Ein guter Sonnenschutz für 6 Franken
Sonnenschutzmittel in Sprayform sind beliebt. Doch wie gut schützen sie die Haut tatsächlich vor ungesunden
UV-Strahlen? Der saldo-Test zeigt: Die meisten Sprays halten ihr Versprechen. Gross sind jedoch die Preisunterschiede.
Inhalt
saldo 12/2013
22.06.2013
Letzte Aktualisierung:
11.07.2013
Andreas Grote, Gertrud Rall
Wer seine Haut der Sonne aussetzt, benötigt ungeachtet des Hauttyps einen ausreichenden Sonnenschutz. Sonst drohen Hautrötungen, vorzeitige Hautalterung und schlimmstenfalls Hautkrebs. Das Angebot an Sonnenschutzmitteln ist gross und neben Cremes, Gels und Lotionen gibt es auch immer mehr Sonnenschutzsprays auf dem Markt.
saldo und die Sendung «Kassensturz» wollten wissen, ob man sich auf die angegebenen Schutzfaktoren der praktischen S...
Wer seine Haut der Sonne aussetzt, benötigt ungeachtet des Hauttyps einen ausreichenden Sonnenschutz. Sonst drohen Hautrötungen, vorzeitige Hautalterung und schlimmstenfalls Hautkrebs. Das Angebot an Sonnenschutzmitteln ist gross und neben Cremes, Gels und Lotionen gibt es auch immer mehr Sonnenschutzsprays auf dem Markt.
saldo und die Sendung «Kassensturz» wollten wissen, ob man sich auf die angegebenen Schutzfaktoren der praktischen Sprays verlassen kann. Dazu wurden zehn der meistverkauften Produkte von Detailhändlern sowie aus der Apotheke ins Testlabor geschickt. Hier prüften Fachleute die Schutzwirkung der Sprays gegenüber den hautschädigenden UVB- und UVA-Strahlen an Testpersonen (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Beide Strahlenarten können Hautkrebs verursachen. UVB-Strahlen lösen Sonnenbrand aus, die tiefer eindringenden UVA-Strahlen verursachen vorzeitige Faltenbildung und Hautirritationen.
Teure Produkte schützen nicht besser als günstige
Die gute Nachricht: Alle getesteten Produkte mit Lichtschutzfaktoren zwischen 20 und 30 verfügen über einen ausreichenden Schutz vor UVA-Strahlen. Und auch den auf der Verpackung deklarierten UVB-Schutz halten neun von zehn Sprays ein – sowohl der Lidl-Spray für Fr. 2.40 als auch der Spray von Louis Widmer für 28 Franken für jeweils 100 Milliliter. Der Preis spielt hinsichtlich des Sonnenschutzes also keine Rolle.
Unterschiede gab es lediglich bei der Treffgenauigkeit des UVB-Schutzes. Während dieser bei Cien Sun, Garnier Ambre Solaire, Piz Buin und Daylong fast exakt beim angeschriebenen Wert liegt, ist er bei den übrigen getesteten Produkten höher. saldo wertet diese Abweichung allerdings nicht ab, da sie als eine Art Sicherheitsmarge für den Anwender gesehen werden kann. Denn nicht jeder Anwender hält sich möglicherweise an die Herstellerempfehlungen und sprayt sich gut und häufig genug ein.
Wenn jedoch der gemessene UVB-Schutz mehr als dreimal höher ist als deklariert, wie im Fall des Sun Sprays von Denner, wurde dies mit einem Abzug von einer halben Note quittiert. Mit dem Ergebnis konfrontiert, zeigt sich Grazia Grassi von Denner überrascht. Um auch am Ende der Haltbarkeit den angegebenen Lichtschutzfaktor zu gewährleisten, arbeite man zwar mit einem gewissen Puffer: «Einen um das Dreifache erhöhten Wert können wir uns aber nicht erklären.»
Lichtschutzfilter: Zu hohe Dosierung kann die Haut reizen
Zwar ist der Sonnenschutz bei diesem Produkt sicher gewährleistet. Lichtschutzfilter sollten aber mit Bedacht eingesetzt werden. Denn: Bei empfindlichen Menschen kann ein sehr hoher Gehalt an Filtersubstanzen die Haut auf Dauer reizen. Einen Vorteil haben derartig hohe Lichtschutzfaktoren kaum. Die Zunahme des UV-Schutzes läuft nicht linear und ist ab Lichtschutzfaktor 30 nur noch sehr gering.
