Ob im Schlafzimmer, am Arbeitsplatz oder in der Stube: Bis zu 90 Prozent der Zeit verbringt man in Innenräumen. Daher ist es wichtig, dass die Luft möglichst unbelastet ist von Feinstaub, Milbenkot, Pollen oder Giftstoffe.
Die Hersteller von Luftreinigern versprechen Abhilfe. Ausgerüstet mit mehrlagigen Filtern und einer Schicht aus Aktivkohle sollen die Geräte Partikel, Bakterien oder Viren aus der Luft entfernen – laut Herstellern wie Philips bis zu 99,97 Prozent.
Doch das sind meist leere Versprechen, wie der Test des Gesundheitstipp zeigt. Für den Vergleich prüfte ein deutsches Fachlabor acht Luftreiniger zu Preisen zwischen 50 und 180 Franken. Es untersuchte in einer Prüfkammer, wie gut die Geräte bei Maximalleistung Zigarettenrauch und damit Partikel unterschiedlicher Grösse filterten.
Das Ergebnis des Tests fällt ernüchternd aus: Fünf Luftreiniger schafften es nicht, gasförmige Schadstoffe wie Formaldehyd herauszufiltern. Dazu gehören die Geräte von Philips, Intertronic, Furber, Kärcher und Ayce. Formaldehyd und andere flüchtige Schadstoffe stammen aus Bodenbelägen, Farbanstrichen, Möbeln oder von Abgasen. Der Stoff reizt laut Bundesamt für Gesundheit die Augen und die Schleimhäute. Er kann auch zu Kopfschmerzen, Müdigkeit und Unwohlsein führen.
Xiaomi-Gerät filtert Schadstoffe effizient
Die schlechte Leistung der fünf Luftreiniger bei Gasen ist wenig erstaunlich: Das Labor fand in den Filtern oft nur wenig Aktivkohle, welche die Gase stoppen könnte. Ist diese zu wenig dicht verarbeitet, strömen flüchtige Schadstoffe leicht durch den Filter. Vier Produkte schnitten deshalb insgesamt ungenügend ab. Einzig der Testsieger von Xiaomi filterte Formaldehyd effizient aus der Luft.
Besser schnitten die Geräte bei festen Partikeln ab, also bei Feinstaub, Pollen, Russ, Bakterien oder Viren. Dort punktete auch das im Vergleich günstigste Gerät (Intertronic) mit einer guten Teilnote.
Das gilt gleichermassen für die Geräte von Ikea und Philips. Am besten war auch bei diesem Prüfpunkt der Reiniger von Xiamo.
Viele Hersteller schreiben dem Gesundheitstipp, sie wollten ihre Geräte verbessern. Laut Aldi ist sein Modell «Easy Home» nicht mehr erhältlich. Das sagt auch Furber zu seinem Modell.
Philips schreibt, man sei sich des Problems Formaldehyd bewusst. Je nach Land würden Philips-Geräte unterschiedliche Filter enthalten. In China liefere man bereits einen speziellen Formaldehydfilter mit. Man prüfe nun, ob dies auch in Europa möglich sei.
Grosse Unterschiede bei den Kosten für Ersatzfilter
Gut zu wissen: Wer den Kauf eines Luftreinigers plant, sollte nicht nur auf den Preis des Gerätes achten, sondern auch auf die Kosten für Ersatzfilter. Bei den für den Test eingekauften Geräten waren diesbezüglich die Unterschiede gross: Je nach Modell bezahlt man für einen Ersatzfilter zwischen 12 und 60 Franken. Laut den Herstellern halten die Filter einige Monate bis zu einem Jahr – je nach Luftqualität. Leben Raucher in der Wohnung, braucht es früher Ersatz.
Die deutsche Stiftung Warentest prüfte letztes Jahr an neun Geräten, wie schnell Filter in der Wirkung nachlassen. Ergebnis: Bereits nach dem Rauchen von 100 Zigaretten nahm die Leistung deutlich ab. Verbrauchte Partikel- und Aktivkohlefilter entsorgt man mit dem Kehricht. Allergiepatienten sollten beim Auswechseln den direkten Kontakt mit dem Filter vermeiden und sich mit Einweghandschuhen und einer Maske schützen.
Laut der Stiftung Warentest nimmt die Luftqualität in Innenräumen dann stark ab, wenn sich viele Menschen darin aufhalten. In solchen Situationen bringt ein Luftreiniger den grössten Nutzen. Trotzdem sind die Geräte kein Allheilmittel für gute Luft. Ebenso wichtig ist regelmässiges Stosslüften. Das Bundesamt für Gesundheit rät, in der Heizperiode die Wohnung je fünf Minuten am Morgen und am Abend mit Durchzug zu lüften.
So hat der Gesundheitstipp getestet
Für den Gesundheitstipp prüfte das Institut für Umwelt, Energie, Technik & Analytik in Duisburg (D) acht Luftreiniger. Anhand von Zigarettenrauch testeten die Experten, wie gut die Geräte grobe und feine Partikel aus der Luft filterten.
Zigarettenrauch enthält Partikel verschiedenster Grössen und chemische Verbindungen. Der Rauch diente als Stellvertreter für Pollen, Staub, Russ, Tröpfchen, Bakterien und Viren. Sie alle kommen in unterschiedlichen Grössen in der Innenraumluft vor.
Die Tester setzten die Luftreiniger in einer 30 Kubikmeter grossen Prüfkammer je gleichen Mengen an Rauch und Formaldehyd aus. Anschliessend massen sie, wie schnell die Geräte bei maximaler Leistung die Schadstoffe reduzierten. Die Messungen des Labors beruhten auf der chinesischen und der internationalen Prüfnorm.