Einbrecher knacken 80 bis 90 Prozent aller Tresore. Das zeigt eine Studie der Kantonspolizei Zürich. Rolf Gasser, Sicherheitsberater bei der Kantonspolizei Zürich, wundert das nicht: «Viele Personen lassen sich beim Kauf eines Safes vom Aussehen blenden.»
saldo hat in Zusammenarbeit mit Kassensturz zwölf der meistverkauften Tresore und Sicherheitsboxen einem Härtetest unterzogen (siehe «So wurde getestet» Unten). Keines der Produkte kostete über 500 Franken.
Nur ein Modell mit der Note «sehr gut»
Alle Tresore wirken auf den ersten Blick robust und sicher. Doch der Eindruck täuscht: Neun von zwölf erhielten die Note «ungenügend». Nur der «Möbeltresor CL10E» von Burgwächter schnitt sehr gut ab. Die Hälfte der Tresore liess sich ohne Werkzeuge öffnen. Dafür gab es bei der Bewertung einen zusätzlichen Abzug.
Beim Testpunkt «Öffnen mit Gewalt» schnitten der «Schlüsseltresor X031» und der «Elektroniktresor X105» von Sentry am schlechtesten ab. Sie liessen sich innert weniger als einer Minute mit einem Schraubenzieher öffnen.
Bei einem Einbruch kommen aber häufig auch Brechstange, Flachmeissel oder Hammer zum Einsatz. Mit diesen Werkzeugen benötigten die Experten immerhin 12 Minuten, um den «Feuerschutztresor FP4E» von Burgwächter zu knacken. Beim «Möbeltresor T6-331» von Sentry waren es schon 24 Minuten. Am widerstandsfähigsten war der «Möbeltresor CL10E» von Burgwächter. Er war nur mit einem Trennschleifer zu öffnen, und auch das erst nach 45 Minuten.
Der Möbeltresor CL10E war auch der einzige Tresor, der den Angriffen der Mitglieder des Hamburger Vereins «Sportsfreunde der Sperrtechnik» widerstand. Sie üben sich aus sportlichen Gründen regelmässig im Öffnen von Schlössern und Tresoren. Mit feinen Spezialwerkzeugen versuchten sie, die Tresore ohne Gewalt zu öffnen. Beim «BP Elektronik Tresor» brauchten sie bloss 3 Sekunden, bei der «Security Box BH2» 4 und beim «Möbeltresor Montreal-1» nur 6 Sekunden.
Die Hersteller sagen, dass die geprüften Tresore über keine Einbruchschutz-Zertifizierung verfügen. Es seien einfache Wertbehältnisse, die vor schnellem Zugriff schützen sollen. Besser schützen würden von unabhängigen Zertifizierungsstellen geprüfte Produkte, zum Beispiel VdS- und ECB:S-zertifizierte Tresore. Solche Produkte kosten jedoch häufig über 500 Franken. Im Test war nur ein Produkt VdS-zertifiziert: Der Testsieger «Möbeltresor CL10E» von Burgwächter.
Mitgelieferte Schrauben nicht brauchbar
saldo liess nicht nur überprüfen, wie schnell sich die Tresore öffnen lassen, sondern auch, wie schnell man sie abmontieren kann. Bei der Hälfte benötigten die Experten des Labors PZT weniger als drei Minuten, um sie von der Wand loszulösen. Der «Möbeltresor T6-331» liess sich in nur 105 Sekunden von der Wand loslösen. Hersteller Sentry bemängelt, dass der Tresor mit den beigepackten zwei Schrauben mit Dübel befestigt wurde. Empfehlenswert seien stattdessen Qualitätsschrauben. Sprich: Die mitgelieferten Schrauben sind unbrauchbar. Am schwierigsten gestaltete sich die Demontage bei den zwei teuren Tresoren von Burgwächter. Die Experten benötigten dafür 12 Minuten oder mehr.
So wurde getestet
Das technische Prüflabor PZT in Wilhelmshaven (D) und die Mitglieder des Hamburger Vereins «Sportsfreunde der Sperrtechnik» prüften die Safes auf folgende Kriterien:
Wie leicht lassen sich die Tresore knacken?
- Die Experten versuchten, die Safes ohne Hilfsmittel zu öffnen. Sie schlugen auf das Gehäuse oder wippten den Tresor hin und her. Gleichzeitig betätigten sie die Türverriegelung und versuchten so, die Tresore zu öffnen. Waren sie erfolgreich, gab es einen Notenabzug.
- Den Experten standen Schraubenzieher, Hammer, Flachmeissel und Brechstange zur Verfügung. Bei Bedarf konnten sie zusätzlich einen Trennschleifer verwenden. Damit versuchten sie, die Tresore so schnell wie möglich zu öffnen. Begonnen wurde immer mit dem Schraubenzieher. Falls nötig, benutzten die Experten zusätzlich andere Werkzeuge.
- Die «Sportsfreunde der Sperrtechnik» versuchten die Safes mit speziellen Werkzeugen über den Schlosszylinder zu öffnen. Die Produkte durften dabei nicht beschädigt werden.
Wie leicht lassen sich die Tresore abmontieren und wegtransportieren?
- Die Tresore wurden gemäss Vorschrift montiert. Die Experten versuchten danach, die Tresore so schnell wie möglich von der Wand loszulösen und wegzutragen. Zur Verfügung standen Schraubenzieher, Hammer, Flachmeissel und Brecheisen.
Wie praktisch sind die Safes?
- Das Labor bewertete, wie gut sich die Tresore verankern, schliessen und öffnen lassen und wie einfach die Codes programmiert werden können. Weitere Kriterien: Unterbringung von Wertgegenständen in den Fächern, Anzahl verstaubarer Ordner und Batteriewechsel.
Tipps zum Kauf eines Tresors
- Es gibt ECB:S- und VdS-geprüfte Tresore. Die Plaketten sind auf der Türinnenseite der Tresore angebracht und geben Auskunft über die Widerstandsfähigkeit bei Feuer und Einbruch. Die Kantonspolizei Zürich empfiehlt Tresore mit einem Widerstandsgrad von mindestens 2. Der Grad ist auf der Plakette aufgeführt.
- Tresore mit elektronischen Schlössern sind vorteilhafter. Die Erfahrung der Polizei zeigt, dass Einbrecher bei Schlüsseltresoren nach dem Schlüssel suchen, dabei die Wohnung verwüsten – und in vielen Fällen fündig werden.
- Damit der Tresor nicht von den Einbrechern abtransportiert und danach ungestört an einem ruhigen Ort aufgebrochen werden kann, sollte er mindestens vierfach mit fingerdicken Schrauben und Stahldübeln im Boden oder an einer Wand verankert werden. Es empfiehlt sich, einen Fachmann beizuziehen.
- Der Tresor sollte gut erreichbar platziert sein, um Wertsachen schnell und bequem einschliessen zu können.
- Tresore sollten leicht auffindbar sein. Einbrecher gehen meist davon aus, dass sich die Wertsachen im Tresor befinden, und verschonen dann den Rest der Wohnung.