Hersteller von Glasreinigern versprechen «strahlende Sauberkeit», «streifenfreien Glanz» oder «löst selbst Fettschmutz». Doch nach der Anwendung sehen die behandelten Flächen oft fast noch schlimmer aus als vorher. Zum Restschmutz kommen starke Schlieren. Das zeigt der saldo- und «Kassensturz»-Test von zwölf Glasreinigern.
Die Laborexperten prüften Reinigungskraft, Tropfen- und Streifenbildung, Handhabung und Sprühverhalten der Produkte. Zudem untersuchten sie, wie gut die ge-putzte Fläche Schmutz abweist (siehe «So wurde getestet»). Die Reiniger kosteten pro Liter Fr. 1.50 bis Fr. 9.20.
Resultat des Tests: Ein Produkt war deutlich besser als die Konkurrenz. Das Migros-Eigenprodukt «Potz Xpert Glass Power-Cleaner» überzeugte in fast allen Prüfpunkten und erreichte das Gesamturteil «sehr gut». Mit 92 Rappen pro 100 Milliliter ist es neben «Ajax Triple Action» das teuerste Produkt im Test. Der «Ajax»-Reiniger sowie sechs weitere Pro-dukte schnitten in mindestens einer Teilprüfung ungenügend ab.
Nur zwei Produkte schafften es, Glasplatten, die mit einem Gemisch aus Nikotin und eingetrocknetem Sonnenblumenöl verschmutzt waren, einigermassen sauber zu kriegen: Der Testsieger «Potz» beseitigte 89 Prozent des Schmutzes, der «M-Budget Glasreiniger» 79 Prozent. Zum Vergleich: «Ajax Triple Action» und der «Propre Suisse Glasreiniger» von Landi liessen die Hälfte des Nikotin-Öl-Gemischs auf den Platten zurück.
Trotz guter Reinigungskraft schnitt der «M-Budget Glasreiniger» ungenügend ab. Er erzeugte mittlere bis starke Schlieren. Auch bei anderen Produkten war von einem «streifenfreien Glanz» nicht viel zu sehen. Fast jeder zweite Reiniger hinterliess starke bis sehr starke Streifen sowie Tropfen. Dazu zählen der «Oecoplan Glasreiniger» von Coop sowie die Eigenprodukte von Denner, Spar und Landi. Die grössten Schlieren verursachte der letztplatzierte «Coop Prix Garantie Glasreiniger».
Die Experten prüften auch, wie gut die gereinigten Flächen neuen Schmutz abweisen. Dazu reinigten sie Spiegelplatten mit dem jeweiligen Testprodukt, besprühten sie mit stark kalkhaltigem Wasser und liessen sie eine Stunde lang trocknen. Den Vorgang wiederholten sie bis zu zehn Mal. Nach jedem Durchlauf prüften sie den Kalkrückstand.
Bei jedem zweiten Produkt entdeckte das Labor bereits nach der ersten Anwendung mittlere bis starke Kalkspuren. Nach fünf bis sieben Sprühzyklen waren die Platten bereits stark verkalkt. Besser schnitt der «Frosch Spiritus Glas-Reiniger» ab: Deutliche Kalkrückstände zeigten sich erst nach dem neunten Durchlauf.
Fast alle Produkte reizen beim Sprühen die Atemwege
Fünf Prüfpersonen unterzogen die zwölf Reiniger einem Anwendungstest – und bekamen das unangenehm zu spüren: Elf Produkte reizten während des Sprühens die Atemwege. Unangenehme Begleiterscheinungen blieben nur beim «Coop Prix Garantie Glasreiniger» aus. Das lag laut dem Labor daran, dass er als einziger Reiniger keinen Sprühkopf besass und deshalb kein Sprühnebel entstand. Der Nachteil: Das Coop-Produkt liess sich im Gegensatz zur Konkurrenz schlecht auftragen. Das gab beim Kriterium «Handhabung und Sprühverhalten» eine schlechte Note. Anders die drei Migros-Produkte: Sie erreichten bei diesem Prüfpunkt alle eine sehr gute Note.
