Racing», «All Mountain», «Freestyle», «Freeride», «Cross-Mountain» oder neuerdings auch «Multi-Condition»: Die Skihersteller verwirren den Skikäufer mit einem Dickicht an Kategorien von Carving-Ski.
Die Orientierung im Bretterwald ist deshalb nicht einfach. Nicht zuletzt weil die Hersteller es nicht fertigbringen, einheitliche Bezeichnungen für die verschiedenen Kategorien zu schaffen. Zudem kommen laufend neue Bezeichnungen dazu, wie eben «Multi-Condition».
Zusammen mit dem österreichischen Verein für Konsumenteninformation (VKI) liess saldo 25 Carving-Ski einer technischen und praktischen Prüfung unterziehen (siehe Kasten «So wurde getestet», Seite 12). Im Test fanden 13 Racing- und 12 Multi-Condition-Modelle der oberen Preisklasse Aufnahme.
Von den schnellen Racing-Modellen wurden die kurzen, eng taillierten Slalom-Ski getestet, allerdings die weniger aggressiv zu fahrenden Modelle dieser Gruppe. Bei den Multi-Condition-Ski handelt es sich um Allround-Modelle, die für alle Bedingungen und «Normalfahrer» geeignet sein sollen. Für mehr Auftrieb im Tiefschnee sind diese Ski breiter. Und
das, obwohl sich der Durchschnittsfahrer kaum in den Tiefschnee verirrt.
Kanten: Bei drei Modellen zu schnell abgeschliffen
Die gute Kunde: Nur ein einziger Ski erhielt im Test die Wertung «mangelhaft»: Der Rossignol Bandit B 74 fiel bei der technischen Prüfung durch, was sich auch auf das Gesamturteil auswirkte. Die Kante hielt dem Schlagtest nicht stand. Auch die Nachprüfung mit einem zweiten Ski ergab dasselbe Resultat. Die Kante riss wieder ab.
Bei Rossignol zeigt man sich verwundert. Der Skihersteller verweist auf die Anzahl der gemeldeten Schäden. Rossignol weiss von nur je drei Schäden in den letzten beiden Wintern. Allerdings sind das lediglich die bei einer Versicherung gemeldeten Zahlen.
Die Prüfer vom VKI bemängelten beim Radical 8 S von Rossignol und bei beiden Elan-Modellen die geringe Kantenhöhe. Nach wenigen Services sei die Kante abgeschliffen. Folge: Der Skifahrer ist gezwungen, einen neuen Ski zu kaufen. Rossignol äussert sich dazu nicht. Elan verweist dazu auf die Erfahrungen der Mietstationen in den Skigebieten. Beide Modelle würden oft vermietet und trotz häufigen Kantenservices als sehr robust bezeichnet.
Ansonsten bezeichneten die VKI-Prüfer die Verarbeitung der getesteten Ski als hochwertig. Der mehrschichtig verleimte Holzkern verleihe den Ski Stabilität und Flexibilität. Zudem waren auch nach mehreren Tagen im Test kaum Gebrauchsspuren zu sehen.
Beim Praxistest schnitten die Slalom-Modelle durchwegs besser ab als die Multi-Condition-Ski. Auch die auf Komfort bedachte Testergruppe kam mit diesen schnelleren Latten besser zurecht. Das erstaunt, würde man aufgrund der Werbung und der Bezeichnung doch annehmen, dass diese eher die Multi-Condition-Modelle, also die Allround-Ski bevorzugten. Die Slalom-Ski warten aber fast alle mit einem besseren Kantengriff auf. Die Fahrer rutschten weniger und fühlten sich dadurch sicherer.
Für Thomas Huber vom Skihersteller Fischer ist klar, dass der Multi-Condition-Ski aufgrund der breiteren Skimitte «sicher nicht so schnell» auf die Kurvensteuerung reagiert wie der Slalom-Ski. Dieser gelte als Carving-Ski, der «sehr einfach zu fahren» sei, während der Multi-Condition als «Ski für alle Fälle» auch im Tiefschnee eine gute Figur machen müsse. Die Tester kamen aber auch mit den Slalom-Ski im Tiefschnee besser zurecht.
Trotz stolzer Preise keine Höchstnote
Ueli Schaub von Nordica bezeichnet den getesteten Slalom-Ski als Fehlgriff. Dieser sei kein Slalom-Ski, sondern gehöre in die Kategorie «Frontracer». Deshalb sei der von den Testfahrern bemängelte Kantengriff niemals mit demjenigen eines Slalom-Skis zu vergleichen. Allerdings steht Nordica mit dieser neu geschaffenen Kategorie alleine da. Zudem kann der Ski aufgrund seines engen Seitenradius durchaus zu den Slalom-Ski gezählt werden.
Die weniger gute Kunde aus dem Test: Kein Ski schaffte die Höchstnote. Eigentlich verwunderlich, bezahlt der Kunde laut Listenpreis in den meisten Fällen stolze 1000 oder mehr Franken für die Bretter samt Bindung. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Gewicht: Kein Set wiegt weniger als 5 Kilogramm.
Das sollten Sie beim Kauf beachten
- Wer sich ein Paar Ski zulegen will, sollte seine Vorlieben gut kennen. Biegsamkeit, Länge, Taillierung und Breite der Ski beeinflussen deren Fahrverhalten stark. Auf den Ski sind entsprechende Angaben vermerkt. So auch der Seitenradius. Je kleiner dieser ist, desto drehfreudiger ist der Ski. Ski mit geraden Enden verzeihen Fahrfehler eher.
- In Sportgeschäften können Ski für Einzeltage oder ganze Saisons gemietet werden, bei www.intersportrent.com und www.swissrent.com auch online. Für Skifahrer, die über zehn Tage pro Saison auf der Piste sind, lohnt sich bald ein Kauf.
- Auch Schuhe können gemietet werden. Beim Anprobieren sollte man sich aber Zeit lassen, denn nichts ist schlimmer als Skifahren mit drückenden Schuhen. Wer Ski nur mietet, sollte eigene Skischuhe haben, die ihm wirklich passen.
- Die Swiss-Skitest-Organisation bietet zusammen mit Sportgeschäften und 13 Ski-Herstellern Testwochenenden an. Näheres dazu unter www.sportbiz.ch.
- Viele Sportgeschäfte und Fachmärkte bieten Auslaufmodelle oder Mietski günstig zum Kauf an. Manche Händler unterbieten die Listenpreise für neue Modelle nach Kräften. Feilschen lohnt sich.
- Die Auswahl bei der Bindung schränken die Hersteller ein. Vormontierte Schienen oder Platten lassen oft nur Bindungssysteme eigener Marken zu. Viele Ski sind fast nur noch mit der Bindung im Set zu haben.
So wurde getestet
Praktischer Test: Neun Tester – einerseits sportlich ambitionierte, andererseits auf Komfort bedachte Skifahrer – beurteilten die Ski bei unterschiedlichen Schneebedingungen. Greift die Kante? Ist der Ski leicht drehbar? Bleibt er in der Spur? Verzeiht er Fehler? Wie leicht geht der Kantenwechsel? Solche Fragen beantworteten die Tester.
Technischer Test: Die Ski durchliefen einen Aufpralltest und die Kanten wurden auf ihre Ausreissfestigkeit bei Schlägen geprüft. Weiter mass das Labor Kantenhöhe und Planheit der Lauffläche.