Das von saldo beauftragte Labor fand in keinem einzigen der 27 Biere mit Alkohol Pestizidrückstände. Beim alkoholfreien Bier hingegen enthielten zwei der drei untersuchten Produkte Pflanzenvernichtungsmittel. Darunter Clausthaler der deutschen Radeberger-Gruppe: Das Labor wies fünf Mikrogramm Glyphosat pro Liter nach. Das ist 50 Mal mehr, als im Trinkwasser erlaubt ist. Und im «Alkoholfrei» Finkbräu von Lidl steckten 2,5 Mikrogramm Aminomethylphosphonsäure (AMPA) pro Liter. Das ist ein Abbauprodukt von Glyphosat.
Die alkoholhaltigen Biere der beiden Brauereien wurden nicht getestet, da diese in der Schweiz nur schwer erhältlich sind und daher wenig getrunken werden.
Gefährlichkeit von Glyphosat ist umstritten
Wie gefährlich der Unkrautvernichter Glyphosat und dessen Abbauprodukte für Menschen sind, ist umstritten. Die internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält das Pestizid für «wahrscheinlich krebserregend». Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung hingegen stuft es in geringen Mengen als ungefährlich ein.
Für Bier selbst gibt es keine Grenzwerte – nur für die Zutaten. Der Glyphosatgrenzwert bei Weizen liegt bei 5 Milligramm pro Kilo, bei Gerste bei 20 Milligramm. Das ist 50 000 Mal respektive 200 000 Mal höher als der Grenzwert im Trinkwasser.
Wichtig ist deshalb, dass das für das Bier verarbeitete Getreide möglichst wenig Glyphosat enthält. Das Umweltinstitut München geht davon aus, dass alles Getreide aus Deutschland Rückstände aufweist – selbst wenn es ohne den Einsatz von Glyphosat angebaut worden ist. Grund: Durch den Wind wird das Pestizid weiträumig über die Böden verteilt.
Immerhin: Das untersuchte Bier schnitt insgesamt besser ab als in früheren Tests. Der «Gesundheitstipp» (4/2016) fand noch in 12 von 30 Bieren Rückstände von Pestiziden. Zudem waren vor vier Jahren die gemessenen Werte teilweise viel höher. So enthielt das «Lager» von Coop Prix Garantie damals 21 Mikrogramm Glyphosat pro Liter und das «Draught» von Guinness 13 Mikrogramm pro Liter. Beide Getränke enthielten in der aktuellen Untersuchung keine Rückstände mehr. Laut Coop wurde der Lieferant inzwischen ausgewechselt.
Lidl, der Vertreiber von Finkbräu, verspricht, die Resultate mit dem Lieferanten zu besprechen. Man arbeite daran, die Werte zu verbessern. Die Radeberger-Gruppe, Inhaberin von Clausthaler, will den Glyphosat- Gehalt nicht kommentieren.
So wenig Schweiz steckt im Schweizer Bier
Bier besteht aus Hopfen, Malz und Wasser. Im Schweizer Bier ist aber oft das Wasser der einzige Schweizer Bestandteil. Denn: In der Schweiz wird nur wenig Braugerste angebaut, aus der das Malz gewonnen wird. Christoph Lienert vom Schweizerischen Brauerei-Verband schätzt, dass etwa 95 Prozent des Bedarfs aus dem Ausland stammt – meist aus Deutschland. Die höheren Kosten seien auch dafür verantwortlich, dass in der Schweiz nur wenig Braugerste angebaut werde. Die Braugerste sei zudem schwieriger anzubauen als normale Gerste. Verschiedene kleine Schweizer Bierbrauer produzieren aber Bier mit heimischer Braugerste. Etwa der Hersteller des getesteten «Biera Engiadinaisa» in Tschlin GR. Für die wichtigsten Biersorten verwendet dieser nach eigenen Angaben nur Schweizer Zutaten in Bioqualität. Die Braugerste stamme aus Graubünden und der Hopfen aus Solothurn.
Danach wurde gesucht
Ein auf Pestiziduntersuchungen spezialisiertes Labor hat für saldo in 30 verschiedenen Bieren nach den folgenden Pestiziden gesucht: Glyphosat und dessen Abbauprodukte, das zuletzt im Trinkwasser festgestellte Fungizid Chlorothalonil sowie die langlebigen Pestizide Atrazin und Chlorpyrifos.