Drei Geräte hatten keinen Stich im Dauertest
Günstige Nähmaschinen nähen ganz passabel. Allerdings gab bei drei von acht Modellen der Motor zu schnell seinen Geist auf.
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saldo 18/2006
08.11.2006
Jeannette Büchel
Wer nur ab und zu ein Paar Hosen kürzen, die neuen Vorhänge umnähen oder ein Knopfloch an der Bluse versetzen möchte, braucht dafür keine teure Nähmaschine. Der saldo-Test zeigt, dass auch günstige Modelle gute Dienste leisten und fast alle gängigen Näharbeiten problemlos erledigen.
Getestet wurden die acht Einsteigermodelle mit Preisen zwischen 200 und 400 Franken von der SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH im deutschen Hartmannsdorf. In einer praktischen Prüfung beurte...
Wer nur ab und zu ein Paar Hosen kürzen, die neuen Vorhänge umnähen oder ein Knopfloch an der Bluse versetzen möchte, braucht dafür keine teure Nähmaschine. Der saldo-Test zeigt, dass auch günstige Modelle gute Dienste leisten und fast alle gängigen Näharbeiten problemlos erledigen.
Getestet wurden die acht Einsteigermodelle mit Preisen zwischen 200 und 400 Franken von der SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH im deutschen Hartmannsdorf. In einer praktischen Prüfung beurteilten die Tester die Nähqualität sowie die Handhabung der Maschinen. Zudem wurde die Haltbarkeit der Motoren auf die Probe gestellt.
Erfreulich: Fünf der acht Maschinen erreichten in den praktischen Näharbeiten die Note «gut». Alle Modelle haben ein ordentliches Stichbild: Egal, ob man mit ihnen auf einem Baumwoll- oder auf einem dünnen Seidenstoff näht, es kam kaum zu Schwankungen in der Fadenspannung.
Bernina macht die schönsten Knopflöcher
Selbst mit dickem Jeansstoff kamen alle Geräte klar. Das beste Ergebnis erzielte hier die Pfaff-Nähmaschine. Das Miostar-Modell hatte etwas Mühe, schnitt aber noch genügend ab.
Knopflöcher lassen sich mit einer Nähmaschine ganz einfach anfertigen. Bei der Singer- und der Novamatic-Maschine geschieht dies automatisch. Man braucht nur den Knopf in den speziellen Nähfuss einzulegen, das Programm zu wählen und loszunähen. Bei allen anderen Modellen kann man das Knopfloch halbautomatisch in vier Stufen nähen. Das schönste Knopfloch liess sich mit der Bernina-Maschine anfertigen. Als nur genügend beurteilten die Tester die Knopflöcher von Brother, Elna, Miostar und Husqvarna Viking.
Das Einnähen von Reissverschlüssen kann eine diffizile Angelegenheit sein. Wirklich gut ging das nur mit zwei Modellen: Elna und Novamatic. Schwieriger war es mit Brother, Bernina, Miostar und Husqvarna Viking: Bei diesen Modellen liess sich der Reissverschluss während der einzelnen Nähschritte nur schwer öffnen. Deshalb erhielten die vier Geräte bei diesem Prüfpunkt nur die Note «genügend».
Löcher stopfen: Novamatic und Brother mangelhaft
Mit dem Verschliessen von Löchern hatten vor allem zwei Maschinen ziemlich Mühe. Will man dies bei Brother und Novamatic laut Gebrauchsanweisung tun, erhält man kein befriedigendes Ergebnis. Die Tester beurteilten diesen Prüfpunkt bei den beiden Geräten als mangelhaft. Toni Lambrinoudakis von Fust macht darauf aufmerksam, dass die Novamatic-Maschine mit einem Stopffuss ausgerüstet sei, mit welchem sich bessere Ergebnisse erzielen liessen. Bei Brother führt man das schlechte Ergebnis auf eine falsche Beschreibung in der Gebrauchsanweisung zurück. Statt des Zickzackfusses müsse der Stopffuss verwendet werden, erklärt Sprecherin Alessandra Ruffini. Man wolle den Fehler in der Anleitung korrigieren.
Beim Prüfpunkt Handhabung können nur drei Maschinen mit durchwegs guten Noten glänzen: Singer, Novamatic und Pfaff. Vor allem Novamatic wartet mit einer gut illustrierten Gebrauchsanweisung auf. Miostar und Elna waren hier nur genügend.
Zwei Modelle: Falsches Einsetzen der Nadel möglich
Bei der Husqvarna-Viking- und der Singer-Maschine lässt sich die Nadel verkehrt herum einsetzen, bei den anderen Modellen ist das nicht möglich. Wird die Nadel falsch eingesetzt, entsteht kein ordentliches Stichbild, weil die Verbindung mit dem Greiferfaden nicht richtig zustande kommt. Erfahrene Näherinnen wissen das, Anfänger hingegen kann die Suche nach der Fehlerquelle Zeit und Nerven kosten. Wolfgang Endres von Husqvarna und Hartwig Hämmerle von Singer verweisen auf die Gebrauchsanleitung. Dort sei beschrieben, wie die Nadel korrekt eingesetzt werden müsse.