Coop will den «Prix Garantie»-Reiniger ersetzen
Die Migros schreibt zur nur genügenden Reinigungskraft des «Migros Plus Oeco Power»: «Wir verwenden als Lösungsmittel pflanzenbasierten Alkohol.» Auf Substanzen mit Erdöl verzichte man. Der «M-Budget-Glasreiniger» werde überarbeitet. Coop verspricht, den getesteten «Prix Garantie»-Reiniger durch ein neues Produkt zu ersetzen.
Aldi erklärt, der «Tandil Glasreiniger Lemon» enthalte einen Wirkstoff für den Anti-Regen-Effekt: «Dadurch sehen gereinigte Aussenglasflächen auch nach Regen noch sauber aus.» Der Effekt nehme aber bei wiederholtem Beregnen ab. Spar sagt, man verzichte aus Umweltgründen auf Substanzen, die den Anti-Regen-Effekt unterstützen.
Zur Reizung der Atemwege schreibt Denner, dass der Sprühnebel mehrheitlich aus grossen Partikeln bestehe. Sie würden auf der zu reinigenden Oberfläche haften bleiben oder zu Boden fallen. Kleinere Tröpfchen könnten in der Luft bleiben und zu Reizungen führen.
Landi sagt, dass «bei zu viel Reinigungsmittel und ungenügendem Nachwischen» Streifen zurückbleiben könnten.
So wurde getestet
Das SGS Institut Fresenius in Wiesbaden (D) prüfte für saldo und die TV-Sendung «Kassensturz» zwölf Glasreiniger auf die folgenden Punkte:
Reinigungskraft
Die Experten trugen ein Gemisch aus Niko-tin und gealtertem Sonnenblumenöl auf 30 x 30 Zentimeter grosse Glasplatten auf und liessen den Schmutz trocknen. Dann spannten sie Tücher in ein spezielles Wischprüfgerät und befeuchteten die Lappen mit dem jeweiligen Produkt. Das Gerät wischte mit jedem Reiniger 50 Mal über die Glasplatten. Nach dem Vorgang massen die Experten den Restschmutz auf den Platten.
Streifen- und Tropfenbildung
Reinigen die Produkte zu schwach, wird der Schmutz verteilt – es entstehen Schlieren. Auch chemische Schmutzlöser (Tenside) und Parfümöle können zu Streifen führen.
Für diesen Testpunkt wurde jedes Produkt auf ein trockenes Tuch aufgetragen. Das Prüfgerät wischte mit dem jeweiligen Lappen je zehn Mal über die vorgereinigten Glasplatten. Die Fachleute liessen die Platten trocknen und bewerteten die Ergebnisse.
Handhabung und Sprühverhalten
Fünf Personen unterzogen die Produkte einem Anwendungstest. Die Prüfpunkte: Welche Menge des jeweiligen Produkts braucht es, um einen Quadratmeter vollständig zu benetzen? Wie zielgenau und gleichmässig lassen sich die Reiniger auftragen? Kommt es während der Anwendung zum Hautkontakt? Werden die Atemwege gereizt?
Wiederbeschmutzung nach Reinigung
Der sogenannte Anti-Regen-Effekt soll rasches Wiederverschmutzen verhindern. Für den Test wurden Spiegelplatten je hälftig mit dem jeweiligen Testprodukt gereinigt und bei Raumtemperatur getrocknet.
Die nicht gereinigten Hälften dienten als Vergleich. Die Experten besprühten die Platten mit stark kalkhaltigem Wasser, liessen sie mindestens eine Stunde lang trocknen und beurteilten die Kalkrückstände visuell.
Diesen Vorgang wiederholten sie bis zu zehn Mal und bewerteten die Rückstände jedes Mal neu.