Pouletfleisch: Häufig mit Bakterien infiziert
saldo hat Pouletfleisch ins Labor geschickt. Resultat: 8 von 25 Proben enthielten den Krankheitserreger Campylobacter. Eine Pouletbrust von Coop war zudem mit Salmonellen verseucht.
Inhalt
saldo 01/2009
19.01.2009
Letzte Aktualisierung:
20.01.2009
Irène Mayr
Rund 40 Prozent aller Schweizer Poulets sind mit dem Krankheitserreger Campylobacter verseucht: Das zeigen die Mitte letzten Dezember vom Bundesamt für Veterinärwesen bekannt gegebenen Zahlen.
saldo-Leser erstaunt das nicht: Schon im Jahr 2001 warnte saldo vor dem Lebensmittelvergifter Campylobacter (Ausgabe 14/01). 2005 berichtete saldo, dass bereits jedes vierte Huhn in der Schweiz angesteckt war....
Rund 40 Prozent aller Schweizer Poulets sind mit dem Krankheitserreger Campylobacter verseucht: Das zeigen die Mitte letzten Dezember vom Bundesamt für Veterinärwesen bekannt gegebenen Zahlen.
saldo-Leser erstaunt das nicht: Schon im Jahr 2001 warnte saldo vor dem Lebensmittelvergifter Campylobacter (Ausgabe 14/01). 2005 berichtete saldo, dass bereits jedes vierte Huhn in der Schweiz angesteckt war. Zum Vergleich: In Norwegen waren laut einem EU-Bericht aus dem Jahr 2003 nur 5 Prozent der Hühner positiv und in Schweden 18 Prozent (siehe saldo 18/05).
Campylobacter sind in den Geflügelbeständen weit verbreitet. Doch während Staaten wie Schweden und Dänemark strenge Gesetze über die gesamte Pouletfleisch-Produktionskette erliessen, um das Ausbreiten des Bakteriums zu bremsen, haben die Schweizer Behörden das Thema jahrelang vernachlässigt. Erst heute, aufgrund der neusten Resultate, hat das Bundesamt für Veterinärwesen eine Arbeitsplattform gegründet. Sie soll Campylobacter-Infektionen «bis in ein paar Jahren» eindämmen.
saldo wollte wissen, ob Pouletfleisch ausländischer Herkunft weniger mit Campylobacter verseucht ist als solches aus schweizerischer Produktion. Eingekauft und ins Labor gebracht wurde frisches und tiefgefrorenes Pouletfleisch, insgesamt 25 Proben, eingekauft bei Grossverteilern, Metzgereien und Discountern.
Vier von zehn Schweizer Poulets fielen in der Stichprobe durch
Resultat: Jedes dritte Produkt enthielt den Krankheitserreger. Das Schweizer Pouletfleisch schnitt in der saldo-Stichprobe durchschnittlich schlechter ab: 40 Prozent der Proben waren verseucht. Die Stichprobe zeigte zudem, dass vor allem frisches Pouletfleisch infiziert war. Dagegen enthielt tiefgekühltes Pouletfleisch deutlich seltener Campylobacter als frisches.
Dabei spielte es keine Rolle, ob das Fleisch aus biologischer oder aus konventioneller Produktion stammte. Keine Campylobacter fanden sich bei Fleisch aus Brasilien, Frankreich und den Niederlanden.
Die Resultate im Einzelnen:
- Die Hälfte aller frischen Pouletprodukte waren infiziert: von der «Qualité & Prix Poulet Brust» (Herkunft Ungarn) aus dem Coop Herblingen SH über Poulet-Schenkel (Schweiz) aus der Migros Herblingen SH bis zu Gamperli Pouletbrust-Schnitzel (Schweiz) von Spar in Winterthur.
- Beim tiefgekühlten Pouletfleisch waren zwei Proben verseucht: Don Pollo Poulet Schnitzel (Dänemark) aus der Migros Neuwiesen und die Pouletbrüstli aus Ungarn der Kilo-Metzg in Winterthur.
Die meisten Anbieter zeigen sich von den Resultaten der saldo-Stichprobe nicht beeindruckt. Die Sprecher von Coop, Migros, Aldi und Spar verweisen auf die Verpackungsetiketten. Dort werde erklärt, wie man Pouletfleisch in der Küche hygienisch richtig behandle. Ernst nahm den Befund die Kilo-Metzg aus Winterthur: Sie sperrte den Verkauf der Produkte, bis die Resultate genauerer Untersuchungen vorliegen. "«Sollten Campylobacter gefunden werden, so werden wir diesen Artikel sofort aus dem Verkehr ziehen», sagt Ralph Diggelmann, Geschäftsführer von Kilo-Metzg.
Geflügelmäster haben Salmonellen allmählich im Griff
Die saldo-Stichprobe bestätigte auch, dass das Geflügelfleisch kaum mehr Salmonellen enthält. Dieser Trend entspricht europäischen Zahlen. Während der Befall mit Campylobacter in den letzten fünf Jahren kontinuierlich zugenommen hat, haben die Geflügelmäster Salmonellen allmählich im Griff: Nur eine der 25 Portionen Pouletfleisch enthielt Salmonellen (Qualité & Prix, frische Pouletbrust aus Ungarn von Coop, Herblingen). «Das bedauert Coop sehr», meinte Sprecher Nicolas Schmied dazu saldo gegenüber.
Darauf muss man bei der Zubereitung achten
Campylobacter sind Bakterien, die beim Menschen Darmerkrankungen mit Durchfall und Fieber verursachen. Oft heilt die Infektion von alleine aus, kann aber zu Gelenk- und Nervenentzündungen führen. Eine seltene, heimtückische Variante kann Hirnhautentzündungen, Entzündungen des Herzes und Aborte bei Schwangeren auslösen.
Tötet das Tiefkühlen Campylobacter ab?
Nur teilweise, deshalb ist Pouletfleisch immer durchzugaren. Auch bei gefrorenem Geflügel darf der Fleischsaft keinesfalls mit rohen Lebensmitteln in Berührung kommen.
Worauf muss man bei der Zubereitung achten?
Verpackungsmaterial sofort wegwerfen. Hände sowie sämtliche Küchenutensilien, die mit rohem Geflügel in Berührung kommen, sofort gründlich abwaschen.
Beim Fondue Chinoise das 2-Teller-Prinzip beachten (pro Person je einen Teller für das rohe Fleisch und einen für Salate, Beilagen, Saucen und gekochtes Fleisch).