Das Experiment beginnt bei Foto Video Ganz, am Rennweg in Zürich. Im weihnachtlich dekorierten Schaufenster finde ich schnell, wonach ich suche, und betrete das Geschäft.
«Kann ich Ihnen etwas zeigen?»
«Ja, ich suche nach einer Kompaktkamera, die bessere Fotos schiesst als mein iPhone und die trotzdem klein ist.»
Der junge Mann öffnet eine Vitrine hinter dem Verkaufstresen und legt eine Kamera vor mich hin. Er erklärt die Vorzüge des optischen Zooms, holt eine zweite und eine dritte Kamera heraus und führt vor, wie sich das optische vom digitalen Zoom unterscheidet. Der Unterschied ist eindeutig.
«Wie viel kostet die?»
«Die Canon Ixus kostet 258 Franken.»
«Wenn ich die online kaufen würde, käme das günstiger, nicht?»
«Ja. Aber hier haben Sie den ganzen Service...»
Er zieht einen 50-Franken-Gutschein hervor für einen Kurs.
«Damit Sie die Kamera kennenlernen können. Das würden Sie nicht bekommen, wenn Sie online einkaufen würden.»
«Der Service hat zweifellos seine Vorteile, klar, darum bin ich hergekommen. Aber sagen Sie, könnte man nicht etwas machen mit dem Preis?»
«Schon möglich, da muss ich nachfragen.»
Kurze Zeit später kommt der Verkäufer zurück mit der Nachricht, er könne auf 245 Franken runtergehen.
Weiter gehts zu Juwelier Kurz in Bern. Meine Füsse versinken im weichen Teppich, als ich das Geschäft betrete. Es ist andächtig still hier. Nur ein Kunde ist da, der Ringe betrachtet. Bevor ich mich richtig umsehen kann, kommt schon eine Verkäuferin auf mich zu, lautlos und lächelnd.
«Guten Tag. Kann man Ihnen etwas zeigen?»
«Ja, ich bin auf der Suche nach einer Uhr. Für mich.»
«Die haben wir unten.»
Sie deutet auf die Treppe und sagt «nach Ihnen». Unten angekommen, rückt sie mir einen Stuhl zurecht.
«Was haben Sie sich denn vorgestellt?»
«Etwas Einfaches, mit einem schmalen Band, es sollte ein bisschen wie ein Schmuckstück aussehen und nicht so sehr
wie eine Uhr. Für etwa 500 Franken.»
Sie verschwindet für ein paar Minuten, ich höre Schubladen auf- und zugleiten, dann legt sie eine Auswahl vor mich hin. Balmain, Rado, Baume & Mercier, Gucci… Ich lege zwei weg, lasse mir die übriggebliebenen eine nach der anderen ums Handgelenk legen. Die von Balmain gefällt mir am besten. Sie kostet 950 Franken.
«Die ist wunderschön. Aber die sprengt mein Budget ...»
Die Dame lächelt.
«Eine wirklich sehr schöne Uhr ... Liesse sich nicht irgendwas machen mit dem Preis?»
«Ich kann Ihnen ein wenig entgegenkommen.»
Ich bin gespannt.
«50 Franken kann ich Ihnen geben.»
«Und wenn ich bar statt mit Kreditkarte zahle?»
«Mehr als 50 Franken kann ich leider nicht geben.»
Nebenan, beim Juwelier Christ, verliebe ich mich zum Schein in einen Diamantanhänger. Ich lasse ihn mir um den Hals legen, finde ihn jetzt tatsächlich sehr schön und kann überzeugend bereuen, dass mir 1980 Franken nun doch etwas zu teuer sind. Die Verkäuferin stimmt in mein Loblied ein und steckt mir einen Gutschein zu. 20 Prozent könnte sie mir gewähren. Das wären 296 Franken weniger. Und wenn ich bar statt mit Karte bezahlen würde, gäbe es weitere 10 Prozent.
«Das ist alles, was ich Ihnen bieten kann.»
Zusammengerechnet würde ich statt 1980 nur noch 1516 Franken zahlen.
Wieder draussen auf der Berner Marktgasse, entdecke ich in einer Seitenstrasse den Laden Leder Schmied und im Schaufenster eine Handtasche von The Bridge für 298 Franken. Ein Bijoux. Im kleinen Geschäft riecht es durchdringend nach Leder, unzählige Rucksäcke und Taschen sind bis unter die Decke gestapelt. Die Verkäuferin holt «meine» aus einem schmalen Regal.
