Die Rezeptionistin des Luzerner Hotels Waldstätterhof spricht Klartext: «Ja, es ist billiger, wenn sie es bei uns buchen. Denn dann müssen wir keine Kommission zahlen.» «Wir geben immer 10 Prozent, wenn man direkt bucht», heisst es auch im Hotel Kindli im Zürcher Lindenhofquartier.
Das sind keine Einzelfälle. Denn Buchungen über Hotelbuchungsportale kommen die Gastgeber teuer zu stehen. Portale wie Booking.com oder Hrs.com verlangen von den Hotels Kommissionen von 12 bis 15 Prozent. Die Hoteliers machen deshalb auch dann ein gutes Geschäft, wenn sie Kunden 10 Prozent Rabatt anbieten, falls diese nicht über Buchungsportale buchen. saldo macht die Probe: In 16 von 20 Stadthotels kostet ein Doppelzimmer bei direkter Anfrage weniger als auf dem günstigsten Buchungsportal.
Oft zeigt bereits eine Buchungsanfrage über die jeweilige Hotel-Website, ob der Hotelier weniger verlangt als die Buchungsportale. Besser ist es jedoch, die Rezeption anzurufen: Hotelmanagerin Clara vom Hotel Hornsgatan in Stockholm bietet gleich am Telefon einen Rabatt von 28 Franken an.
Buchungsportale haben viel Macht über die einzelnen Hotels
«Senden Sie mir ein E-Mail, dann kann ich Ihnen einen besseren Preis machen», sagt auch Angela vom Hotel Teco in Mailand. Dasselbe heisst es im Hotel Larende in Amsterdam oder im Yes Hotel in Rom.
Doch nicht alle Hotelangestellten haben die Kompetenz, die Preise zu senken. Beim Musik Boutique Hotel in Barcelona beispielsweise nützt ein E-Mail nichts. Das Hotel verspricht lediglich eine kostenlose Flasche Wein oder einen Cava, wenn man direkt bucht.
«Ich habe nicht das Recht, Ihnen einen günstigeren Preis anzubieten», sagt der Rezeptionist in Nizza. «Wenn Booking.com sieht, dass wir tiefere Preise haben, wird verlangt, dass wir denselben Preis machen», erklärt er. Trotzdem: Auch hier kostet das Zimmer weniger, wenn es der Gast über die hoteleigene Website bucht statt via eine Buchungsplattform. Das sei ein Zufall, behauptet der Hotelangestellte.
Viele Hoteliers fürchten die Macht der grossen Portale wie Booking.com, Hrs.com oder Hotel.de. Diese bringen zwar viele Gäste. Doch schreiben sie den Hotels vor, dass sie die Zimmer nicht günstiger verkaufen dürfen als auf der Hotelplattform.
Skandinavien: Direkt buchen ist immer die günstigere Variante
In Deutschland hat das Bundeskartellamt kurz vor Weihnachten diese Praxis als widerrechtlich eingestuft. In Skandinavien wurde das Preisdiktat der Plattformen bereits durchbrochen: «In diesen Ländern fahren Direktbucher immer besser», sagt Reisefachmann Wilhelm Weber von Swiss Hospitality Solutions, einem Beratungsunternehmenen für die Hotellerie. Auch wer in Italien ein Hotel direkt anrufe, habe grössere Chancen auf einen Direktbucherrabatt als in anderen Ländern. Dies habe damit zu tun, dass viele Hoteliers die Bestpreisforderung der Hotelportale nie richtig ernst genommen hätten.
Und in der Schweiz? Thomas Allemann vom Verband Hotelleriesuisse: «Wenn möglich sollten die Hoteliers Direktbuchern einen Rabatt geben.» Ein Hotelier vergebe seine besten Zimmer lieber an einen Gast, für den er keine Kommission zahlen müsse.