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Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat den Auftrag, objektiv und neutral über Abstimmungen zu berichten. Das gilt offenbar nicht immer: Der Bundesrat darf jeweils am Sonntag zur besten Sendezeit vor der Tagesschau dem Volk sagen, was er von einer Volksinitiative hält: nämlich nichts. Volk und Initianten haben dazu nichts zu sagen. Das war auch am 1. Mai so. Bundesrätin Doris Leuthard sprach zur Initiative «Pro Service public».
Zwei Tage vorher befasste sich die Sendung «10vor10» mit dem Thema. Als Experte in Sachen Grundversorgung der Bevölkerung sprach Matthias Finger, Professor an der ETH Lausanne. Die Dienstleistungen der SBB? Die sind nicht nur gut oder sehr gut – sie sind «die besten der Welt»! Was aber mit den Schaltern, welche die SBB reihum schliesst? Nicht weiter schlimm: Das geschehe ja nur auf dem Land, «40 Prozent des Schweizer Eisenbahnverkehrs spielen sich in der Agglomeration Zürich ab».
Finger ist nicht irgendein Professor. Die Post finanziert gemäss ETH Lausanne seinen Lehrstuhl mit 650 000 Franken pro Jahr.
Professor Finger ist gegenüber seinem Sponsor loyal. Das zeigte er schon in einem Interview auf dem Nachrichtenportal der Tamedia Ende 2009: Die Schweizer Post sei nicht nur eines der besten Postunternehmen der Welt, sondern auch das modernste. Wenn es nach Finger ginge, müsste sie die Briefe nicht mehr jeden Tag verteilen. «Das ist übertrieben», fand der Professor. Er leere seinen Briefkasten nur einmal in der Woche.
Kannte «10vor10» die Abhängigkeit des Professors vom Bundesbetrieb Post? saldo fragte das SRF, weshalb es keinen unabhängigen Experten zum Service public befragt habe. Antwort von Sprecher Stefan Wyss: Man habe Herrn Finger nur Fragen zu den SBB gestellt, nicht aber zur Post.
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