Hotelbewertungen: Nur auf zahlende Kunden ist Verlass
Auf Hotelportalen im Internet können Gäste die Qualität der Unterkünfte bewerten. Doch nicht alle Angaben sind zuverlässig: Vor allem positive Bewertungen werden oft gefälscht.
Inhalt
saldo 07/2013
17.04.2013
Yves Demuth
Der Pool des Hotels Beverly Playa auf Mallorca sieht super aus, die Anlage liegt direkt am Strand und das Doppelzimmer mit Frühstück ist im Internet günstig zu haben. Doch ist das Hotel seinen Preis wert? Diese Frage stellt sich auch beim 3-Sterne-Hotel Bristol in Zermatt. Das ist zwar etwas teuer, bietet aber Zimmer mit Blick aufs Matterhorn und angeblich den Komfort eines 4-Sterne-Hauses.
Wer im Internet ein Hotel bucht, kennt das Dilemma: Dank einfachen Vergleich...
Der Pool des Hotels Beverly Playa auf Mallorca sieht super aus, die Anlage liegt direkt am Strand und das Doppelzimmer mit Frühstück ist im Internet günstig zu haben. Doch ist das Hotel seinen Preis wert? Diese Frage stellt sich auch beim 3-Sterne-Hotel Bristol in Zermatt. Das ist zwar etwas teuer, bietet aber Zimmer mit Blick aufs Matterhorn und angeblich den Komfort eines 4-Sterne-Hauses.
Wer im Internet ein Hotel bucht, kennt das Dilemma: Dank einfachen Vergleichen kann man auf Onlineportalen schnell ein freies Zimmer am gesuchten Ort finden. Auch der Preisvergleich ist einfach. Und eine saldo-Stichprobe ergab: Die Preise eines bestimmten Zimmers sind häufig bei den verschiedenen Hotelportalen gleich.
Unterschiede gibt es aber in den Details: Bei einer Buchung über Ebookers.ch war am Stichtag das Frühstück nicht inklusive – anders als bei den übrigen Portalen. Bei Hotels.com ist eine Stornierung bereits ab 30 Tagen vor der Anreise kostenpflichtig, bei allen anderen Portalen erst ab sieben Tagen vor dem Aufenthalt. Die Kurtaxe ist bei keinem Portal im Preis inbegriffen. Dies ist aber nicht immer klar ersichtlich.
Tripadvisor und Ebookers schalten auch gefälschte Ratings auf
Schwieriger als der Preisvergleich ist die Einschätzung der Qualität der Unterkunft. Klar ist: Die offizielle Hotelkategorie mit einem bis fünf Sternen kann kein Wegweiser sein. Denn die Einteilung ist je nach Land und Bewertungsorganisation anders. Deshalb ist die Beurteilung der Unterkünfte durch Gäste für Hotelsuchende ein grosser Fortschritt. Alle Hotelportale schalten denn auch solche Kommentare und Ratings auf.
Doch auch die Glaubwürdigkeit der Gästebewertungen ist unterschiedlich. Nur wer tatsächlich ein Hotel besuchte und zahlte, ist ein zuverlässiger Informant. Bei Booking.com, Hrs.com, Hotel.de, Hotels.com und Expedia.de kann nur eine Bewertung abgeben, wer dazu nach dem Checkout per Mail einen Link erhält. Deshalb sind diese Portale weit zuverlässiger als der Rest (siehe Tabelle). Bei Holidaycheck.ch kann jeder eine Bewertung abgeben. Die Software kennzeichnet dann Einträge, die sie als verdächtig herausfiltert – wie etwa übertriebene Eigenwerbung.
Bei Tripadvisor.de und Ebookers.ch konnte saldo mit wenigen Klicks fingierte Bewertungen mit Lobpreisungen eingeben. Sie waren bereits nach wenigen Stunden online geschaltet.
Tripadvisor löschte den saldo-Eintrag nach der Orientierung der Pressestelle. Aber eine andere fingierte Bestnote für das Hotel Beverly Playa auf Mallorca ist noch immer abrufbar. Diese hatte saldo vor vier Jahren zu Testzwecken verfasst (saldo 5/09). Tripadvisor schreibt auf seiner Website, dass nicht jede Bewertung auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werde.
Mit fingierten Einträgen lässt sich Geld verdienen
Bei Schweizer Hotels buchen bereits 21 Prozent der Gäste über Buchungsportale. Deshalb sind gute Bewertungen für Hoteliers wichtig. Ein Holidaycheck-Sprecher gibt zu, dass sie ab und zu mit übereifrigen Hotelangestellten konfrontiert seien, die geschönte Bewertungen abgeben wollen. Daneben gebe es auch Fälscheragenturen, die mit guten Bewertungen für Hotels Geld verdienen wollten. In Wien flog im Februar ein Blogger auf, der Studenten suchte, die gegen Bezahlung positive Hotelbewertungen schreiben sollten.