Bei zwei Geräten droht Verbrennungsgefahr
Ein saldo-Test zeigt: Mit Dampfgarern lässt sich gut kochen, doch überzeugen viele bei der Sicherheit und Handhabung nicht - darunter auch das teuerste Gerät.
Inhalt
saldo 14/2004
15.09.2004
Jeannette Büchel
Dampfgaren ist der neue Küchentrend. «Es kombiniert in einzigartiger Weise Genuss und Gesundheit», sagt Elmar Schlich, Professor für Haushaltstechnik an der Justus-Liebig-Universität in Giessen (D). Durch das schonende Garen im Dampf bleiben Geschmack, Nährstoffe, Aussehen und Farbe der Speisen weitgehend erhalten. Deshalb muss weniger gewürzt werden als bei konventionellen Kochmethoden.
Speisen aus dem Steamer sind gesund. «Alle wasserlöslichen Nährstoffe, insbesondere ...
Dampfgaren ist der neue Küchentrend. «Es kombiniert in einzigartiger Weise Genuss und Gesundheit», sagt Elmar Schlich, Professor für Haushaltstechnik an der Justus-Liebig-Universität in Giessen (D). Durch das schonende Garen im Dampf bleiben Geschmack, Nährstoffe, Aussehen und Farbe der Speisen weitgehend erhalten. Deshalb muss weniger gewürzt werden als bei konventionellen Kochmethoden.
Speisen aus dem Steamer sind gesund. «Alle wasserlöslichen Nährstoffe, insbesondere die Vitamine C und B sowie Mineralstoffe bleiben besser erhalten, weil sie nicht weggeschwemmt werden», so Schlich. Die fettlöslichen Vitamine A und E würden durch den Dampf aus den Zellen der Gemüse freigesetzt, sodass sie vom Organismus aufgenommen werden können.
Keine Geschmacksübertragung unter den Speisen
Seit einigen Jahren ist das Dampfgaren auch in der Heimküche möglich. Es gibt Einbaugeräte, die neben den Backofenfunktionen auch mit Dampf garen können. Diese komfortablen Apparate kosten aber mehrere Tausend Franken.
saldo hat mit den Tischgeräten die günstigste Variante getestet. Diese Dampfgarer kosten zwischen 70 und 300 Franken und sind vor allem für die Zubereitung von Gemüse, Reis, Fleisch und Fisch geeignet. Sie bestehen aus einer Grundeinheit, in die das Wasser eingefüllt und die am Strom angeschlossen wird. Darauf werden die Dampfkörbe inklusive Deckel gestapelt.
Manche Geräte werden zusätzlich mit speziellen Kocheinsätzen, etwa für Reis oder Eier, geliefert. Die Speisen werden in die Körbe gelegt und im Dampf gegart - das Kochgut kommt nicht mit dem Wasser in Berührung. Es kann nichts anbrennen, und man kann gleichzeitig Fisch und Äpfel kochen - der Geschmack überträgt sich nicht. Das ist kein Werbespruch der Hersteller, es stimmt tatsächlich, wie auch der saldo-Test zeigt.
Im Institut für Produktforschung und Information in Esslingen (D) wurden acht Modelle einem grossen Praxis- und Labortest unterzogen. Das Resultat: Im Kochtest schnitten alle Dampfgarer gut ab. In Sachen Handhabung und Sicherheit haben einige Geräte aber schwere Mängel.
Braun, Sigg und Magimix: Kein Wasser nachfüllbar
Die Handhabung wurde für das Gesamturteil am stärksten gewichtet. Beurteilt wurden das Vorbereiten, das Einstellen der Garzeit, das Garen und die Reinigung. Beim Kriterium Garen gibt es gleich für drei Geräte schlechte Noten: Braun, Sigg und Magimix. Bei diesen Modellen kann kein Wasser von aussen nachgefüllt werden. Stellt sich beim Kochen heraus, dass zu wenig Wasser vorhanden ist, müssen die dampfend heissen Körbe abgenommen werden. Dabei ist die Gefahr gross, dass etwas verschüttet wird. Viel komfortabler sind daher die Geräte mit Nachfüllmöglichkeit von aussen.
