Après-Soleil-Produkte bieten laut Verpackungen «intensive Feuchtigkeit». Die Lotion «kühlt und pflegt» die «sonnengestresste Haut». Mit solchen Werbeversprechen locken die Hersteller zum Kauf ihrer Lotionen.
saldo hat zehn der meistverkauften After-Sun-Produkte von einem spezialisierten Labor testen lassen: Markenware, bekannte Eigenmarken von Detailhändlern sowie ein Öko- und ein Apotheken-Produkt, erhältlich auch in Drogerien.
Cien von Lidl: Sehr gutes Produkt zu einem günstigen Preis
Die Experten massen an Probandinnen, wie viel Feuchtigkeit die Lotionen an die Haut abgeben. Zudem liess saldo die Cremes auf bedenkliche Inhaltsstoffe untersuchen (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Fazit: Zwei Produkte schneiden mit der Note «sehr gut» ab. Testsieger ist die Après Lotion von Nivea. Knapp dahinter liegt das günstigere Cien von Lidl – der saldo-Kauftipp. Lidl schafft es, sehr gute Qualität zu einem günstigen Preis anzubieten. Cien kostet mit 66 Rappen für 100 Milliliter weniger als ein Siebtel des Markenprodukts von Nivea (Fr. 4.95 für 100 Milliliter).
Vier Cremes erreichten die Note «gut»: Cadea Vera (Drogerie Müller), Sun Look (Migros), das Öko-Produkt von Lavera und Ombia (Aldi). Jovial von Denner, Sherpa Tensing von Coop und Daylong sind noch genügend, Ambre Solaire war ungenügend.
Der Test zeigt: Punkto Befeuchtun
g der Haut lösen alle Après-Soleil-Produkte ihr Versprechen ein. Sie spenden der Haut Feuchtigkeit, die sich acht Stunden nach dem Auftragen noch nachweisen lässt. Allerdings ergaben die Messungen grosse Unterschiede: Beim Testsieger Nivea lag die Hautfeuchtigkeit nach acht Stunden rund 70 Prozent höher als bei der unbehandelten Haut. Ambre Solaire liegt mit einem Wert von 40 Prozent nach acht Stunden abgeschlagen am Schluss der Tabelle.
Cadea Vera: Bald neues Produkt auf dem Markt
Die Hersteller der After-Sun-Lotionen reagieren unterschiedlich auf den Test: Coop, Drogerie Müller, Aldi und Denner bemängeln die Prüfungsmethode. Es sei an zu wenigen Probandinnen gemessen worden, heisst es etwa bei Coop. Und der tiefe Wert bei der Hautbefeuchtung nach acht Stunden bei Sherpa Tensing könne laut Coop-Fachleuten nicht stimmen. Eigene Messungen kann der Grossverteiler aber nicht vorlegen.
Die Drogerie Müller (Cadea Vera) ist zwar zufrieden mit den Ergebnissen. Sie lässt aber verlauten, dass die Cadea-Vera-Lotion durch ein anderes Produkt ersetzt werde. Wann dies der Fall ist, konnte die Firma nicht sagen. Mitte Juni war die Lotion noch in einigen Geschäften erhältlich.
Die Discountketten Aldi (Ombia) und Denner (Jovial) beteuern, bei eigenen Messungen der Hautbefeuchtung auf andere Prozentzahlen gekommen zu sein. Beide Firmen legen eigene Testergebnisse vor, um dies zu belegen, und schaffen damit Transparenz. Die Messmethoden weichen jedoch von denjenigen des saldo-Labors in einigen Punkten ab, sodass sich die Resultate nicht miteinander vergleichen lassen. Ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren gibt es bei solchen Untersuchungen nicht. Das von saldo beauftragte Prüflabor verwendet eine international anerkannte Methode.
Ambre Solaire, Sherpa Tensing: Notenabzüge für heikle Substanzen
Bei den bedenklichen Inhaltsstoffen zeigt der saldo-Test Erfreuliches: Das Labor fand in keinem Produkt stark allergene Duftstoffe. Allerdings steckt in der Ambre-Solaire-Milch eine grosse Menge eines polyzyklischen Moschusduftstoffes. Dafür gibt es eine halbe Note Abzug, denn diese Substanzen sind nur schwer abbaubar und können sich im Körper anreichern.
Die Produkte von Garnier (Ambre Solaire) und Coop (Sherpa Tensing) enthalten das Konservierungsmittel Isobutyl-Paraben. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt den Herstellern, darauf zu verzichten, da über die Auswirkungen dieses Stoffes auf die Gesundheit der Konsumenten kaum etwas bekannt ist. Von anderen Parabenen weiss man, dass sie das menschliche Hormonsystem beeinflussen können. Auch diese Produkte bewertete saldo deshalb mit einer halben Note Abzug.
