Egal, ob am Open-Air-Konzert, beim Grillieren, Campieren oder Fischen: Wer im Freien nicht stundenlang stehen oder auf einem harten Stein oder feuchtem Untergrund sitzen will, nimmt einen leichten und faltbaren Stuhl mit. Campingstühle und -hocker sollen eine mobile und trotzdem bequeme Sitzgelegenheit sein.
Ein spezialisiertes deutsches Prüfinstitut hat im Auftrag des K-Tipp sechs normalgrosse Stühle mit Arm- und Rückenlehne sowie sechs kleinere Hocker getestet. Die Spezialisten überprüften, wie komfortabel und robust die Sitzmöbel sind. Bewertet wurde ausserdem, wie gut die Stühle transportiert und gereinigt werden können (Details Unten «So wurde getestet»).
Die wichtigsten Testergebnisse: Kein Campingstuhl ist so bequem, dass man stundenlang darauf sitzen möchte. Auf Dauer wirds bei allen Stühlen im Rücken, in den Armen oder Beinen mehr oder weniger ungemütlich.
Immerhin: Guten Sitzkomfort bieten die Faltstühle «Wandsworth» von Meru und «Camp Line» von der Migros-Eigenmarke Trevolution. Vorteil der beiden Produkte: Sie haben eine vergleichsweise grosse Sitzfläche. Und die Rückenlehne ist angenehmer als bei den anderen Stühlen. Zwei, drei Stunden hält man gut aus. Der Meru-Stuhl ist das einzige Modell mit einer leichten Rückenpolsterung. Dadurch ist das Sitzen etwas angenehmer als bei den anderen Produkten. Der Stuhl ist aber grösser und schwerer als andere, was den Transport erschwert. «Wandsworth» ist zudem das teuerste Testprodukt. Zum Vergleich: Für den Trevolution-Stuhl muss man nur gerade mal die Hälfte ausgeben.
Alle grossen Campingstühle sind robust und standsicher: Sie konnten mit 200 kg belastet werden, ohne dass sie zusammenbrachen. Abnutzungserscheinungen waren nach dem Belastungstest weder an Arm- noch an Rückenlehnen zu sehen.
Und für die Farbechtheit der Stoffe gilt: Die Stühle von Coop und 46N verloren an der Sonne deutlich an Farbe. Der Bezug zeigte auch beim Scheuertest Abnützungsspuren.
Hocker kippen ziemlich schnell
Die Resultate bei den meist dreibeinigen Campinghockern: Sie kippen relativ schnell – schon bei einem Neigungswinkel von 20 Grad. Abstriche machen muss man auch beim Sitzkomfort. Am bequemsten ist der teuerste Hocker im Test: der «Basic 50» für Fr. 49.90. Er war in jedem Kriterium mindestens gut.
Punkto Komfort nur genügend, aber gesamthaft gut ist der Trekkinghocker der Migros – für gerade mal rund 10 Franken.
Der Stuhl «Geographic» (Robens) ist besonders leicht und lässt sich sehr klein zusammenpacken. Aber er ist sehr niedrig: Das Hinsetzen und das Aufstehen sind mühsam. Das Sitzen ist auch für Rücken und Beine auf die Dauer anstrengend. Der Robens-Stuhl war übrigens der einzige, der dem Belastungstest nicht standhielt. Bei einer Belastung von 160 kg brachen die Beine auseinander.
Laut Robens-Hersteller Oase Outdoors ist der Hocker auf den einfachen Transport ausgelegt: «Er eignet sich für Erkundungs- und Beobachtungstouren, bei denen man den Standplatz relativ oft wechselt.» Für mehr Komfort führe Robens grössere Stühle im Sortiment.
So wurde getestet
Das Prüfinstitut Ipi in Stuttgart (D) untersuchte sechs Campingstühle mit Arm- und Rückenlehne sowie sechs Hocker auf folgende Punkte:
Sitzkomfort und Ergonomie
Drei Experten bewerte-ten Sitzfläche, Armlehne und Rückenlehne. Dazu massen sie bei jedem der 12 Stühle Sitzhöhe und -tiefe aus sowie den Neigungswinkel der Rückenlehne. Ausserdem bewerteten die Fachleute das Sitzgefühl bei allen Produkten, nachdem sie probehalber während anderthalb Stunden auf jedem Stuhl gesessen hatten.
Robustheit
Die Sitzfläche wurde mit zunehmendem Gewicht von bis 200 Kilogramm belastet, die Arm- und Rückenlehne mit bis zu 80 Kilogramm. Zudem wurde die Rückenlehne wiederholt gedehnt, der Sitzbezug mit Jeansstoff 1100-mal gescheuert und überprüft, wie stark sich die Farbe veränderte.
Transport
Bewertet wurde: Wie gut lassen sich die Stühle tragen? Wie einfach lassen die Stühle sich auseinander- und zusammenfalten? Ist eine Transporttasche vorhanden – und ist sie robust?
Reinigung
Die Experten beschmutzten sämtliche Campingstühle und -hocker mit Ketchup, Erde und Gras. Danach reinigten sie die Stühle und überprüften das Resultat. Ausserdem wurde bewertet, wie schnell die Stühle nach dem Waschen und nach einem Platzregen wieder trocken waren.