Früchte und Gemüse: Tipps für den ökologischen Einkauf
Regionale Lebensmittel sind nicht unbedingt umweltverträglicher als ausländische. Tomaten aus Marokko oder Zucker aus Paraguay schneiden manchmal gar besser ab.
Inhalt
saldo 19/2011
18.11.2011
Letzte Aktualisierung:
21.11.2011
Jonas Arnold
Wer aus Prinzip nur Schweizer Tomaten kauft, tut der Umwelt keinen Gefallen. Saison haben sie nur zwischen Mitte Juni und Ende Oktober. Ausserhalb dieser Monate schädigen Tomaten aus dem Nachbardorf die Umwelt stärker als solche aus Marokko. Das zeigt eine Studie des ETH-Instituts für Umweltentscheidungen. Denn im Winter produzieren die Bauern die Tomaten in geheizten Gewächshäusern. Danach lagern die Grossverteiler die Früchte in gekühlten Räumen....
Wer aus Prinzip nur Schweizer Tomaten kauft, tut der Umwelt keinen Gefallen. Saison haben sie nur zwischen Mitte Juni und Ende Oktober. Ausserhalb dieser Monate schädigen Tomaten aus dem Nachbardorf die Umwelt stärker als solche aus Marokko. Das zeigt eine Studie des ETH-Instituts für Umweltentscheidungen. Denn im Winter produzieren die Bauern die Tomaten in geheizten Gewächshäusern. Danach lagern die Grossverteiler die Früchte in gekühlten Räumen. Insgesamt belastet das die Umwelt mehr als der Transport aus Nordafrika.
Die ETH-Forscher untersuchten die Ökobilanz von Früchten und Gemüse. Dabei berechneten sie den Wasser- und Stromverbrauch und den Maschineneinsatz für Produktion und Lagerung sowie die Schädigung der Umwelt durch Transportwege. Die Forscher ermittelten so den CO2-Ausstoss durch die Produktion verschiedener Lebensmittel.
Ihr Fazit: Bei einigen Gemüsen und Früchten ist es sinnvoll, ausländische Produkte vorzuziehen. Allerdings nur, wenn diese in der Schweiz nicht Saison haben.
Bleichspargeln: Haben in der Schweiz von April bis Juni Saison. Vorher und nachher verursachen Bleichspargeln aus Übersee weniger Treibhausgase als hiesige. Sie sind lange lagerfähig und lassen sich daher mit Frachtschiffen transportieren. Umweltschädlich sind hingegen importierte Grünspargeln. Da sie schnell verderben, müssen sie eingeflogen werden, was die Umwelt stark belastet.
Äpfel: Im Mai, Juni und Juli schneiden Äpfel aus Neuseeland gleich gut ab wie heimische. Denn diese liegen dann seit rund einem halben Jahr in gekühlten Lagerräumen.
Kartoffeln: Wer Gemüse mit einem Bio-Label kauft, geht von einer umweltfreundlichen Produktion aus. Bio-Kartoffeln schnitten im ETH-Vergleich aber schlechter ab als solche ohne Label. Grund dafür ist die Behandlung mit Kupfer: Bio-Kartoffeln werden mit reinem Kupfer gegen Krautfäule und Pilze gespritzt. Dies schädigt Boden und Grundwasser stärker als andere Pestizide. Der Fachverband Bio Suisse sagt, man führe ein Forschungsprojekt durch. Dieses soll zeigen, wie man den Kupfereinsatz bei Bio-Produkten minimieren könne.
Zucker: Der subventionierte Schweizer Zucker ist nicht nur teuer (saldo 10/08), er schadet auch der Umwelt. Laut der ETH-Studie kommen in der Produktion von Schweizer Zuckerrüben Maschinen mit hohem Treibstoffverbrauch zum Einsatz.
Die Produktion von Rohrzucker ist weniger aufwendig. Zudem liefert ein Zuckerrohr mehrere Jahre lang Zucker. Zuckerrübenfelder müssen jedes Jahr neu bepflanzt werden. Am besten schneidet laut der Studie Bio-Rohrzucker aus Paraguay ab, weil dieser von Hand geerntet wird. So verursacht er rund 40 Prozent weniger Treibhausgase als Schweizer Zucker.
Saison
Regionales Gemüse oder Früchte sind immer dann am umweltfreundlichsten, wenn sie im Freien gewachsen sind. Saison haben in folgenden Monaten:
Gemüse
- Auberginen: Mitte Juni bis Mitte Oktober. Blumenkohl: Mitte Mai bis Mitte November. Bohnen: Mitte Juni bis Mitte Oktober.
- Eisbergsalat: Mitte April bis Ende November. Erbsen: Juni, Juli. Fenchel: Juni bis Mitte November. Kartoffeln: ganzjährig. Peperoni: Mitte Juni bis Ende Oktober. Rüebli: ganzjährig. Zucchetti: Mitte Juni bis Ende Oktober.
Früchte
- Äpfel, Birnen: Mitte Juli bis Ende Oktober. Aprikosen: Juli, August. Erdbeeren: Juni bis August.
- Pfirsiche: Mitte Juli bis Mitte September. Trauben: September bis November. Zwetschgen: August, September.
Ökobilanz
Für den ökologischen Einkauf gilt:
- Vermeiden von Flugtransporten: Spargel aus Peru verursacht per Flugzeug zwölfmal mehr CO2-Ausstoss als per Schiff.
- Gekühlte Lagerung oder geheizte Produktion verursachen mehr Treibhausgase als der Transport per Schiff, Lastwagen oder Bahn.
Für Konsumenten ist dies nicht immer ersichtlich. Die ETH-Studie fordert daher, dass die Deklarationspflicht erweitert wird. Beispielsweise, ob ein Produkt eingeflogen oder verschifft wurde.