie die Sicherheitsauflagen der EN-Norm 1078 erfüllen (siehe unten «Test-Kriterien»). Aber die Etikette allein genügt nicht: saldo hat 12 Velohelme ins Labor der Empa in St. Gallen geschickt, um herauszufinden, wie gut sie bei einem Sturz den Kopf des Velofahrers tatsächlich schützen.
Drei getestete Helme erhielten das Gesamturteil «sehr gut»
Eingekauft wurden die Helme im Fachhandel, bei Grossverteilern und bei grösseren Sporthändlern. Die Preise bewegen sich zwischen 29 und 180 Franken, und die Helme unterscheiden sich im Design sowie der Ausführung. Für den Test spielt dies allerdings keine Rolle, weil er einzig die Sicherheit bewertet. Und diese Kriterien müssen alle Helme in gleichem Masse erfüllen.
Drei Helme bestanden alle Prüfungen mit Bravour, sie erhielten das Gesamturteil «sehr gut»: Es handelt sich um die Modelle Specialized Propero, Bell Venture und Ked Spiri. Zwei Velohelme fielen hingegen durch: Alpina Mythos und der Prix-Garantie-Velohelm von Coop. Diese beiden Helme bieten im Falle eines Sturzes ungenügenden Schutz, weil sie über eine schlechte Stossdämpfung verfügen. Beim Prix-Garantie-Helm kommt hinzu, dass er sich zu leicht vom Kopf abstreifen lässt: Bei einem Sturz wäre das fatal.
Coop hat umgehend auf das Testergebnis reagiert und den Helm aus dem Verkauf zurückgezogen. Pressesprecher Karl Weisskopf schreibt: «Weder bei uns noch bei unserem Lieferanten sind bisher Kundenreklamationen eingetroffen. Da aber aufgrund des Testresultats weitere Sicherheits-Abklärungen und Überprüfungen notwendig sind, haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen.» Für Alpina war das ungenügende Testergebnis Anlass, zwölf Helme nachprüfen zu lassen. Janine Birrer von Alpina erklärt: «Auf der Prüfanlage unseres Produzenten haben alle Helme die Norm erfüllt.»
Zwei Helme weisen ungenügende Stossdämpfung auf
Die EN Norm 1078 schreibt vor, dass die Helme bei der Stossdämpfungsprüfung den Wert von 250 g nicht überschreiten dürfen. Die Masseinheit g steht für die Erdbeschleunigung. Der Messwert gibt die Belastung des Kopfes bei einem Sturz an. Alpina liegt mit einem Testergebnis von 253,8 g knapp über dem gemäss Norm maximal zulässigen Wert. Der Prix-Garantie-Helm überschreitet diese Marke bei weitem, er erreichte einen Prüfwert von 360,7 g. Zum Vergleich: Beim Testsieger Specialized Propero massen die Tester einen Maximalwert von 122,5 g. Dieser Helm fängt bei einem Sturz die Energie bedeutend besser ab als die beiden ungenügenden.
Nur der Velohelm von Coop hielt nicht richtig auf dem Kopf
Ein Helm mit optimaler Stossdämpfung nützt nichts, wenn er sich bei einem Sturz vom Kopf löst. Die Empa-Experten prüften, ob die Helme diese Auflage erfüllen: Mit Ausnahme des Prix-Garantie-Produkts blieben im Labor alle Helme auf den Prüfköpfen. Beim Coop-Modell brach im Helm eine Kunststoffverankerung und der Tragriemen wurde als Folge davon hinten aus der Helmschale gezogen.
Die Fahrradhelme bestehen aus geschäumtem Styropor-Material, welches aussen durch eine Hartschale abgedeckt ist. Am Kopf befestigt wird der Helm durch ein Gurtsystem. Die Tester prüften, wie belastbar diese Trageeinrichtung ist. Diese Prüfung bestanden alle Helme ohne Mangel.
Klassische Fahrradhelme haben ein sportliches Design und sind deshalb nicht jedermanns Sache. Bisher gab es kaum Alternativen zu diesen schnittigen Kopfbedeckungen. Nun zeichnet sich ein neuer Trend aus den USA ab: Hersteller wie Yakkay oder Nutcase bieten Velohelme in diversen Farben und Mustern an, die andere modische Akzente setzen.
Das Testergebnis des Nutcase-Modells belegt, dass auch diese Helme guten Schutz bieten. Einziger Nachteil: Das Einstellen am Kopf geht nicht so problemlos wie bei den gebräuchlichen Helmen. Damit ein solch neuer Helm optimal sitzt, sind Polster einzukleben.
