Waschmittelpreise: Abgekartetes Spiel
Die EU geht gegen Marktabsprachen der Waschmittelhersteller vor. Ein saldo-Vergleich zeigt: Auch in der Schweiz wurden die Preise abgesprochen.
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saldo 08/2011
25.04.2011
Letzte Aktualisierung:
27.04.2011
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Die EU hat Mitte April Bussen von 410 Millionen Franken gegen die Waschmittelhersteller Procter & Gamble (Ariel) sowie Unilever (Coral, Omo, Surf) wegen Preisabsprachen ausgesprochen. Procter & Gamble muss mit 274,5 Millionen Franken die grösste Busse bezahlen.
Auch Henkel war in das Kartell involviert. Der Hersteller von Marken wie Persil und Weisser Riese erhielt laut der EU-Kommission aber keine Busse, weil sich das Unternehmen selbst angezeigt hatte. Procter &...
Die EU hat Mitte April Bussen von 410 Millionen Franken gegen die Waschmittelhersteller Procter & Gamble (Ariel) sowie Unilever (Coral, Omo, Surf) wegen Preisabsprachen ausgesprochen. Procter & Gamble muss mit 274,5 Millionen Franken die grösste Busse bezahlen.
Auch Henkel war in das Kartell involviert. Der Hersteller von Marken wie Persil und Weisser Riese erhielt laut der EU-Kommission aber keine Busse, weil sich das Unternehmen selbst angezeigt hatte. Procter & Gamble und Unilever räumten eine Kartellbeteiligung ein.
Ansonsten wären die Bussen höher ausgefallen. Mindestens in den Jahren 2002 bis 2005 haben die Hersteller die Preise für Vollwaschmittelpulver in Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Holland, Portugal und Spanien künstlich hoch gehalten.
Ob Omo, Ariel oder Persil: Ein Waschgang kostete 63 Rappen
saldo hat die Preise aus drei Waschmittelproduktetests von 2002 bis 2004 analysiert und kommt zum Schluss: Auch hier gab es Hinweise auf abgesprochene Preise. Der Preis pro Waschgang mit einem Vollwaschmittel von Omo, Ariel oder Persil betrug 2004 bei allen genau 63 Rappen.
Konkurrenzprodukte wie Biancomat, Total, Elan oder Mr. Proper lagen bei 40 bis 50 Rappen pro Waschgang. Bei den Colorwaschmitteln sah das Bild ähnlich aus. Persil und Ariel kosteten 65 und 66 Rappen pro Waschgang, die Konkurrenz lag 10 bis 20 Rappen tiefer. Dieselben Preisunterschiede zeigen sich auch in damaligen Tests der deutschen Stiftung Warentest.
saldo wollte von den Waschmittelunternehmen wissen, ob das Kartell die Schweiz betroffen habe. Unilever hat wegen der EU seine europäischen Chef-Manager zur Einhaltung der Wettbewerbsregeln angehalten. Procter & Gamble spricht von einem alten Rechtsfall, der die Schweiz nichts angehe. Henkel äusserte sich bis Redaktionsschluss nicht.
In der Schweiz verzichtete die Wettbewerbskommission (Weko) auf eine Untersuchung. Laut Mediensprecher Patrik Ducrey habe sich ein Unternehmen bei der Weko wegen Preisabsprachen selbst angezeigt, aber keine konkreten Hinweise geliefert. Nachdem nun die EU tätig geworden ist, plant die Weko keine weiteren Schritte.