Ein guter Tropfen ist keine Frage des Preises
Veuve Clicquot heisst der Champagner-Testsieger. Aber auch weniger bekannte Marken erzielten sehr gute Noten. Und sind erst noch weitaus günstiger.
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saldo 20/2006
06.12.2006
Jeannette Büchel
Rechtzeitig zum Fest hat saldo die Qualität von Champagnern untersucht. Der Test zeigt, welche Produkte ihr Geld wert sind und welche Flaschen man besser im Regal stehen lässt. Für den Test ausgewählt wurden zwölf Champagner der Geschmacksrichtung «brut» mit Preisen zwischen 18 und 52 Franken, darunter bekannte Markenprodukte sowie Eigenmarken von Grossverteilern.
saldo liess die Schaumweine von einer Expertenjury degustieren und schickte sie zudem ins Labor. Dort wurde ihr...
Rechtzeitig zum Fest hat saldo die Qualität von Champagnern untersucht. Der Test zeigt, welche Produkte ihr Geld wert sind und welche Flaschen man besser im Regal stehen lässt. Für den Test ausgewählt wurden zwölf Champagner der Geschmacksrichtung «brut» mit Preisen zwischen 18 und 52 Franken, darunter bekannte Markenprodukte sowie Eigenmarken von Grossverteilern.
saldo liess die Schaumweine von einer Expertenjury degustieren und schickte sie zudem ins Labor. Dort wurde ihr Gehalt an Zucker, Alkohol und Schwefeldioxid überprüft. Schwefeldioxid wird als Konservierungsmittel eingesetzt und kann ab einer gewissen Menge Kopfweh und Übelkeit verursachen.
Beurteilung der Schaumweine im Blindtest
Sechs Weinexpertinnen und -experten degustierten im Restaurant Belvoirpark in Zürich die Champagner. Der Jury gehörten an: Wilfried Brauchart, Sommelier Carlton Restaurants & Bar, Zürich; Felix Fischer, Redaktionsleiter von T-Online.ch und Verfasser von Weintipps; Erich Grasdorf, Weinjournalist; Gabriela Perret, Weinproduzentin; Nadine Saxer Gysel, Önologin, und Nicole Schumacher, Chef de Service und Instruktorin der Hotelfachschule Belvoirpark.
Aufgabe der Jury war es, Erscheinungsbild, Geruch, Geschmack und allgemeine Qualität der Champagner in einem Blindtest zu beurteilen. Dazu wurden die Flaschen verhüllt, sodass die Experten jeweils nicht wussten, von welchem Champagner sie kosteten. Vergeben konnte die Jury maximal 20 Punkte pro Schaumwein. Dieses Resultat wird aber fast nie erreicht. Denn die Höchstnote auf der international gebräuchlichen Weinbeurteilungsskala ist absolut aussergewöhnlichen und grossartigen Weinen vorbehalten.
Denner- und Aldi-Produkte: Gut und günstig
Die beste Note im saldo-Test erreichte mit 16,7 Punkten der Champagner von Veuve Clicquot. Er erhielt von allen Jurymitgliedern sehr hohe Noten. Gelobt wurde insbesondere sein harmonisches Gefüge sowie die angenehmen Apfel- und Birnennoten.
Genuss bringt das Anstossen auch mit diesen Produkten: Pol Simon, Laurent-Perrier, Charles Bertin, Mumm Cordon Rouge, Louis Roederer, Vve Alice Margot, Tribaut Schloesser La Souveraine, Nicolas Feuillatte und Champagne de Montpervier. Die Gesamtnote dieser Champagner liegt zwar rund einen Punkt tiefer als jene des Testsiegers, sie haben dennoch alle sehr gut abgeschnitten.
Das zeigt, dass der Preis nichts über die Qualität aussagt. Denn der teuerste Champagner im Test, Louis Roederer für 52 Franken, liegt nur 0,4 Punkte vor dem günstigsten Produkt, dem Champagne de Montpervier von Aldi für 18 Franken. Mit einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis kann der Denner-Champagner Pol Simon brillieren. Er liegt mit 15,7 Punkten auf Platz zwei und kostet nur gerade Fr. 19.95 pro Flasche.
Eher negativ aufgefallen sind die beiden Marken-Champagner Moët & Chandon mit 13,1 und Pommery mit 13,3 Punkten. Diese Punktzahl reichte nur für die Note «korrekt». Bei Moët & Chandon bemängelten die Tester eine reduktive Note. Sie nahmen also einen intensiven, unangenehmen, fauligschweren Hefeton wahr. Benoît Gouez, Kellermeister bei Moët & Chandon, ist überrascht über das Ergebnis: «Der reduktive Charakter ist bei den Testern nicht gut angekommen. Dieser ist aber typisch für den Stil von Moët & Chandon.» Auch bei Pommery fielen die Kommentare nicht gerade schmeichelhaft aus: «Riecht nach Sauerkraut» und «Schwefelgeruch» notierten die Tester an der Degustation.
