Hohe Gebühren verhindern günstige Medikamente
Der Bund behauptet, Generika fördern zu wollen. In der Praxis behindert er jedoch die Einführung neuer Nachahmerpräparate.
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saldo 17/2013
21.10.2013
Eric Breitinger
Anfang Jahr veröffentlichte der Bundesrat sein Programm «Gesundheit 2020». Darin steht klar: Der Anteil der Generika bei den Medikamenten soll steigen. Denn Generika entlasten die Krankenkassen, weil sie günstiger sind als Originalpräparate und somit deren Hersteller zu Preissenkungen zwingen. Doch der Bund wirft den Generikaproduzenten immer wieder Knüppel zwischen die Beine (saldo 4/11). Neustes Beispiel: Ab 2014 erhöht er die Gebühren für Gene...
Anfang Jahr veröffentlichte der Bundesrat sein Programm «Gesundheit 2020». Darin steht klar: Der Anteil der Generika bei den Medikamenten soll steigen. Denn Generika entlasten die Krankenkassen, weil sie günstiger sind als Originalpräparate und somit deren Hersteller zu Preissenkungen zwingen. Doch der Bund wirft den Generikaproduzenten immer wieder Knüppel zwischen die Beine (saldo 4/11). Neustes Beispiel: Ab 2014 erhöht er die Gebühren für Generika-Kassenzulassungen um über 500 Prozent.
Kassenzulassung
kostet ab 2015 3000 Franken
Die Erstaufnahme eines Generikums auf die Liste der kassenpflichtigen Medikamente kostet künftig 2500 und ab 2015 gar 3000 Franken – ein Viertel bis die Hälfte mehr als bisher. Die Zulassung einer neuen Packungsgrösse oder einer Preisänderung schlägt ab nächstem Jahr mit 2500 Franken zu Buche – 525 Prozent mehr als bisher. Ab 2015 kostet beides je 3000 Franken.
Peter Huber vom Branchenverband Intergenerika warnt, dass die massiv gestiegenen Zulassungsgebühren Hersteller abschrecken werden, Generika mit kleinem Umsatzpotenzial auf den Markt zu bringen. Schon heute liegt laut der Marktforschungsfirma IMS Health der Inland-Jahresumsatz von jedem dritten Generikum unter 100 000 Franken. Künftig müssen die Hersteller genauer rechnen, ob sich die Einführung lohnt. Verzichten sie, können die Krankenkassen nichts einsparen.
Bund deckt mit dem Gebührenaufschlag höhere Personalkosten
Die Angst vor den negativen Folgen einer Gebührenerhöhung ist nicht unbegründet. Das zeigt das Beispiel von Swissmedic: Seit Anfang 2013 verlangt das Heilmittelinstitut neu für die Erstzulassung eines Generikums 13 000 statt 7000 Franken. Die Zulassung zweier Medikamente kostet 26 000 statt 10 000 Franken, inklusive Rabatt. Folge: In den ersten acht Monaten des Jahres registrierte Swissmedic nur 60 entsprechende Anträge für Generika. Im Vorjahreszeitraum waren es 74 Gesuche.
Swissmedic führt dies auf natürliche Schwankungen zurück. Generikaexperte Salvatore Volante weiss aber, dass «die markanten Gebührenerhöhungen mehrere Anbieter von der Zulassung» abhielten. Der Ex-Mepha-Manager berät Hersteller bei Zulassungsfragen.
Der Bund weist die Kritik zurück. Daniel Dauwalder vom Bundesamt für Gesundheit behauptet, dass sie die Generikahersteller «kaum betreffen». Er bezeichnet die Aufschläge als «unvermeidlich». Grund: Bundesrat Alain Berset habe im April 2013 mit Interpharma und Vips, den Verbänden der Originalhersteller, eine Beschleunigung des Zulassungsverfahrens von Medikamenten vereinbart (saldo 9/13). Das Bundesamt brauche dafür mehr Personal. Die neuen Gebühren trügen der Kostenwahrheit «verstärkt Rechnung».
Generikaexperte Volante kritisiert die «wettbewerbsverzerrenden Folgen»: Der Bundesrat begünstige mit seiner Gebührenpolitik die Originalhersteller. Roche und Glaxo profitierten stark vom schnelleren Zulassungsverfahren, da sie neue, teurere Präparate rascher auf den Markt bringen und Geld scheffeln können (saldo 15/13). Die Pharmamultis könnten zudem locker die höheren Zulassungsgebühren zahlen. Dank der Erhöhung halten sie sich laut Volante künftig in vielen Fällen sogar die «lästige Generikakonkurrenz vom Hals».