3 von 15 Produkten mit problematischen Substanzen
Der saldo-Test zeigt: Von einigen Wimperntuschen sollten Frauen besser die Finger lassen. Doch die meisten Produkte sind unbedenklich.
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saldo 13/2006
30.08.2006
Jeannette Büchel
Wimperntusche gehört zu den beliebtesten Kosmetikartikeln. Ihren Siegeszug trat sie 1913 an, als der Chemiker T. L. William für seine Schwester Mabel den ersten Mascara erfand, indem er Kohlenstaub mit Vaseline mischte. So entstand der Name des Kosmetikunternehmens Maybelline.
Heute ist Wimperntusche komplexer zusammengesetzt: Neben dem Hauptbestandteil Wasser sind es Pigmente, die für Farbe sorgen. Seide, Keratin, Wachse und Öle machen die Härchen geschmeidiger. Filmbildner ...
Wimperntusche gehört zu den beliebtesten Kosmetikartikeln. Ihren Siegeszug trat sie 1913 an, als der Chemiker T. L. William für seine Schwester Mabel den ersten Mascara erfand, indem er Kohlenstaub mit Vaseline mischte. So entstand der Name des Kosmetikunternehmens Maybelline.
Heute ist Wimperntusche komplexer zusammengesetzt: Neben dem Hauptbestandteil Wasser sind es Pigmente, die für Farbe sorgen. Seide, Keratin, Wachse und Öle machen die Härchen geschmeidiger. Filmbildner lassen die Wimpern dicker und länger werden. Hinzu kommen zahlreiche, je nach Hersteller unterschiedliche Substanzen.
Drei Produkte enthielten Schadstoffe
saldo wollte wissen, ob Wimperntusche auch gesundheitlich problematische Substanzen enthält. Zu diesem Zweck schickte die Redaktion 15 Wimperntuschen ins Labor - eingekauft beim Grossverteiler, im Warenhaus, beim Discounter, in der Apotheke und im Reformhaus. Ausgewählt wurden schwarze, wasserlösliche Mascaras der bedeutendsten Marken sowie einige unbekanntere Produkte.
Das Zürcher Labor Veritas prüfte, ob die Wimperntuschen Formaldehyd (und Abspalter davon) oder NDELA enthalten. Formaldehyd ist eine krebserzeugende Substanz, die in Kosmetika zu Konservierungszwecken eingesetzt wird. NDELA steht für Nitrosodiethanolamin. Der Stoff gehört zur Gruppe der Nitrosamine, die als krebserregend gelten.
Fazit des Tests: Mit 12 der 15 geprüften Produkte kann frau ihre Augen getrost schminken, sie enthalten keinen der beiden Schadstoffe. Doch von drei Produkten nimmt man besser Abstand: In den Wimperntuschen von Astor und The Body Shop fand das Labor die Substanz NDELA; die Wimperntusche von Essence enthielt Formaldehyd.
Vor kurzem hat das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlen, Formaldehyd als eindeutig krebsauslösend für den Menschen einzustufen (saldo 11/06). Studien belegen, dass ein eindeutiger Zusammenhang besteht zwischen Krebserkrankungen und Formaldehyd-Belastungen. Zudem kann Formaldehyd schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizen. In Kosmetika wird es meist in Form von sogenannten Formaldehyd-Abspaltern eingesetzt. Das sind Stoffe, die Formaldehyd in gebundener Form enthalten und es nach und nach abgeben können.
Die Essence-Wimperntusche erhielt das Gesamturteil «nicht empfehlenswert», weil das Labor 140,8 Milligramm Formaldehyd/-Abspalter pro Kilogramm fand. Die Herstellerin Cosnova GmbH hält das für unproblematisch. Christian Reifschneider schreibt dazu: «Wir setzen in diesem Produkt einen Konservierungsstoff ein, welcher ein Formaldehydabspalter ist. Der Stoff ist in der EU und in der Schweiz zugelassen. Unser Produkt entspricht allen gesetzlichen Auflagen in der EU und in der Schweiz und ist somit voll verkehrsfähig.»
Nitrosamine: Nur in sehr geringer Konzentration erlaubt
Weil Nitrosamin NDELA als krebserregend gilt, darf es nicht in Kosmetika eingesetzt werden. Nitrosamine können dennoch in Kosmetika auftauchen, wenn nämlich bestimmte Inhaltsstoffe miteinander reagieren oder Rohstoffe damit verunreinigt sind.
«Vor allem wegen der krebserregenden Wirkung vieler Nitrosamine sollte der Verbraucher mit diesen Substanzen möglichst gering belastet werden», hält das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit fest. In den letzten zwei Jahren musste das Amt bei 40 Prozent der geprüften Wimperntuschen einen zu hohen NDELA-Gehalt feststellen.