Doch auch andere Punkte in Sachen Handhabung gaben Anlass zu Kritik. So wurden beim Turmix-Steamer der schlechte Deckelgriff und die fehlende Nummerierung der Körbe bemängelt. Beim Miostar Steamer 7173.774 wurde ebenfalls der zu kleine Deckelgriff kritisiert sowie der stark geriffelte Boden des Dampfkorbs, der sich schlecht reinigen lässt. Auch das Miostar-Modell Chroma erhielt beim Kriterium Reinigung nur die Note «mangelhaft». Dieses Gerät hat zu viele Kanten, an denen sich Schmutz sammeln kann.
Häufig sind zu lange Garzeiten angegeben
Um die Kocheigenschaften der Geräte zu prüfen, konsultierten die Tester die Gebrauchsanleitung. Exakt nach Anleitung wurden Reis, Gemüse und ein kombiniertes Gericht mit Fisch gegart. Der Reis wurde zusammen mit etwas Wasser in die speziell dafür vorgesehene Schale gefüllt. Mit Ausnahme des Sigg-Gerätes verfügen alle getesteten Modelle über einen solchen Einsatz. Die empfohlenen Zubereitungszeiten reichen von 30 bis 55 Minuten.
Über 50 Minuten, wie Miostar für das Modell 7173.774 empfiehlt, sind jedoch zu lang - der Reis war weich und klebrig. Die Tester kochten den Reis beim zweiten Prüfdurchgang nur 35 Minuten - das Resultat war optimal.
Auch beim Zubereiten von Gemüse ist nicht bei allen Geräten Verlass auf die angegebenen Garzeiten. Für Broccoli empfehlen die Hersteller Zeiten zwischen 10 und 28 Minuten. Doch beim Magimix Vapeur und beim Turmix-Steamer war der Broccoli verkocht und verfärbt. Eine Wiederholung mit kürzerer Kochzeit brachte ein akzeptables Ergebnis. Patricia Kleeb von Turmix: «Bei Mengenangaben und Kochzeiten handelt es sich um Richtwerte. Wir empfehlen, den Kochvorgang zu überwachen.» Bei den übrigen Geräten stimmte die empfohlene Kochzeit ziemlich genau.
Nicht alle Steamer arbeiten gleich schnell. Um die Unterschiede deutlich zu machen, rechneten die Tester die benötigte Kochzeit auf die Menge des Kochgutes um. Die kürzeste Zeit mit 3 Minuten pro 100 Gramm Gemüse hat der Sigg Vapeur, Schlusslicht der Rangliste mit 5,2 Minuten ist der Turmix-Steamer.
Kenwood, Sigg und Turmix: Behälter verfärbten sich
Schliesslich bereiteten die Tester auch noch ein kombiniertes Gericht zu: Fisch wurde im unteren, Karotten im oberen Dampfkorb gegart. Weil der Fisch eine kürzere Kochzeit hat, wurde er später zugegeben. Hier stimmten die Garzeitangaben. Auch geschmacklich gab es nichts zu bemängeln: Das Gemüse schmeckte nicht nach Fisch. Weil Dampf im Gegensatz zu Wasser weder Geruch noch Geschmack überträgt, lassen sich im Steamer auch ganz unterschiedliche Speisen zubereiten. Unschön war in diesem Prüfpunkt einzig, dass beim Kenwood-, Sigg- und Turmix-Gerät die Karotten den Kunststoffbehälter rötlich verfärbten. Braun liefert deshalb für färbende Lebensmittel einen schwarzen Einsatz mit.
