Saldo schickte 32 Kilo Basmatireis ins Labor – das reicht etwa für rund 500 Portionen. Die Experten prüften zwölf Produkte auf Arsen, Pestizide, Schimmelpilzgifte und Bromid. Und sie kontrollierten, ob sich in den Packungen auch billiger Reis befindet. Denn echter Basmati ist teuer: Für ein Kilo muss man bis zu 10 Franken zahlen.
Ergebnis des Tests: Bio-Basmati ist die beste Wahl. Die drei geprüften Produkte waren frei von Arsen, Schimmelpilzgiften und Pestiziden. Sehr gut war auch der Prix-Garantie-Basmati von Coop. Mit einem Preis von Fr. 2.50 pro Kilo ist er einer der günstigsten im Test.
Verdacht auf Begasung der Produkte
In acht Proben fand das Labor Bromid. Der Stoff kommt natürlicherweise in Lebensmitteln vor. Bromid kann aber auch von Methylbromid stammen. Dieses hochgiftige und potenziell krebserregende Begasungsmittel tötet Schädlinge ab. Seit 2015 ist es weltweit verboten, da es die Ozonschicht schädigt. Für einzelne Länder gelten jedoch Ausnahmen.
Bromidwerte ab 5 Milligramm pro Kilogramm Reis gelten als auffällig. Der Basmati von Barkat enthielt 35, jener von M-Classic 42 Milligramm Bromid. Laut einem Experten deuten die Werte «klar auf eine Begasung mit Methylbromid hin».
Die Basmati von M-Classic (Migros), Golden Sun (Lidl) und Tilda enthielten Isoprothiolan. Das Pestizid griff in Tierversuchen Leber und Nieren an. Der Stoff ist in der Schweiz und der EU verboten.
Unverständlich: Seit dem 1. Juli 2020 darf Reis in der Schweiz rund 600 Mal so viel Isoprothiolan aufweisen wie die übrigen Nahrungsmittel. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit hat den Höchstwert der EU angepasst. Vor der Erhöhung hätten die belasteten Basmati im saldo-Test nicht mehr verkauft werden dürfen. Die drei Proben enthielten auch Tebuconazol. Das Antipilzmittel steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Der Tilda-Reis wies zudem Azoxystrobin auf. Der Stoff schädigt Gewässer und deren Lebewesen.
Bis auf die Bio-Basmati wiesen alle Proben Phosphonsäure auf. Im konventionellen Anbau gelangt diese vielfach über Dünger in die Produkte. Bio-Bauern in der Schweiz und der EU dürfen Phosphonsäure nicht einsetzen. Laut dem deutschen Bundesamt für Verbraucherschutz ist sie für Vögel, Säugetiere und Wasserorganismen ein Risiko. EU-Düngern darf die Substanz ab Juli 2022 nicht mehr zugesetzt sein. Dann werden laut dem Bundesamt für Landwirtschaft auch in der Schweiz «keine phosphonhaltigen Dünger mehr ausgebracht».
Schweizer Höchstwerte für Pestizide wurden nicht überschritten. saldo bewertet diese Rückstände jedoch strenger als das Gesetz. Dieses legt nur Höchstwerte für einzelne Stoffe fest. Doch im menschlichen Körper ergibt der Konsum verschiedener belasteter Lebensmittel einen Pestizidcocktail. Die europäische Lebensmittelbehörde Efsa nimmt an, dass sich einzelne Stoffe gegenseitig verstärken.
Fünf Produkte enthielten ein Pilzgift
Lagert Reis zu warm und feucht, entstehen Schimmelpilze. Die Pilze bilden mitunter Gifte. Solche Aflatoxine können zu Nieren- und Leberschäden führen, Krebs erzeugen und das Erbgut schädigen. Beim Kochen werden sie nur zu einem geringen Teil zerstört. Fünf Basmatipackungen enthielten Aflatoxine. Für das Pilzgift gilt ein Höchstwert von 5 Mikrogramm pro Kilo. Happy Harvest von Aldi wies im Labor aber über 8 Mikrogramm pro Kilo auf. Aldi hätte dieses Produkt nicht in der Schweiz verkaufen dürfen.
Alle Packungen enthielten auch günstigere Reissorten als Basmati. Am höchsten war der Anteil beim Globus- Reis mit 3, bei Le Dragon (Coop) mit 4 und Golden Sun (Lidl) mit 5 Prozent. Trotzdem gelten alle Basmati im Test als echt: Gemäss einer weltweiten Vereinbarung unter Reisherstellern darf Basmati bis 7 Prozent Fremdreis enthalten.
Die Migros schreibt, in Indien sei die Begasung mit Methylbromid erlaubt. Tilda sagt, in der Schale von Vollkornreis könne auch Bromid stecken. Aldi nahm aufgrund der erhöhten Aflatoxin-Werte vorsorglich rund 400 Packungen aus dem Verkauf. Gemäss dem Discounter bilden Schimmelpilze «Nester» mit erhöhten Giftwerten. Deshalb könne eine Einzelmessung Überschreitungen anzeigen. Bei einer Nachkontrolle wurden gemäss Aldi «keine Grenzwerte überschritten».
Was ist Basmatireis?
Basmati ist ein langkörniger Duftreis mit nussig- erdigem Geschmack und gilt als eine der edelsten Reissorten der Welt. Er wächst am Fusse des Himalaja im Grenzgebiet von Indien und Pakistan. Laut dem weltweit anerkannten «Code of Practice on Basmati» muss ein Korn mindestens 6,5 mm lang sein. Heute gibt es gut 40 anerkannte Basmatisorten.
Basmati wird vorwiegend mit Regen- und Schmelzwasser aus dem Himalaja gewässert. Geerntet – von Hand – wird nur einmal pro Jahr. Laut Experten hat traditioneller Basmati einen Ertrag von einer Tonne pro Hektar – bei gewöhnlichem Langkornreis sind es bis sechs Tonnen. Basmati lagert vor dem Verpacken bis zu einem Jahr. So reifen Aroma und Duft.
So wurde getestet
Zwei Labors prüften für saldo zwölf Basmatireise. Die Prüfpunkte:
- Aflatoxine B1, B2, G1, G2: Diese Gifte sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen. Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung gehören Aflatoxine zu den «stärksten in der Natur vorkommenden Giften und krebserzeugenden Stoffen». Sie entstehen bei fehlerhafter Ernte, Trocknung, Weiterverarbeitung, Lagerung oder auch beim Transport.
- Pestizide: Das Labor suchte nach Rückständen von über 600 Pestiziden.
- Bromide: Bromide sind Salze der Bromwasserstoffsäure. Bromid in Reis kann aus dem Boden stammen oder vom Begasungsmittel Methylbromid. Es ist im Direktkontakt hochgiftig.
- Arsen: Das giftige Halbmetall kommt fast überall im Boden vor. Reispflanzen nehmen es beim Überfluten der Felder auf. Das Labor suchte nach dem besonders giftigen anorganischen Arsen, das bei Menschen Krebs auslösen kann.
- Mineralölrückstände: Enthält der Reis aromatische (MOAH) oder gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH)? Sie können in Druckfarben, Schmierölen oder Wachsen enthalten sein und gelangen zum Beispiel über Verpackungen in den Reis. MOAH sind potenziell krebserregend. MOSH schädigten in Tierversuchen Leber und Lymphknoten.
- Fremdanteil: Enthalten die Packungen nur Basmatireis oder auch andere Reissorten?