In Deutschland dürfen Nitrosamine nur als «technisch unvermeidbare Reste» in Kosmetika enthalten sein. Als technisch vermeidbar gilt derzeit ein Gehalt von mehr als 10 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg). Für die Schweiz existiert kein entsprechender Wert. Zwei der von saldo geprüften Mascaras lagen über dem deutschen Wert: Define & Lengthen Mascara von The Body Shop enthielt 21,5 µg/kg NDELA und Swing & Volume Mascara von Astor enthielt 13,9 µg/kg.
Die Hersteller sehen keinen Handlungsbedarf
Die Hersteller zeigen sich von diesen Befunden unbeeindruckt. Hans-Jürgen Weissgräber von der Firma Coty GmbH, welche die Astor-Wimperntusche produziert, schreibt: «Dieser Stoff findet keine direkte Verwendung in unseren Formulierungen, sondern kann lediglich als geringfügige, technisch unvermeidbare Verunreinigung festgestellt werden. Der festgestellte Wert liegt geringfügig über der Nachweisgrenze, daher besteht aus unserer Sicht keinerlei Handlungsbedarf.» Auch The Body Shop sieht keinen Grund, das Produkt aus dem Regal zu nehmen oder die Rezeptur zu ändern. Shelley Simmons von The Body Shop International versichert, eigene Tests in England hätten bewiesen, dass die Body-Shop-Mascara kein NDELA enthalte. Dennoch wolle man Muster des von saldo geprüften Produktes nachtesten lassen.
Der Test zeigt zudem: Qualität ist keine Frage des Preises. Denn in der günstigsten Mascara, Lacura Beauty von Aldi mit einem Preis von 50 Rappen pro Milliliter, fanden sich genauso wenig Schadstoffe wie im teuersten Produkt des Testes, der Wimperntusche Lash XL Maximum Length Mascara von Estée Lauder mit dem stolzen Preis von Fr. 5.38 pro Milliliter.
Kaum zu entziffern
Allergikerinnen sind darauf angewiesen, die Zusammensetzung von Kosmetika zu kennen. Deshalb müssen die Hersteller laut Gesetz den Produktinhalt deklarieren. Bei Wimperntusche sind diese Angaben oft derart klein gedruckt, dass sie sich nur mit der Lupe entziffern lassen.
Stehen die Inhaltsangaben nicht auf der Packung, müssen sie am Verkaufsregal zugänglich sein. Eine saldo-Stichprobe zeigt aber, dass dies oft nicht der Fall ist. Bei Coop City fehlten die Angaben bei mehreren Produkten auf der Packung wie auch am Regal. Coop-Sprecher Karl Weisskopf: «Wir wollen dem nachgehen und das in Ordnung bringen.»
Wissenswertes zum Thema Wimperntusche
Verfalldatum: Wimperntusche sollte nicht länger als ein Jahr gebraucht werden. Wasserlösliche Mascara ist besonders empfindlich gegen Keimbefall. Vermeiden Sie, dass durch Auf- und Abwärtsbewegungen der Bürste Luft in das Produkt gepumpt wird. Behälter nach dem Benützen fest verschliessen. Wimperntusche nur selbst benützen, nicht ausleihen. Riecht die Wimperntusche ranzig oder krümelt sie, gehört sie in den Abfall.
Spitzen: Wenn bei Wimpern nur die Spitzen hell sind, reicht es völlig, nur die vorderen zwei Drittel der Härchen zu tuschen, um die Wimpern länger aussehen zu lassen. So lässt sich der Kontakt von Wimperntusche mit Haut und Augen verringern.
Längerer Halt: Wimpern vor dem Auftragen der Mascara abpudern, um eine fettfreie Basis zu schaffen. Die Mascara hält länger und die Wimpern wirken voluminöser.
Ausspülen: Sollte mal etwas von der Wimperntusche beim Auftragen ins Auge geraten, auf keinen Fall reiben, sondern mit viel Wasser ausspülen.
Kontaktlinsenträgerinnen: Wasserfeste Mascaras vermeiden. Sie enthalten Fasern, welche die Augen irritieren und sich auf die Kontaktlinsen legen können. Weiche Kontaktlinsen vor dem Schminken einsetzen und vor dem Abschminken wieder entfernen.
Unverträglichkeiten: Schwarze Wimperntusche ist in der Regel unproblematischer als farbige.
Abschminken: Regelmässiges Reinigen ist wichtig, um zu verhindern, dass Reste im Auge bleiben, die die Bindehaut reizen. Rückstände können über die Tränenkanäle und die Bindehaut in den Körper gelangen. Reinigungsprodukte aus einem Wasser-Fett-Gemisch eignen sich zum Entfernen von wasserlöslicher Wimperntusche.
Naturkosmetik: Diese Wimperntuschen werden überwiegend ohne chemische Konservierungsstoffe, synthetische Farbstoffe und Lösemittel hergestellt. Statt Silikonöl kommen natürliche Öle wie Rhizinus- oder Jojobaöl zum Einsatz.