Um die Sicherheit der Geräte zu beurteilen, massen die Tester die Temperaturen des Gehäuses beim Kochen und überprüften, ob irgendwo unvorhergesehen Dampf austreten kann. Verbrennungsgefahr besteht bei zwei Geräten: Beim Turmix-Modell wird der Deckelgriff 90 Grad Celsius heiss, bei Magimix hat der Griff des Dampfkorbes 88 Grad. Wolfgang Steiner von der Firma Novissa Haushaltgeräte AG, die Magimix in der Schweiz vertreibt: «Das Chromstahlgerät bietet Vorteile wie Langlebigkeit, Geruchs- und Farbneutralität. Der Nachteil ist sicherlich, dass die Handgriffe etwas wärmer werden. Der Konsument soll selber entscheiden, welche Eigenschaften ihm wichtig sind.»
Verbrühungsgefahr bei Braun und bei Magimix
Dass es auch anders geht, zeigt der Miostar-Steamer Chroma. Er besteht ebenfalls aus Edelstahl, hat aber isolierende Kunststoffgriffe. Diese wurden nur 32 Grad warm.
Die Dampfgarer verfügen über Öffnungen, durch welche der Dampf ausströmen kann. Bei zwei Geräten aber tritt der Dampf an Stellen aus, die dafür nicht vorgesehen sind. Beim Magimix- sowie beim Braun-Modell strömt der Dampf zwischen Dampfkorb und Deckel hervor - die Möglichkeit sich zu verbrühen ist gross. Thomas Bubenicek von Braun: «In der Bedienungsanleitung wird darauf hingewiesen, dass das heisse Gerät niemals ohne Topfhandschuhe berührt werden soll. Es handelt sich um ein aus jeder Sicht sicheres Gerät, das lässt sich auch mit den Daten unserer Marktbeobachtung belegen.»
Schliesslich wollte saldo wissen, wie beständig die Geräte sind. Dazu wurde eine Fallprüfung durchgeführt und die Spülmaschinenfestigkeit geprüft. Beim Falltest wurde das Zubehör der Dampfgarer fünfmal nacheinander aus 80 Zentimetern Höhe auf einen Steinboden fallen gelassen.
Fünf Geräten konnte dies nichts anhaben: Kenwood FS 460, Tefal Steam Cuisine, Sigg Vapeur Gourmet-Dämpfer, Turmix-Steamer DG 900 und Miostar-Steamer 7173.774. Beim Miostar Chroma ging der Glasdeckel zu Bruch, beim Braun-Dampfgarer brach der Griff teilweise ab.
Geschirrspüler: Gute Noten für Kenwood, Braun und Turmix
Nicht alle Hersteller empfehlen, das Zubehör im Geschirrspüler zu reinigen. Manche raten ganz davon ab, andere machen Einschränkungen wie «nur mit Schonprogramm» oder «ohne Trockengang». Ungeachtet dessen hat saldo sämtliche Bestandteile 50-mal in der Maschine gewaschen, danach wurde ihr Zustand beurteilt. Dabei wurden die Resultate jener Geräte, die vom Hersteller nicht zur Maschinenreinigung empfohlen werden, etwas aufgewertet.
Drei Geräte überstanden den Reinigungsmarathon ohne Probleme: Kenwood, Braun und Turmix. Bei Sigg und Miostar Chroma waren einzelne Teile so verformt, dass sie nicht mehr aufeinander passten.
Sparsame Kochmethode
Saldo hat den Energieverbrauch der Dampfgarer messen lassen. Dabei zeigte sich, dass beim Kochen mit Dampf etwas weniger Energie gebraucht wird als bei der Zubereitung auf einem Glaskeramikkochfeld. Noch besser wird die Energiebilanz, wenn zwei oder drei Gerichte gleichzeitig gekocht werden. Einzig beim Kochen von Reis ist die Zubereitung auf dem Glaskeramikherd energiesparender, denn einzelne Dampfgarer benötigten bis zu 40 Minuten Garzeit für den Reis.
Der Energieverbrauch der Dampfgarer entspricht etwa jenem von Mikrowellengeräten. Wesentlich weniger Energie brauchen hingegen Induktionskochfelder, die idealerweise mit dem passenden Kochgeschirr verwendet werden. Mehr Infos zum Energiesparen auf www.topten.ch