Neben dem Praxistest mussten die Maschinen ihre Fähigkeiten auch in einer Laborprüfung beweisen. Dabei wurde die Richtungsstabilität ermittelt. Ist sie gut, nähen die Maschinen geradeaus, ohne dass der Stoffverlauf ständig korrigiert werden muss. Hier überzeugten Novamatic und Brother, ungenügend waren Husqvarna Viking und Elna.
Zuletzt wurden alle Geräte einer Dauerprüfung unterzogen. Um bei diesem Punkt sehr gut abzuschliessen, mussten die Nähmaschinen einen 50-stündigen Dauertest überstehen, bei dem jeweils eine Stunde genäht und danach eine Stunde pausiert wurde. Drei Geräte versagten: Elna stieg nach 23 Stunden aus, Husqvarna Viking nach 29 und Miostar nach 31 Stunden. Bei allen drei Geräten war der Motor defekt, weshalb sie das Gesamturteil «mangelhaft» erhielten.
Migros geht von einem Einzelfall aus. Sprecher Urs-Peter Naef: «Dieses Problem ist uns nicht bekannt. Der Motorenproduzent ist weltbekannt und erfüllt die hohen Qualitätsansprüche.»
Hersteller können sich Motorschaden nicht erklären
Auch Wolfgang Endres von Husqvarna Viking hat keine Erklärung für das Aussteigen der Maschine: «Bevor ein Produkt zertifiziert wird, erfolgt intern eine Dauerprüfung von 250 Stunden. Dabei trat kein Motorschaden auf. Unser Qualitätsmanagement konnte auch keine Abweichungen bei der Richtungsstabilität feststellen.»
Anita Cavussin von Elna erklärt, das Modell 2110 sei seit vier Jahren im Verkauf - die Rücklaufquote betrage weniger als 0,5 Prozent. Dennoch versichert sie: «Wir werden alles daran setzen, dass in Zukunft solch bedauerliche Probleme nicht mehr vorkommen.»
Die getesteten Modelle im Überblick
Wer eine Nähmaschine kaufen möchte, notiert sich am besten vor dem Gang ins Geschäft, welche Näharbeiten damit erledigt werden sollen. Checkliste zum Händler mitnehmen und sich verschiedene Modelle zeigen lassen. Nähanfängerinnen und -anfänger sollten speziell auf eine einfache Bedienung und eine verständliche Gebrauchsanweisung achten.
Hier die wichtigsten Eigenschaften der geprüften Nähmaschinen auf einen Blick:
Bernina Bernette 55
- Schönstes Knopfloch im Test
- Fast keine Schwankungen bei der Fadenspannung
- Keine Bestnoten bei der Handhabung
- Unübersichtliche Gebrauchsanleitung
Brother XL-2220
- Bestes Ergebnis bei der Richtungsstabilität
- Beim Geradstich nur zwei feste Stichlängen, nicht stufenlos verstellbar
- Ungleiches Stichbild beim Knopfloch
- Lochstopfen mit Stopfplatte gelingt nicht
- Schlecht positionierter Tragegriff
Elna 2110
- Gute Ergebnisse bei praktischen Näharbeiten
- Ungleiches Stichbild beim Knopfloch
- Mangelhafte Richtungsstabilität beim Zickzackstich
- Ausdauertest nicht bestanden
Husqvarna Viking Huskystar E 10
- Gerät hakelt beim Knopflochnähen und beim Reissverschluss einnähen
- Maschine näht nicht geradeaus, grosse Abweichungen bei der Richtungsstabilität
- Leichte Schwankungen bei der Fadenspannung
- Ungleiches Stichbild beim Knopfloch
- Ausdauertest nicht bestanden
Miostar M 11 Easy
- Ungleiches Stichbild beim Knopfloch
- Mühe mit Jeansstoff
- Keine Overlock-Funktion
- Ausdauertest nicht bestanden
Novamatic/Janome 2522 Easy Jeans
- Automatisches Knopfloch
- Sehr verständliche Gebrauchsanweisung
- Kommt gut mit dickem Jeansstoff zurecht
Pfaff Hobby 1122
- Bestes Ergebnis bei den praktischen Näharbeiten
- Sehr gute Ergebnisse auf dickem Jeansstoff
- Problemlose Handhabung
- Keine Overlock-Funktion
Singer Evolution 7422
- Einfache Bedienung
- Viele Nähprogramme
- Automatisches Knopfloch
- Schlechte Ausleuchtung, LED-Lampe lässt sich nur vom Fachmann wechseln