So wurde getestet
Das Prüfinstitut Dr. Schrader in Holzminden (D) hat zehn Sonnenschutzsprays zwischen Lichtschutzfaktor 20 und 30 auf ihre UV-Schutzwirkung untersucht.
- UVB-Strahlung: Der in Sonnenschutzmitteln angegebene Lichtschutzfaktor (LSF/SPF) bezieht sich auf die UVB-Strahlen. Er sagt aus, wie viel mal länger man sich mit dem jeweiligen Sonnenschutzmittel in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies ohne Schutz der Fall wäre.
Das Labor testete die Sprays gemäss der internationalen SPF-Testmethode 2006. Dabei wurde die Creme auf den Rücken von mindestens zehn Probanden aufgetragen und nach verschiedenen Bestrahlungszeiten die erhöhte Hautrötung gemessen. - UVA-Strahlen: Der UVA-Schutzfaktor einer Sonnencreme muss gemäss EU-Empfehlung mindestens ein Drittel des LSF betragen. Für die Messung (nach Colipa 2011) wurde die Sonnencreme auf eine durchsichtige Plexiglasplatte aufgetragen. Dann wurde die Filterwirkung anhand der durchdringenden Strahlung berechnet und im Vergleich zum angegebenen SPF bewertet.
Tipps: Sonnenbaden: Jeder Hauttyp ist gefährdet
Krebsliga und Fachleute empfehlen neu, auch mit gebräunter Haut beim Sonnenbaden vorsichtig zu sein.
Vor zehn Jahren führte die Krebsliga sechs Hauttypen ein: Von hell nordisch bis bräunlich mediterran. Die Absicht: Jeder sollte selbst einschätzen können, wie empfindlich seine Haut auf Sonne reagiert.
Jetzt machen die Experten eine Kehrtwende. Dermatologe Robert Hunger vom Berner Inselspital sagt: «Man hat den Hauttyp in der Vergangenheit überbewertet.» Mehr noch: Das Modell hat sich als unbrauchbar erwiesen.
Experten raten heute generell davon ab, den ganzen Tag in der Sonne zu liegen – unabhängig vom Hauttyp. Aline Binggeli von der Krebsliga begründet: «Viele Leute schätzen ihren Hauttyp als zu dunkel ein.» Weitere Faktoren wie vorgebräunte Haut, die Menge der aufgetragenen Sonnencreme, Medikamente, Kleidung oder die Sonneneinstrahlung machen eine exakte Berechnung unmöglich.
Neu gelten die Empfehlungen der Krebsliga für alle Hauttypen. Dazu gehört, dass man zwischen 11 und 15 Uhr im Schatten bleibt und an der Sonne Hut, Sonnenbrille und Kleidung trägt. Dichtes, dunkles Gewebe schützt am besten.
Die Krebsliga empfiehlt in der Schweiz einen Sonnenschutz mit einem Faktor von mindestens 15. Eine kürzlich in der Fachzeitschrift «Photodermatology, Photoimmunology & Photomedicine» veröffentlichte Studie kommt jedoch zum Schluss, dass Faktor 15 bei längerem Sonnenaufenthalt nicht vor Sonnenbrand schützt. Dazu brauche es einen höheren Schutzfaktor.
Zahlreiche Untersuchungen haben auch gezeigt, dass viele Personen die Sprays und Cremes zu dünn auftragen. Das reduziert den Schutz deutlich. Hautarzt Mark Anliker vom Kantonsspital St. Gallen rät deshalb: «Am besten sollte man die Haut zweimal im Abstand von 30 Minuten eincremen.» So erreiche man den auf der Flasche angegebenen Sonnenschutzfaktor.
Zudem sollte man sich nach jedem Aufenthalt im Wasser neu einschmieren. Wer zweimal 20 Minuten im Wasser ist und sich anschliessend abtrocknet, hat nur noch weniger als den halben Schutz. Das trifft auch auf als «wasserfest» angepriesene Produkte zu.