Seit 14 Jahren testet saldo regelmässig Handcremes. Die Ergebnisse waren stets sehr durchzogen. 2002 wurden 7 von 12 Cremes als mangelhaft bewertet: Sie enthielten Formaldehyd, Weichmacher und problematische Parfüms. Im Test von 2006 schnitten 3 Cremes wegen kritischer Inhaltsstoffe ungenügend ab, 2010 noch 2.
Im aktuellen Test liess saldo nebst problematischen Inhaltstoffen erstmals auch untersuchen, wie gut die Produkte die Haut befeuchten. Ein dermatologisches Institut maß die Hautbefeuchtung an insgesamt 45 weiblichen und männlichen Testpersonen. Ein anderes Labor analysierte die Inhaltsstoffe (siehe Unten «So wurde getestet»).
Gute Noten für günstige Cremes von Aldi und Lidl
Das Ergebnis: Sechs Cremes schnitten insgesamt gut ab. Darunter die beiden sehr günstigen Produkte von Aldi und Lidl. Sie kosten 80 Rappen pro 100 Milliliter. Die beiden Testsieger von Coop und Neutrogena sind deutlich teurer. 100 Milliliter der Neutrogena-Creme kosten fast 8 Franken. Das kann bei täglicher Handpflege ins Geld gehen.
Bei der Hautbefeuchtung erreichten alle Produkte mindestens die Note gut. Ebenfalls positiv: Die Hersteller der Handcremes haben sich die früheren Testresultate zu Herzen genommen und die Anzahl der problematischen Substanzen gesenkt. Beispiel: Nitro- und polyzyklische Moschusverbindungen. Das sind Duftstoffe, die sich im menschlichen Körper anreichern. In Tierversuchen gab es zudem Hinweise, dass sie die Leber schädigen können. Im ersten saldo-Handcreme-Test im Jahr 2002 enthielten acht Produkte solche Moschusverbindungen. Im aktuellen Test suchte das Labor vergeblich danach.
Die meisten Hersteller verwenden heute auch deutlich weniger stark allergene Duftstoffe und mischen oft geringere Mengen in die Cremes. Die Testsieger von Coop und Neutrogena sowie das Migros-Produkt «I am» enthielten überhaupt keine der gesuchten Duftstoffe über der deklarationspflichtigen Menge von 10 Milligramm pro Kilo. Einzig in der Kamill-Handcreme fand das Labor mit Zimtalkohol einen Duftstoff mit hohem Allergierisiko.
Duftstoffe können nicht nur Allergien auslösen. Der Maiglöckchenduft mit dem schwierigen Namen Butylphenyl Methylpropional zum Beispiel zeigte in Tierversuchen erbgutverändernde und fortpflanzungsschädigende Wirkungen.
Im saldo-Test fand das Labor diese Substanz in den Cremes von Bellena, Dove und Kamill über der deklarationspflichtigen Menge von 10 mg/kg. Das führte zu entsprechenden Abzügen und ergab nur je eine genügende Gesamtnote. Ebenfalls nur genügend schnitt der Klassiker von «Atrix» ab.
Kamill-Hersteller Burnus versuchte nach eigenen Angaben, bei der «Handcreme classic» möglichst auf kritische Duftstoffe zu verzichten. Es sei aber bisher nicht gelungen, ein «gleichwertiges Dufterlebnis» zu schaffen. Coop weist darauf hin, dass der Limonenduft in der Naturaplan-Creme ein natürlicher Duftstoff sei. Die Landi schreibt, dass die «Beauté-Suisse»-Handcreme in eigenen Tests eine bessere Hautbefeuchtung gezeigt habe. Nivea-Hersteller Beiersdorf bedauert, dass saldo eine Charge der Handcreme «Soft und Intensive» geprüft habe, die heute nicht mehr produziert werde. Ab Oktober habe man begonnen, eine Creme mit weniger Parfümstoffen auszuliefern.
Mineralölrückstände nur im Migros-Produkt «Bellena»
Als pflegende Stoffe setzen die Kosmetikhersteller künstliche Fette wie Paraffine oder natürliche Fette ein. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Die Industrie verwendet künstliche Fette aus Mineralölen gerne, weil sie günstig und lange haltbar sind und keine Allergien verursachen. Aber: Die Substanzen können sich im Körper ablagern. Sie integrieren sich auch nicht so gut ins natürliche Gleichgewicht der Haut wie natürliche Öle. Letztere wiederum haben ein höheres Allergierisiko.
saldo hat den Gehalt an künstlichen Fetten nicht bewertet. Grund: Anders als zum Beispiel bei der Lippenpflege leckt man solche Öle und Fette an den Händen nicht ab. Abzüge gab es hingegen, wenn das Labor heikle Mineralölrückstände wie Moah oder Mosh in den Cremes fand. Moah gelten als möglicherweise krebserregend. In den geprüften Handcremes fand sich nur im Migros-Produkt «Bellena» eine kleine Menge an Mosh.
Wer künstliche Öle und Fette vermeiden will, muss die Inhaltsliste auf den Verpackungen genau studieren. Mineralöl versteckt sich meist hinter folgenden Begriffen: Cera Microcristallina, Ceresin, Mineral Oil, Ozokerite, Paraffin, Paraffinum Liquidum oder Petrolatum. Der Feuchtigkeit bindende Inhaltsstoff Glyzerin kann aus pflanzlichen Rohstoffen oder aus Erdöl gewonnen werden. In der Naturkosmetik dürfen keine Mineralöle verwendet werden.
So wurde getestet
Im Auftrag von saldo untersuchen die spezialisierten deutschen Labors ProDerm und SGS Institut Fresenius die zwölf meistverkauften Handcremes der Schweiz. Die Hautbefeuchtung wurde an Probanden und Probandinnen bei ProDerm gemessen. SGS analysierte die Cremes auf ihre Inhaltsstoffe.
Hautbefeuchtung: 45 Probanden wurden in einem klimatisierten Raum mindestens 30 Minuten lang akklimatisiert. Sie benutzten vor den Tests während mindestens drei Tagen keine Hautpflegeprodukte. Auf den Unterarmen wurden mehrere gleich grosse Felder eingezeichnet. Dort trugen die Testleiter die Cremes auf. Die Hautfeuchtigkeit wurde mit einem Corneometer vor dem Auftragen sowie zwei und vier Stunden danach gemessen.
Inhaltsstoffe: Mit Chromatografen und Massenspektrometern suchten die Experten nach Mineralölrückständen, sowie Nitro-und polyzyklischen Moschusverbindungen und Cashmeran. Gemessen hat das Labor auch 26 allergieauslösende Duftstoffe. Diese müssen bei Kosmetika, die auf der Haut verbleiben, laut EU-Verordnung ab 10 mg/kg auf der Verpackung deklariert werden. Ab dieser Menge gabs im Test Abzüge.