Deutliche Unterschiede beim Zuckergehalt
Erfreulicher waren die Ergebnisse der Laboranalysen. Der Alkoholgehalt aller Champagner liegt um 12 Prozent. Das entspricht den Angaben, welche die Hersteller auf der Etikette machen. Deutlichere Unterschiede gab es beim Zuckergehalt. Dieser liegt zwischen 10,6 (Nicolas Feuillatte) und 14,7 Gramm pro Liter (Moët & Chandon, Charles Bertin). Für die Geschmacksrichtung «brut» sind 15 Gramm pro Liter erlaubt.
Auch beim Schwefeldioxid kann Entwarnung gegeben werden: Alle Champagner enthalten viel weniger als den erlaubten Maximalwert von 260 Milligramm pro Liter.
Weil Schwefeldioxid ab einer bestimmten Konzentration für Übelkeit, Kopfweh und Asthmaanfälle sorgen kann, müssen in der EU alle Flaschen, die mehr als 10 Milligramm pro Liter enthalten, den Aufdruck «enthält Sulfit» tragen.
Schwefeldioxid: Deklarationspflicht ab Januar 2008
In der Schweiz haben die Hersteller noch bis Anfang 2008 Zeit, bevor sie ebenfalls der Deklarationspflicht unterliegen. Dennoch ist bei 9 der 12 Champagner der Schwefeldioxidgehalt bereits deklariert. Hingegen fehlt er bei Mumm, Nicolas Feuillatte und Pommery. Die degustierten Champagner dieser drei Marken stammen laut den Herstellern aus dem Jahr 2005, obwohl sie von saldo im November 2006 gekauft wurden. Alle drei Champagnerhäuser versichern, dass ihre Weine mittlerweile korrekt deklariert seien. Sylvain Carnal, Generaldirektor bei Vranken Pommery Suisse SA, schreibt dazu: «Es ist möglich, dass noch Flaschen verkauft werden, die vor November 2005 produziert wurden, wenn der Lagerumschlag bei den Verkaufsstellen nicht korrekt organisiert wurde.»
In der Schweiz dürfen die Hersteller vor 2008 produzierte Weine weiterhin ohne Deklaration verkaufen. Beim Kauf von Champagner empfiehlt es sich daher, einen Blick auf die Etikette zu werfen. Fehlt der Hinweis «enthält Sulfit», handelt es sich um eine Flasche aus alten Beständen. Beim Champagner ist das ein Nachteil. Denn die Schaumweine sind trinkfertig, wenn sie in den Handel gelangen. Langes Lagern schadet ihnen.
Wie aus Wein Champagner wird
Champagner darf sich nur ein Schaumwein nennen, der aus der Champagne in Frankreich stammt. Dieses Gebiet liegt etwa 150 Kilometer nordöstlich von Paris, die grössten Kellereien befinden sich in den Städten Reims und Épernay. Die drei klassischen Weinsorten, aus denen Champagner hergestellt wird, sind: Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier. Die Trauben wachsen auf kalkhaltigem Boden und das Klima im Norden Frankreichs ist relativ kalt und regnerisch - das sind ideale Voraussetzungen, um Champagner zu keltern.
Der Wein wird zunächst vergoren und verschnitten und dann in Flaschen abgefüllt. Hinzu kommen Hefe und Zucker, sodass es in der Flasche zu einem zweiten Gärungsprozess kommt, der sogenannten Flaschengärung. Die Hefe «frisst» dabei den Zucker - so entstehen die winzigen Kohlensäureblasen, die für das schäumende Prickeln sorgen.
Um die Heferückstände aus dem Champagner zu entfernen, werden die Flaschen über Monate hinweg gerüttelt, damit die Ablagerungen zum Flaschenhals rutschen. Dieser wird in eine Gefrierlösung getaucht, welche die Hefeablagerungen zu einem Eispfropfen gefrieren lässt. Dann wird der Korken entfernt und der Eispfropfen schiesst aus der Flasche. Weil dabei auch etwas Wein herauskommt, wird mit der «Dosage», bestehend aus älterem Wein und Zucker, wieder aufgefüllt.
Mit der Zuckerbeigabe lässt sich die Säure ausgleichen, und der Champagner erhält seine Geschmacksrichtung: brut (naturherb), sec (trocken), demic-sec (halbtrocken) oder doux (süss). Am häufigsten getrunken werden Brut-Champagner. In der Flasche herrscht ein grosser Druck, vergleichbar mit einem Lastwagenreifen. Deshalb wird sie mit Korken und Draht versiegelt.
Champagner tragen meist keine Jahrgangsangabe. Sie werden aus Weinen unterschiedlicher Jahrgänge und Lagen produziert. Die Produzenten versuchen so, eine gleichbleibende Qualität zu erzielen. Trägt Champagner einen Jahrgang, ist er nur mit Trauben aus einem Jahr produziert. Jahrgangschampagner wird nur mit sehr guten Trauben gekeltert und reift bis sieben Jahre, bevor er auf den Markt kommt.