«Gibt es die auch in Schwarz?»
Es gibt sie. Ich vergleiche vor dem Spiegel. Die braune ist schöner, sehr schön, passt perfekt zu den Schuhen, die ich heute trage.
«Wie viel kostet diese wunderschöne Tasche?»
«298 Franken.»
«Schade, ich hatte mir vorgenommen, nicht mehr als 250 Franken auszugeben.»
«Ich kann Ihnen 5 Prozent geben.»
Das wären rund 15 Franken.
«Für 260 Franken würden Sie sie mir nicht geben?»
«Tut mir leid, diese 5 Prozent sind alles, was ich machen kann.»
«Wenn ich bar statt mit Karte zahle, käme dann noch etwas dazu?»
«Das sind eben diese 5 Prozent. Die geben wir bei Barzahlung auf alle reguläre Ware.»
Bis jetzt hatte es überall geklappt. Ob das auch bei Interdiscount funktioniert? Im Laden wimmelt es von roten Rabattschildern. Nur an genau der Kaffeemaschine, die mich interessiert, hängt keines. Ich spreche einen Verkäufer an:
«Sagen Sie, wo hier fast alles zu einem günstigeren Preis verkauft wird, könnte ich auf dieses Gerät nicht einen persönlichen Rabatt bekommen?»
Der Verkäufer lacht. Dann denkt er kurz nach.
«Tut mir leid, aber unsere Preise sind alle vorgegeben, das geht leider nicht.»
«Aber es könnte sein, dass die in zwei Wochen auch runtergeschrieben ist, nicht?»
«Ja, das könnte sein.»
Er lacht wieder.
«Ich weiss schon, was Sie meinen, aber ich kann wirklich nichts machen. Ausser wenn ich Ihnen das vorjährige Modell zeigen dürfte, das könnten Sie 100 Franken günstiger haben.»
Ich beende das Rabatt-Experiment beim Möbelgeschäft Wohnidee in Luzern. Das Geschäft liegt in der Altstadt in einem denkmalgeschützten Haus, auf fünf Etagen gibt es zwischen Sichtbalken und Fresken Designmöbel zu sehen. Erschwinglich sind nur Beistelltische. Ich erkundige mich nach einer Dreierserie, und ob man die auch einzeln haben könnte. Ich sei auf der Suche nach Nachttischchen. Die Verkäuferin bejaht, zeigt in einem Ordner noch andere Modelle aus Eichenholz, aber ich bleibe beim ersten Modell.
«Das würde sich sehr gut machen neben meinem Bett, das ich vor Jahren hier gekauft habe.»
Sie stimmt zu und fügt an, wie die runden Flächen das Schwere, Eckige der Bettstatt auflockern würden, verspielt sei das. Zusammen würden die beiden Tischchen 1016 Franken kosten.
«Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr als 800 auszugeben.»
Sie will im Katalog nach Alternativen suchen.
«Nein, die sind perfekt. Ich möchte nichts anderes.»
Sie bietet mir schliesslich an, in Euro zu bezahlen.
«Inklusive Mehrwertsteuer wären das dann 393 Euro pro Tischchen.»
Ich rechne im Kopf schnell nach – viel günstiger ist das nicht.
«Wenn Sie sie selber abholen, könnten wir nochmals 3 Prozent abziehen. Aber damit wäre das dann wirklich ausgereizt.»
Ich bedanke mich und sage – wie schon bei allen anderen –, ich müsse noch darüber nachdenken. Auf dem Heimweg nehme ich mir vor, von jetzt an immer nach Rabatten zu fragen. Es lohnt sich.
Tipps: Einkaufen mit Rabatt
- Im Geschäft nicht forsch auftreten und sofort nach Rabatten verlangen. Ins Gespräch kommen, das Angebot im Laden loben, dann zurückhaltend zu fragen anfangen.
- Internetpreise als Vergleich heranziehen.
- Zu verstehen geben, dass man auch weiterhin hier einzukaufen gedenkt, falls man sich erkenntlich zeigt.
- Meist gibt es ein paar Prozente Rabatt, wenn man bar statt mit Karte bezahlt.