Banken kassieren viel Geld für wenig Leistung
Online-Banking im Vergleich: Vor allem die Kunden der Grossbanken müssen für ihr Konto hohe Gebühren zahlen.
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saldo 2/2004
04.02.2004
Martin Müller
Nachts um elf noch ganz schnell die Stromrechnung begleichen: Online-Banking ist für mehrere hunderttausend Schweizerinnen und Schweizer Alltag. Auf der Homepage der Bank die Passwörter eintippen, und schon lassen sich Überweisungen ins In- und Ausland tätigen sowie Börsengeschäfte einfach und rasch erledigen. Unkompliziert und zu jeder Zeit.
Für die Finanzinstitute rechnet sich Online-Banking prima: Die Kunden erfassen alle Daten wie Konto- und Referenznummern selber, die ...
Nachts um elf noch ganz schnell die Stromrechnung begleichen: Online-Banking ist für mehrere hunderttausend Schweizerinnen und Schweizer Alltag. Auf der Homepage der Bank die Passwörter eintippen, und schon lassen sich Überweisungen ins In- und Ausland tätigen sowie Börsengeschäfte einfach und rasch erledigen. Unkompliziert und zu jeder Zeit.
Für die Finanzinstitute rechnet sich Online-Banking prima: Die Kunden erfassen alle Daten wie Konto- und Referenznummern selber, die Bank muss lediglich die Infrastruktur zur Verfügung stellen. Das kostet zwar Geld, dafür können zahlreiche Stellen im Bereich Zahlungsverkehr eingespart werden.
Kontoführung: UBS verlangt zehnmal mehr als Valiant
Aus Konsumentensicht zahlt sich Online-Banking hingegen nicht immer aus - das zeigt der saldo-Test. Teuer wird es vor allem für UBS-Kunden: Als einzige Bank verrechnet die UBS seit Anfang 2003 selbst für elektronisch erfasste Inland-Zahlungsaufträge eine Gebühr von 30 Rappen, sofern der Kunde nicht über 10 000 Franken Vermögen verfügt. Das sind wohl 20 Rappen weniger als für einen konventionellen Zahlungsauftrag, im Laufe eines Jahres läppert sich das aber dennoch zusammen.
Zudem hält die UBS - neben der CS - sogar für Online-Kunden an den hohen Kontoführungsgebühren fest. Diese werden nur gut betuchten Kunden erlassen - egal, ob sie ihre Zahlungen herkömmlich oder elektronisch abwickeln. Folge: Die Grossbanken schneiden beim saldo-Vergleich mit Abstand am schlechtesten ab.
So kostet das Musterkonto für einen UBS-Kunden mit 8000 Franken Vermögen und den üblichen Dienstleistungen wie Maestro-Karte satte 208 Franken Gebühren. Bei den Valiant Banken - einem Zusammenschluss verschiedener Regionalbanken in den Kantonen Bern, Luzern und Aargau - werden für die gleiche Leistung gerade mal 20 Franken fällig (siehe Tabelle).
Maestro-Karte: Bei der CS weitaus am teuersten
Mehr als 70 Franken kann indes bei der UBS sparen, wer auf die papierenen Monatsauszüge verzichtet, denn dann wird die Grundgebühr reduziert. Allerdings wünscht die Mehrheit der Kunden weiterhin diese Abrechnungsform. Und hätte der Musterkunde 10 000 Franken Vermögen oder eine Hypothek, würde das Konto bei der UBS bloss mit 40 statt mit 208 Franken belastet.
Kundenfreundlicher operiert die Testsiegerin Valiant: Unabhängig vom Vermögensstand wird den Kunden die Kontoführungsgebühr von 48 Franken pro Jahr erlassen, wenn sie ihre Zahlungen elektronisch abwickeln; ein analoges System gilt ebenfalls bei Postfinance (sonst 36 Franken Jahresgebühr). Auch die anderen Institute verrechnen tiefere oder gar keine Gebühren für Überweisungen ins In- und Ausland, wenn der Kunde dank Online-Banking die Arbeit übernimmt.
Als eigentliche Kostenfalle entpuppte sich aber im saldo-Test - einmal mehr - die Jahresgebühr der beliebten Maestro-Karte (früher EC) für den bargeldlosen Einkauf. Die CS ist hier mit 40 Franken absolute Spitzenreiterin im Abkassieren. Gleichwohl behauptet Pressesprecher Matthias Friedli, selbst damit seien die wahren Kosten nicht gedeckt. Der reguläre Preis liegt indes halb so hoch - und wer mit der Valiant geschäftet, kriegt sie sogar geschenkt, wenn er mehr als 5000 Franken auf dem Konto hat.
Punkto Komfort und Benutzerführung sind die Unterschiede beim Online-Banking gering: Überall ist man wenige Mausklicks nach dem Einloggen beim Menüpunkt, wo die einzelnen Zahlungen eingegeben werden können. Zudem lassen sich bei allen getesteten Geldinstituten Daueraufträge speichern, hängige Zahlungen korrigieren und Kontostände abfragen. Einige Banken bieten sogar weitere Dienstleistungen an wie SMS-Benachrichtigung, wenn eine wichtige Zahlung eingeht.
Sicherheit: Banken lehnen jede Haftung ab
Online-Banking ist praktisch - und boomt entsprechend: Jeder sechste Privatkunde der CS und der Zürcher Kantonalbank nutzt das System, und sogar bei der Raiffeisenbank Disentis GR liegt der Anteil bei über 10 Prozent. Bei Postfinance sind knapp eine halbe Million Nutzer registriert - drei Viertel klicken sich regelmässig ins Online-Banking ein.
Allerdings: Trotz umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen lehnen die Banken jegliche Haftung ab, falls etwas schief laufen sollte. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Anbieter gleichen sich diesbezüglich fast wortwörtlich; sogar für die Software, die die Banken ihrer Kundschaft zur Verfügung stellen, wird keine Verantwortung übernommen. Offizielle Begründung: Die Schwachstelle sei ohnehin der Computer respektive die Fahrlässigkeit des Kunden.
So gehen Sie auf Nummer Sicher
- Passwörter und Streichlisten-Codes weder aufschreiben noch im PC abspeichern - regelmässig ändern. Ein Passwort mit Buchstaben-Zahlen-Sonderzeichen-Kombination wählen (siehe «Gut geschützt im Netz surfen», Seite 20).
- Browser aktualisieren, sonst läuft plötzlich das Sicherheitszertifikat ab, das die sichere Datenübermittlung garantiert. Mit Netscape 4.5 läuft Online-Banking beispielsweise nicht mehr.
- Firewall und Virenschutz installieren.
- Den Memory-Speicher im Browser (Cache) nach jedem Bankkontakt löschen (je nach Browser kann der Befehl standardisiert werden).
- Vor und während des Online-Bankings keine anderen Websites anwählen - das Banksystem via Exit-Button verlassen. Vor dem Weitersurfen die Internetverbindung trennen oder mindestens den Browser schliessen und neu öffnen.