Der 49-jährige Gebi Küng aus Küsnacht ZH meditiert jeden Tag. Das hilft dem Unternehmensberater im Beruf: «Früher reagierte ich manchmal unbeherrscht und aggressiv, wenn sich meine Mitarbeiter nicht so verhielten, wie ich es wünschte.»
Dank der Meditation sei er verständnisvoller und gelassener geworden. Zudem sei er im Sport leistungsfähiger geworden, sagt Küng: «Die Meditation hilft mir, meinen Körper besser zu spüren.» Das sei besonders wichtig beim Marathon oder Ironman:
«Weil ich gut auf meinen Körper höre, mache ich nur so viel, wie mein Körper verträgt. Deshalb hatte ich nie Sportverletzungen.»
«Krankheitssymptome treten nicht mehr auf»
Auch Irene Kälin meditiert. Jeden Morgen um halb sechs Uhr kniet sie eine halbe Stunde lang auf einem bequemen Kissen am Boden. «Ich mache Zen-Meditation», erklärt die 60-jährige Heilpädagogin aus Wädenswil ZH.
Während der Meditation konzentriert sich Irene Kälin auf ihren Atem. Das hilft ihr, sich zu entspannen. «Wenn Gedanken auftauchen, gehe ich zurück in den Atem», sagt sie. «Sonst entsteht keine innere Stille.»
Die Meditation habe dazu beigetragen, dass sich ihre Gesundheit verbessert hat, sagt Kälin, die an multipler Sklerose (MS) erkrankt ist: «MS-Symptome wie Gleichgewichts- und Sehstörungen sind seit längerer Zeit nicht mehr aufgetreten.» Und die Müdigkeit, unter der viele MS-Patienten leiden, sei weniger stark.
Neue wissenschaftliche Studien bestätigen, dass Meditation die Gesundheit und das Wohlbefinden positiv beeinflusst:
- Sie verbessert die Aufmerksamkeit und die Konzentration
- Sie lindert chronische Schmerzen und Depressionen
- Sie hilft gegen Stress und Angstgefühle
- Wer regelmässig meditiert, kann auch besser auf andere Menschen zugehen
Anna Gamma, Meditationslehrerin im Lassalle-Haus in Edlibach ZG, sagt: «Zen-Meditation ist etwas Einfaches, man kann schnell damit beginnen.» Es sei dafür auch keine spezielle Ausrüstung nötig: «Eine Wolldecke genügt.»
Damit die Meditation einen Nutzen bringt, sei es wichtig, sie regelmässig zu praktizieren: «Es bringt mehr, fünf Minuten pro Tag zu meditieren als eine Stunde pro Woche», erklärt Anna Gamma. Das Meditieren sei an keinen Ort gebunden: «Man kann sich auch im Zug oder im Tram auf den Atem konzentrieren.»
Bei den Intensivtrainings im Lassalle-Haus, die Anna Gamma leitet, meditieren die Teilnehmer eine Woche lang jeden Tag während acht Stunden. «Wir schweigen die ganze Zeit», sagt Gamma. «Kein Telefon klingelt. Das ist erholsamer als eine Woche am Strand.»
«Viele meditieren, um sich zu entspannen»
Zwar hat die Zen-Meditation einen religiösen Hintergrund, denn sie basiert auf der Lehre des Buddhismus. Doch Regula Siegfried, Leiterin einer Zen-Gruppe in Bern, erklärt, auch Menschen ohne spirituelles Interesse könnten die Zen-Meditation praktizieren:
«Viele Mitglieder unserer Gruppe meditieren, um sich zu entspannen. Sie spüren, dass die Meditation ihnen gut tut.» Bei der Meditation in der Gruppe sitzen die Mitglieder mit dem Gesicht zur Wand.
«Die Zen-Meditation gilt als eine der strengsten Meditationsformen, weil man sich dabei möglichst nicht bewegen sollte», sagt Regula Siegfried.
Jeden Dienstagabend meditiert die Berner Gruppe während anderthalb Stunden. Im stillen Meditationsraum finden die Teilnehmer innere Ruhe nach dem hektischen Arbeitstag – «so wie ein See nach einem Sturm immer klarer wird», erklärt Regula Siegfried.
Die Meditation hilft ihr auch in ihrem Beruf als Nachrichtensprecherin: «Wenn ich am Morgen zu Hause meditiere, mache ich nachher weniger Fehler beim Sprechen der Nachrichten.» Das lange Stillsitzen könne in den Knien oder in den Beinen weh tun, gibt Siegfried zu:
«Manchmal schlafen mir die Beine ein. Aber das ist nicht schlimm.» Es könne sogar eine positive Wirkung haben, diese Schmerzen auszuhalten: «Dabei lernt man, seine Grenzen zu überwinden und dem Schmerzimpuls nicht sofort nachzugeben. Das gibt Energie.»
Meditationsform ohne religiösen Ansatz
In den letzten Jahren wurden neue Meditationsmethoden entwickelt, die frei sind von religiösen Zusammenhängen. Eine dieser Methoden ist die Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR). Der Basler Stephan Ebner vermittelt diese Methode.
Bei der MBSR-Meditation beobachte man seine Sinneswahrnehmungen, ohne diese zu bewerten, sagt Ebner: «Die Meditation hilft mir, zu erkennen, was mich stresst. Wenn ich zur Ruhe komme, gewinne ich Abstand zu unheilsamen Gedanken, und sie erscheinen mir weniger bedrohlich.»
Tipps: So finden Sie innere Ruhe mit Meditation
- Suchen Sie einen ruhigen Ort.
- Setzen Sie sich im Schneidersitz oder im Lotossitz auf eine Matte oder auf einen Stuhl. Die Wirbelsäule sollte möglichst gerade sein.
- Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem oder auf einfache Worte wie «Ruhe» oder «Gelassenheit». Beobachten Sie aufkommende Gedanken, ohne diese zu bewerten.
- Meditieren Sie regelmässig. Das erhöht die gesunde Wirkung.
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