Steuerzahler subventionieren Grossverteiler und Multis
Nestlé, Migros & Co. erhielten im letzten Jahr 67 Millionen Franken Subventionen für den Export von Schoggi, Biscuits und Caffè Latte. saldo listet die grössten Steuergeldempfänger auf.
Inhalt
saldo 10/2014
26.05.2014
Letzte Aktualisierung:
28.05.2014
Eric Breitinger
Bis anhin weigerte sich die Eidgenössische Zollverwaltung, die Summen und Namen der rund 120 Firmen zu nennen, die Subventionen aus der Bundeskasse erhalten. Die Unternehmen exportieren Schweizer Milch-, Schokolade- oder Weizenprodukte ins Ausland. Der Bund entschädigt sie dafür, dass sie höhere Preise für einheimische Rohstoffe wie Butter, Milchpulver oder Weizenmehl zahlen als die Konkurrenz im Ausland.
Die 20 grössten Empfänger von Bundesm...
Bis anhin weigerte sich die Eidgenössische Zollverwaltung, die Summen und Namen der rund 120 Firmen zu nennen, die Subventionen aus der Bundeskasse erhalten. Die Unternehmen exportieren Schweizer Milch-, Schokolade- oder Weizenprodukte ins Ausland. Der Bund entschädigt sie dafür, dass sie höhere Preise für einheimische Rohstoffe wie Butter, Milchpulver oder Weizenmehl zahlen als die Konkurrenz im Ausland.
Die 20 grössten Empfänger von Bundesmillionen erhielten letztes Jahr total 67 Millionen Franken. Die höchsten Beträge bekamen Grossunternehmen: Nestlé 16 Millionen, Toblerone-Hersteller Mondelez ebenfalls fast 16 Millionen, Lindt & Sprüngli 5,3 Millionen. Milchverarbeiter Hochdorf erhielt 5 Millionen, Emmi fast 3,8 Millionen und die Winterthurer Nordostmilch 3,5 Millionen Franken. Migros-Tochterfirmen erhielten zusammen 3,7 Millionen Franken: 2 Millionen davon gingen an Chocolat Frey, rund 800 000 Franken an Bischofszell Nahrungsmittel, 460 000 Franken an Midor und 450 000 an Jowa.
Solche Subventionen sind umstritten. Die Welthandelsorganisation WTO stuft sie als «wettbewerbsverzerrend» ein und fordert ein baldiges Ende. Ex-Preisüberwacher Rudolf Strahm rät, stattdessen den Import günstiger Rohstoffe zu ermöglichen.
Der Staat unterstützt die Agrarbranche mit weiteren Subventionen. So schüttete der Bund im letzten Jahr 298,7 Millionen Franken als «Verkäsungszulage» an Käsehersteller aus. Die Zulagen sollen angebliche Verluste der Milchbranche und der Bauern durch die Öffnung des Milchmarktes seit 2007 ausgleichen. Auch hier sahnten die Grossen am meisten ab: Emmi mit 45 Millionen, die Züger Frischkäse in Oberbüren mit 15,7 Millionen und die Cremo AG in Freiburg mit 7,6 Millionen Franken.
Die Steuerzahler finanzierten im letzten Jahr zudem Werbemassnahmen der Agrarverbände für 55 Millionen Franken.