Mozzarella: Büffel leiden für Gourmets
Italienischer Mozzarella aus Büffelmilch ist beliebt. Doch die Tiere, welche die Milch für das Produkt liefern, leben unter miesen Bedingungen.
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saldo 04/2013
06.03.2013
Sabine Rindlisbacher
Für Detailhändler ist italienischer Büffelmozzarella ein gefundenes Fressen. Die Migros verkauft gemäss eigenen Angaben über 190 Tonnen pro Jahr. Auch Coop freut sich über eine «laufend zunehmende Nachfrage». Globus spricht von einem «gut verkauften Produkt». Gleichzeitig leiden in Italien Tausende von Wasserbüffeln. Sie geben die Milch für den Büffelmozzarella.
Der Schweizer Filmemacher Mark Rissi hat ...
Für Detailhändler ist italienischer Büffelmozzarella ein gefundenes Fressen. Die Migros verkauft gemäss eigenen Angaben über 190 Tonnen pro Jahr. Auch Coop freut sich über eine «laufend zunehmende Nachfrage». Globus spricht von einem «gut verkauften Produkt». Gleichzeitig leiden in Italien Tausende von Wasserbüffeln. Sie geben die Milch für den Büffelmozzarella.
Der Schweizer Filmemacher Mark Rissi hat im Januar dieses Jahres und im letzten Herbst zwei verschiedene Betriebe in Norditalien besucht – und war schockiert: «Die weiblichen Kälbchen leben in engen Einzelboxen aus Metall auf gestanztem Blech.» Die männlichen Kälbchen seien für die Mozzarella-Produktion nutzlos und würden kurz nach der Geburt zu Wurst verarbeitet.
Schweizer Tierschutz verurteilt die schlechte Haltung der Büffel
Der Schweizer Tierschutz verurteilt die Haltung der italienischen Wasserbüffel. Geschäftsführer Hansuli Huber: «Unsere Recherchen deuten auf gravierende Tierschutzprobleme hin.» Im Gegensatz zur Schweiz habe die Europäische Union bislang keine konkreten Tierschutz-Richtlinien für Wasserbüffel in der Milchproduktion erlassen.
saldo hat acht Schweizer Grossverteiler, die italienischen Büffelmozzarella verkaufen, mit der Kritik konfrontiert. Einzig Manor gibt an, dass eigene Mitarbeiter die italienischen Betriebe besucht haben. Aldi, Lidl, Denner, Migros, Coop und Globus haben ihre aktuellen Mozzarella-Büffelfarmen nie vor Ort aufgesucht. Spar äussert sich nicht.
Migros (Mozzarella di Bufala Campana, Sélection Mozzarella di Bufala) und Denner geben zu, dass die Kälber «in den ersten Wochen» in Einzelboxen leben, laut Migros meist auf 1,2 Quadratmeter. Galbani-Produzentin Lactalis räumt ein, dass männliche Kälber ab einem Alter von zwei Wochen geschlachtet werden.
Sämtliche Detailhändler verweisen auf Kontrollen durch örtliche Behörden oder beauftragte Prüfinstitute und deren Zertifikate. Nur: Auf Nachfrage gaben die meisten Händler zu, dass die Besuche fast immer vorher angekündigt sind – und nur etwa alle zwei Jahre erfolgen. Hansuli Huber: «Was den Tierschutz betrifft, sind viele ausländische Zertifikate das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind.»
Laut der Schweizer Tierschutzverordnung müssen die Bauern ihre Kälber im Alter von zwei Wochen bis vier Monaten in Gruppen halten. Seit 2008 dürfen die Bauern keine Anbindställe mehr bauen. Zum Liegen sollen die Büffel Einstreu haben und bei Hitze müssen die Halter Abkühlung bieten.
Hansuli Huber: «In der Schweiz ist gewährleistet, dass kantonale Kontrollorganisationen landwirtschaftliche Betriebe in der Regel einmal jährlich hinsichtlich Tierschutz kontrollieren.» Allerdings seien auch hier viele Kontrollen angemeldet.
«Höhere Margen bei ausländischem Mozzarella»
Laut dem Präsidenten der Büffelhalter, Philipp Eisenegger, zeigten die Grossverteiler bisher wenig Interesse an Schweizer Büffelmozzarella. Eric Meili vom Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau glaubt den Grund zu kennen: «Die Grossverteiler haben bei ausländischen Produkten eine viel höhere Marge als bei schweizerischen.»
Coop widerspricht: Man habe grosses Interesse an Schweizer Büffelmozzarella, doch «übersteigt die Nachfrage das Angebot». Migros sagt, die Kunden wünschten «dieses typisch italienische Produkt aus dem Ursprungsland».
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