E-Reader: Bibliothek im Taschenformat
Der saldo-Test zeigt: E-Reader bieten mehr Lesekomfort als Tablet-Computer. Sie überzeugen mit langer Akkulaufzeit und einem lesefreundlichen Display.
Inhalt
saldo 03/2013
20.02.2013
Jeannette Büchel
Elektronisches oder gedrucktes Buch? Beide Arten haben ihre Vor- und Nachteile. Ein gedrucktes Buch kann man überallhin mitnehmen, es so lange aufbewahren, wie man will, es verschenken oder verkaufen. Bei E-Books geht das nicht. Ihre Benutzung ist einschränkt. Man kann sie weder verkaufen noch verschenken oder ausdrucken. Sie lassen sich auch nicht auf beliebig vielen Geräten speichern. Der Verkäufer regelt den Gebrauch und kann gekaufte Bücher zum Teil wieder l...
Elektronisches oder gedrucktes Buch? Beide Arten haben ihre Vor- und Nachteile. Ein gedrucktes Buch kann man überallhin mitnehmen, es so lange aufbewahren, wie man will, es verschenken oder verkaufen. Bei E-Books geht das nicht. Ihre Benutzung ist einschränkt. Man kann sie weder verkaufen noch verschenken oder ausdrucken. Sie lassen sich auch nicht auf beliebig vielen Geräten speichern. Der Verkäufer regelt den Gebrauch und kann gekaufte Bücher zum Teil wieder löschen.
Der Speicherplatz reicht für über tausend Bücher
Aber die elektronische Art des Lesens hat auch einen gewichtigen Vorteil: Auf einem E-Reader lassen sich über tausend Bücher speichern. Man kann also seine ganze Bibliothek mit sich herumtragen, ohne schwer schleppen zu müssen: Die meisten Geräte wiegen kaum mehr als 200 Gramm.
saldo hat bei acht E-Readern geprüft, wie gut sie sich zum Lesen eignen. Zum Vergleich wurden zwei Tablet-Computer mitgetestet, bei denen man die elektronischen Bücher über entsprechende Apps lesen kann. Die Geräte im Test kosten zwischen 80 und 380 Franken. Die Experten des Prüflabors Müller-BBM prüften die Displayqualität, die Handhabung, das Laden von Büchern und die Akkulaufzeit. Die Note «sehr gut» erreichte nur der 175 Franken teure Kindle Paperwhite von Amazon.
Mit beleuchtetem Display lässt sich auch im Dunkeln lesen
Das Display der klassischen E-Reader funktioniert mit elektronischer Tinte, die Darstellung ist ähnlich wie bei einem klassischen Buch: kontrastreich und augenschonend. Ausserdem spiegelt das Display mit elektronischer Tinte nicht im Sonnenlicht. Die neuste Generation der E-Reader verfügt sogar über eine Hintergrundbeleuchtung (siehe Tabelle): Damit lässt sich auch im Dunkeln ohne zusätzliche Lichtquelle lesen. Alternativ bieten einige der Hersteller für ihre Geräte Hüllen an, bei denen ein Leselicht integriert ist. Die besten Noten für die Displayqualität erreichten Amazon Kindle Paperwhite und Bookeen Odyssey Frontlight HD – ihr Bildschirm ist sowohl bei Zimmerbeleuchtung, im Sonnenlicht wie auch im Dunkeln top.
Die beiden Tablet-Computer Apple iPad mini und Samsung Galaxy Tab 7.0 sowie der Trekstor eBook Reader 3.0 verfügen über ein beleuchtetes TFT-Display, wie es bei Computern und Smartphones üblich ist. Diese Geräte sind also ebenfalls im Dunkeln einsatzbereit. Im Sonnenlicht reflektieren die Displays jedoch so stark, dass man nicht mehr darauf lesen kann. Zudem verbrauchen sie im Vergleich zu den Displays mit elektronischer Tinte sehr viel Strom. Die Akkulaufzeit liegt bei den drei Geräten deutlich unter zehn Stunden. Mit einem klassischen E-Reader kann man hingegen über Wochen lesen, bevor man ihn wieder aufladen muss.
Ein Pluspunkt der E-Reader: Man kann jederzeit in wenigen Sekunden von zu Hause Bücher auf das Gerät laden. Dazu stöbert man in einem elektronischen Buchladen und lädt sich die gewünschten Titel auf den Rechner. Von da überspielt man sie auf den E-Reader. Noch eleganter ist es, wenn man die Bücher drahtlos und ohne Umweg über ein anderes Gerät auf den E-Reader lädt. Mit Ausnahme der Trekstor-Modelle ist dies mit allen Geräten möglich.
Praktisches Detail: Bei den E-Readern lässt sich die Schriftgrösse und -art variabel einstellen. Am komfortabelsten sind in dieser Hinsicht die Kindle-Geräte, die Bookeen-Reader sowie das iPad. Der Sony PRS-T2 glänzte mit der Bestnote beim Prüfpunkt Bedienbarkeit, weil sich das Gerät sowohl über Tasten wie auch über einen Touchscreen bedienen lässt. Der Kobo Glo hat nur unzuverlässig funktioniert: Er reagierte manchmal nicht auf Eingaben und stürzte ab. Deshalb wurde er auf das Gesamturteil «genügend» abgewertet. Kobo erklärt, dass das Gerät im Hintergrund Software-Updates gemacht habe.