Kosmetikverband spielt Gesundheitsrisiko von Parabenen herunter
Der Kosmetikkonzen L’Oréal stellt die Ambre-Solaire-Milch her. Dort heisst es zum Test, dass die Zusammensetzung des Produkts geändert wurde. saldo habe die After-Sun-Milch mit der alten Rezeptur getestet. Allerdings stand diese After-Sun-Milch Mitte Juni in den Geschäften verschiedener Anbieter noch in den Regalen.
Bei den Inhaltsstoffen verweist L’Oréal auf eine Stellungnahme des Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverbandes. Dieser schreibt, dank Gesetz und Kontrollen sei gewährleistet, dass kosmetische Produkte «für den Verbraucher sicher und gesundheitlich unbedenklich sind». Über Parabene schreibt der Verband, sie seien «sicher».
Coop sagt zu den Parabenen im Sherpa-Tensing-Produkt, dass die Zusammensetzung der Après-Milch in Überarbeitung sei, und beteuert, dass die neue Rezeptur ohne Parabene auskommen werde.
Preis für 100 Milliliter: Von 66 Rappen bis über 11 Franken
Erstaunliches zeigt der Preisvergleich der getesteten Après-Soleil-Lotionen. Einmal mehr gilt: Gute Qualität muss keinesfalls teuer sein. Und wer mehr bezahlt, kann sich nicht darauf verlassen, ein entsprechend besseres Produkt zu kaufen. Die Preise liegen zwischen Fr. 11.93 für 100 Milliliter für das Öko-Produkt Lavera und 66 Rappen für die Discountlotionen von Cien, Ombia, Jovial. Lidl schafft es mit seiner Lotion sogar auf die Note «sehr gut», aber auch das gleich günstige Aldi-Produkt schneidet gut ab. Die drei Lotionen sind 18 Mal günstiger als das Öko-Produkt und 15 Mal günstiger als die Daylong-Lotion aus der Apotheke.
Letzteres Produkt schneidet nur mit dem Gesamturteil «genügend» ab. Von der Herstellerin Spirig heisst es dazu: Die Lotion soll vor allem zur Kühlung nach dem Sonnenbad eingesetzt werden. Für eine bessere Hautbefeuchtung verweist die Firma auf ein anderes Produkt aus dem Sortiment.
So wurde getestet
Das Labor Eurofins in Hamburg hat die After-Sun-Produkte auf folgende Kriterien untersucht:
Hautbefeuchtung
Mit Messungen bei zehn Probandinnen beurteilte das Labor, wie gut die Cremes die Haut mit Feuchtigkeit versorgen. Die Experten massen die Hautfeuchtigkeit der Versuchspersonen mit einem sogenannten Corneometer – vor der Anwendung der After-Sun-Produkte sowie nach zwei, vier, sechs und acht Stunden.
Duftstoffe
26 Duftstoffe mit erhöhtem Allergiepotenzial müssen ab einer Menge von 10 mg/kg auf der Verpackung des Produkts deklariert sein, wenn sie auf der Haut bleiben. Sie sind nach ihrem Allergiepotenzial in vier Kategorien eingeteilt. Heikel sind die Duftstoffe der Kategorien A und B.
Polyzyklische Moschusverbindugen
Diese Duftstoffe werden über die Haut aufgenommen, reichern sich im Körper an und sind in der Umwelt schwer abbaubar. Das Gesetz sieht keine Höchstmengen für diese Verbindungen vor.
Konservierungsstoffe (Parabene)
Die Haut nimmt einzelne dieser Konservierungsmittel auf; sie können laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR) das menschliche Hormonsystem beeinflussen. Das Institut hat für Methyl-, Ethyl-, Butyl- und Propylparabene Höchstkonzentrationen veröffentlicht, die nicht überschritten werden sollten. Auf Isobutyl-, Isopropyl-, Pentyl- und Phenylparaben sei laut BFR zu verzichten, bis eine gesundheitliche Bewertung der Stoffe vorliegt.
Sonnenbrand: Das können Sie dagegen unternehmen
Wer sich zu oft und zu lange ungeschützt an der Sonne aufhält, riskiert bleibende Schäden wie vorzeitiges Altern der Haut oder Hautkrebs. Aber schon ein Sonnenbrand kann sehr unangenehm sein. Günther Hofbauer, Leitender Arzt an der Dermatologischen Klinik im Universitätsspital Zürich, rät in solchen Fällen:
- Nicht mehr an die Sonne gehen.
- Bei einem leichten Sonnenbrand helfen Kühlung durch Wasser, kalte Umschläge und eine Creme. Dabei muss es sich nicht zwingend um eine Après-Soleil-Lotion handeln. Auch Körper- oder Allzweckcremes versorgen die Haut mit Feuchtigkeit.
- Bei einem schweren Sonnenbrand lindern kalte Umschläge die Beschwerden. Ist die Haut geschwollen oder bilden sich Blasen, sollte man einen Arzt aufsuchen.