Hausapotheke: In Deutschland ein Drittel günstiger
Am meisten lässt sich bei den gebräuchlichsten rezeptfreien Medikamenten sparen, wenn man sie in einer deutschen Versandapotheke bezieht. Das zeigt eine saldo-Stichprobe.
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saldo 10/2012
20.05.2012
Letzte Aktualisierung:
21.05.2012
Esther Diener-Morscher
Verglichen wurde eine Auswahl von 19 gängigen Medikamenten. Alle sind in der Schweiz rezeptfrei erhältlich und finden sich in vielen Hausapotheken. In Deutschland werden sie unter dem gleichen oder fast gleichen Namen verkauft.
saldo kaufte die Arzneien in Apotheken in Basel, Bern und Zürich ein – sowie zum Vergleich in Konstanz und Rheinfelden und bei zwei deutschen Internetapotheken (siehe Tabelle). Resultat: Insgesamt am günstigsten war der Einkauf bei...
Verglichen wurde eine Auswahl von 19 gängigen Medikamenten. Alle sind in der Schweiz rezeptfrei erhältlich und finden sich in vielen Hausapotheken. In Deutschland werden sie unter dem gleichen oder fast gleichen Namen verkauft.
saldo kaufte die Arzneien in Apotheken in Basel, Bern und Zürich ein – sowie zum Vergleich in Konstanz und Rheinfelden und bei zwei deutschen Internetapotheken (siehe Tabelle). Resultat: Insgesamt am günstigsten war der Einkauf bei den Versandapotheken Mycare.de und Deutsche-medikamen te.ch, gefolgt von der Hirsch-Apotheke in Konstanz.
Etliche Arzneimittel kosten nicht einmal halb so viel wie in der Schweiz. Etwa Lemocin-Halstabletten: In Schweizer Apotheken zahlt man dafür rund 13 Franken, in der deutschen Internetapotheke Mycare.de erhält man sie für knapp 5 Franken. Ebenfalls sehr günstig sind dort Voltaren-Schmerzgel, Bepanthen-Salbe oder Dulcolax-Abführdragées.
Nicht alle Medikamente sind in Deutschland günstiger erhältlich
Besteller profitieren zudem vom günstigen Eurokurs. Und die deutschen Versandapotheken ziehen bei Lieferungen in die Schweiz die deutsche Mehrwertsteuer ab. Sie beträgt 19 Prozent.
Der Vergleich zeigt, dass auch gewöhnliche deutsche Apotheken günstiger sind als ihre Schweizer Konkurrenz. Allerdings ist beim Einkauf vor Ort im Gegensatz zu den Versandapotheken die deutsche Mehrwertsteuer noch nicht abgezogen. Mit etwas Aufwand kann man sich die Steuer nachträglich zurückerstatten lassen (siehe Kasten). Doch Vorsicht: Heilmittel sind in Deutschland nicht durchwegs billiger. Flammazine-Creme zum Beispiel ist im Nachbarland rezeptpflichtig – und etwa doppelt so teuer wie in der Schweiz. Auch Imodium und Alka Seltzer sind in Deutschland je nach Bezugsadresse kaum billiger oder sogar teurer.
Wer die Arzneimittel in der Schweiz kauft, muss die Preise nicht lange vergleichen: Die drei Apotheken im Vergleich verlangten alle ungefähr gleich viel für die Hausapotheke. Von Preisabsprachen wollen die befragten Apotheken nichts wissen. «Es steht jedem Apotheker frei, sich an unverbindlich empfohlenen Richtpreisen zu orientieren, wie das allgemein im Detailhandel üblich ist», sagt Hans-Rudolf Fuhrer, Präsident und Geschäftsführer des Schweizerischen Fachverbands für Selbstmedikation.
Die Schweizer Apotheken sind wenig erfreut über den Preisvergleich. Sie warnen, dass im Internet häufig gefälschte oder wirkungslose Arzneimittel angeboten würden. Doch deutsche Versandapotheken unterstehen einer Kontrolle durch die Behörden. Gemäss Swissmedic-Sprecher Daniel Lüthi besteht deshalb ein sehr geringes Risiko, dass sie gefälschte Medikamente liefern.
Bestellung im Internet: Stolperstein Verzollung: Bei einem Wert von über 200 Franken ist der Versand teuer
Vor der Bestellung in einer deutschen Versandapotheke sollte man die Versandbedingungen genau lesen. Wegen der Versandkosten lohnen sich nämlich kleine Bestellungen nicht. Der Warenwert der Medikamente samt den Versandspesen sollte aber unter 200 Franken liegen. Sonst beträgt die Mehrwertsteuer mehr als fünf Franken und die Sendung muss verzollt werden. Das ist dann so teuer, dass sich die Bestellung kaum mehr lohnt. Diese Grenze gilt für Arzneimittel, die in der Schweiz gleich heissen. Für Medikamente, die in Deutschland unter anderem Namen erhältlich sind, beträgt die Mehrwertsteuer in der Schweiz 8 Prozent. Bei solchen Produkten sollte der Bestellwert unter Fr. 62.50 liegen, damit keine teure Verzollungsgebühr anfällt. Bei der deutschen Internetapotheke Deutsche-medikamente.ch fallen keine Verzollungsgebühren an. Denn dieser Versandhändler verzollt die Pakete selbst und gibt sie in der Schweiz auf. Die Hirsch-Apotheke in Konstanz liefert nicht per Post, doch man kann die gewünschten Arzneien auf Apotheke-schweiz.com vorbestellen.
Beim Abholen in Deutschland gibt es einen Nachteil: Für die Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer (19 Prozent) muss man sich von der Apotheke ein Formular ausfüllen lassen. Bei der Rückreise in die Schweiz lässt man sich am deutschen Zoll die Ausfuhr der Medikamente bestätigen. Die Einfuhr in die Schweiz ist steuerfrei bis zum Warenwert von 300 Franken. Mit dem ausgefüllten Formular kann man sich die Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen. Dazu muss man aber wieder in die gleiche Apotheke gehen.
Auch beim Medikamentenbezug über eine Versandapotheke in der Schweiz lässt sich Geld sparen: www.zurrose.com, www.mediservice.ch und www.xtrapharm.ch gewähren je nach Arzneimittel Rabatte bis zu 10 Prozent auf die gängigen Schweizer Preise. Die Schweizer Versandapotheken müssen aber von Gesetzes wegen auch für rezeptfreie Medikamente ein ärztliches Rezept verlangen. Deshalb ist die Bestellung in einer Schweizer Versandapotheke umständlicher als bei deutschen Anbietern. Und deshalb waren Schweizer Versandapotheken auch nicht Teil der saldo-Stichprobe.