Viele Reader haben ihren eigenen Buchshop vorinstalliert
Beim Kauf von E-Books ist zu zu beachten: die Bezugsmöglichkeiten von Büchern und die Verwendbarkeit der Texte sind eingeschränkt.
- Bei den Kindle-Geräten von Amazon kann man Bücher nur bei Amazon einkaufen. Mit einer entsprechenden App lassen sie sich aber auch auf einem Tablet oder Smartphone lesen.
- Bei allen anderen Geräten ist man nicht an einen einzigen Verkäufer gebunden. Zumindest, wenn man die Bücher zuerst auf den Rechner lädt und sie dann auf den Reader spielt. Auf dem Reader selber haben viele Hersteller ihren eigenen Buchladen vorinstalliert. Deshalb kauft man den E-Reader mit Vorteil da, wo man auch die E-Books beziehen möchte. Bei allen Konkurrenten von Kindle muss man zur Rechteverwaltung jedoch das Programm Adobe Digital Editions (ADE) aus dem Netz laden und damit eine Adobe-ID erstellen. Die braucht man, um die Bücher freizuschalten und zu lesen.
Das Angebot an E-Books wird immer umfangreicher. Praktisch alle aktuellen Bestseller und viele Fachbücher sind auch als elektronische Version erhältlich, in der Regel kosten sie zwischen 10 und 20 Prozent weniger als die gedruckten Bücher.
Ein Tipp: Es gibt viele kostenlose E-Books, die kann man auf alle der getesteten E-Reader laden. Viele Klassiker der Weltliteratur kann man zum Beispiel auf der Website www.gutenberg.org gratis herunterladen.
Stärken und Schwächen der getesteten E-Reader
Amazon Kindle Paperwhite
- beste Displayqualität aller Reader im Test
- schnell reagierender Touchscreen und zuschaltbare Displaybeleuchtung
- gut für einhändiges Lesen
- direkter drahtloser Zugriff auf den Kindle-Buchladen
- Textgrösse und Schriftart lassen sich einfach ändern
- Bücher nur im Kindle-Buchladen zu kaufen
Bookeen Odyssey Frontlight HD
- Touchscreen und beleuchtetes Display
- sehr gute Displayqualität
- Bedienung über Touchscreen oder Tasten möglich
- direkter drahtloser Zugriff auf Buchladen
- acht Schriftarten
- Bücher lassen sich auf dem Gerät nicht in eigenen Ordnern ablegen
Sony PRS-T2
- Bedienung über Touchscreen oder Tasten möglich
- Bestnote für Bedienbarkeit
- sieben Schriftarten
- sehr leicht (160 Gramm)
- direkter drahtloser Zugriff auf Buchladen
- gut für einhändiges Lesen
- keine Beleuchtung
Amazon Kindle
- beste Displayqualität bei Sonnenlicht
- sehr leicht (165 Gramm)
- direkter drahtloser Zugriff auf den Kindle-Buchladen
- gut für einhändiges Lesen
- keine Beleuchtung
- kein Touchscreen
- Bücher nur im Kindle-Buchladen zu kaufen
- Texteingaben sind umständlich über den Cursor
Bookeen Cybook Odyssey
- Bedienung über Touchscreen oder Tasten möglich
- direkter drahtloser Zugriff auf Buchladen
- acht Schriftarten
- keine Beleuchtung
- Bücher lassen sich auf dem Gerät nicht in eigenen Ordnern ablegen
Kobo Glo
- Displaybeleuchtung
- gute Lesbarkeit bei allen Lichtverhältnissen
- direkter drahtloser Zugriff auf Kobo-Buchladen
- Touchscreen für Links- und Rechtshänder konfigurierbar
- reagiert auf Tastendruck manchmal verzögert oder gar nicht
Trekstor eBook Reader 4 Ink
- gute Lesbarkeit bei Sonnenlicht
- sehr gute Anleitung
- Bedienung ausschliesslich über Tasten
- nicht beleuchtet
- kein drahtloser Zugriff auf Buchshop
Trekstor eBook Reader 3.0
- sehr schnelles Umblättern
- beleuchtet
- kein drahtloser Zugriff auf Buchshop
- Bedienung nur via Tasten
- für Linkshänder ungeeignet
- bei Sonne unbrauchbar
- unscharfe Textdarstellung
Apple iPad mini
- Tablet-Computer: sehr vielseitige Anwendungsmöglichkeiten
- drahtloser Zugriff auf den Apple-Buchladen
- sieben Schriftarten
- komfortable Bedienung
- bei Sonne unbrauchbar
- kurze Akkulaufzeit im Vergleich zu reinen E-Readern
Samsung Galaxy Tab 2
- Tablet-Computer: sehr vielseitige Anwendungsmöglichkeiten
- drahtloser Zugriff auf den Kobo-Buchladen
- bei Sonne unbrauchbar
- Reader-App bietet wenig Einstellmöglichkeiten
- kurze Akkulaufzeit im Vergleich zu reinen E-Readern
- das Übertragen von Büchern ohne Kopierschutz vom PC ist kompliziert