Unter den guten Modellen kostet das billigste 29 Franken
Positiv aufgefallen im Test ist der Ked-Helm. Neben dem «sehr guten» Testergebnis zeichnet er sich durch eine sinnvolle Innovation aus: Er verfügt als einziger Helm im Test über ein integriertes Rücklicht. Der Test zeigt, dass Qualität keine Preisfrage ist. Zwar kostet der Testsieger Specialized stolze 169 Franken. Aber unter den guten Modellen hat es sehr preiswerte: So kostet der Aerogo von Jumbo lediglich 29 Franken und der M-Budget-Helm Fr. 39.90.
Test-Kriterien
Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa in St. Gallen testete die Helme im Auftrag von saldo. Untersucht wurden auf Grundlage der EN Norm 1078 drei Sicherheitsaspekte:
- Stossdämpfung: Die Experten setzten den Helm auf den Prüfkopf. Diesen liess man aus einer bestimmten Höhe auf einen Stahlamboss prallen. Vier Stürze simulierten unterschiedliche Situationen wie den Fall auf einen flachen Untergrund oder auf eine Bordsteinkante. Ein Sensor im Prüfkopf mass beim Aufprall, wie stark die Belastung für den Kopf war. Die Norm erlaubt maximal 250 g (Erdbeschleunigung). Je kleiner der Messwert, desto besser.
- Abstreiftest: Experten befestigten einen Haken auf der Hinterseite des Helms. Daran brachten sie ein Drahtseil an. Dann wurde der Helm ruckartig schräg nach oben und vorne gezogen. Dabei durfte er sich nicht vom Prüfkopf lösen.
- Festigkeit der Trageeinrichtung: Die Tester prüften, wie belastbar die Trageeinrichtung ist. Beim Test wurde der Kinnriemen mit einer bestimmten Kraft nach unten gezogen. Dabei durfte sich das Gurtsystem nicht verschieben und der Verschluss musste noch geöffnet werden können.
Trag-Tipps: So stellt man den Velohelm richtig ein
Damit ein Helm gut schützt, muss er richtig eingestellt sein. Darauf kommt es an:
- Helm richtig positionieren und gut in die Stirn ziehen. Faustregel: Zwei Finger Abstand zwischen Nasenwurzel und Helmrand.
- Helm mit dem Drehknopf auf der Hinterseite an den Kopfumfang anpassen.
- Die seitlichen Y-Riemen sollten genau unter dem Ohr zusammenkommen. Die Riemen so verstellen, dass der Y-Punkt stimmt und die Schnalle unter das Kinn zu liegen kommt.
- Bei geschlossenem Helm sollten zwischen Kinn und Riemen zwei Finger gerade Platz finden.
- Den überstehenden Riemen abschneiden und die Schnittkante mit einem Feuerzeug verschweissen. Es reicht, wenn zirka 6 cm Riemen nach der Schnalle überstehen.
- Niemals einen Helm kaufen, ohne ihn vorher anzuprobieren. Oft stimmen die Grössenangaben auf dem Helm nicht. Zudem passt nicht jeder Helm auf jeden Kopf. Am besten probiert man Modelle verschiedener Hersteller. Der Helm darf nirgends drücken.
- Nach einem heftigen Schlag, vor allem nach einem Unfall, sollte der Helm ersetzt werden. Auch wenn man von aussen nichts sieht, kann die Schale beschädigt sein und bei einem weiteren Unfall nicht mehr genügend schützen.
- Grundsätzlich sollte ein Helm nach rund fünf Jahren ersetzt werden, denn das Material altert, wird dabei spröde und brüchig.
Quelle: www.velojournal.ch
Aktion: Velohelm 20 Franken günstiger kaufen
Wer in der Zeit vom 1. April bis zum 15. Mai einen Velohelm kauft, erhält ihn 20 Franken günstiger. Einzige Voraussetzung: Der Helm muss einen Aufkleber der EN Norm 1078 haben. Bons für die Vergünstigung gibt es direkt bei den Verkaufsstellen.
Die 20 Franken Verbilligung werden direkt vom Verkaufspreis abgezogen. Die Bons sind sowohl in kleinen Fachgeschäften wie auch bei grossen Sportketten erhältlich. Eine Liste aller Geschäfte, die sich an dieser Velohelm-Aktion beteiligen, sowie weitere Informationen findet man im Internet unter www.velohelm.ch.