Günstige Schränke und Gestelle muss man heute meist selbst zusammenschrauben. Gut, wenn ein Akkuschrauber im Haus ist. Das erspart Blasen an den Händen. Dumm ist es nur, wenn das Gerät den Geist aufgibt, bevor die Möbel stehen.
saldo wollte wissen, wie es um die Qualität von kleinen Akkuschraubern bestellt ist. Die zehn meistverkauften Modelle mit Akkus zwischen 3,6 und 7,2 Volt mussten sich in verschiedenen technischen Prüfungen sowie in einem Handhabungstest beweisen (siehe Kasten «Kriterien» auf Seite 21). Bei sämtlichen Geräten lassen sich Schlitz- oder Kreuzschraubeneinsätze einfach einstecken.
Die Ergebnisse des Tests: Zwei teure Modelle mit 7,2-Volt-Akkus erhielten die Gesamtnote «sehr gut». Sie setzten sich deutlich von den restlichen Geräten ab. Zwei der acht schwächeren 3,6-Volt-Akkuschrauber schafften immerhin noch die Note «gut», drei waren jedoch ungenügend. Die von den Laborexperten festgestellten Leistungs- und Ausstattungsunterschiede sind sehr gross.
Metabo Power Grip und Bosch PSR: Top-Akkuleistung
Wer regelmässig Schraubarbeiten erledigt und auch grössere Schrauben verarbeitet, greift am besten zum Testsieger Metabo Power Grip für 149 Franken oder zum Bosch PSR für 98 Franken. Mit den Gesamtnoten 5,6 respektive 5,5 setzen sich beide Geräte in sämtlichen Prüfkriterien deutlich vom Rest des Feldes ab. Bei voller Akkuladung versenkt der Power Grip 172 Schrauben von 50 Millimetern Länge in Kiefernholz. Das Modell PSR schafft sogar 232 Schrauben. Der Metabo hat jedoch einen grossen Vorteil für ambitionierte Heimwerker: Er ist als einziges Gerät im Test mit einem Schnellladegerät ausgestattet. Nach nur 20 Minuten war der Akku wieder voll. So sind auch harte Einsätze ohne lange Pausen kein Problem. Beim Bosch PSR dauert es über 4 Stunden bis zur vollständigen Ladung.
Bosch IXO erreicht mit der Note 4,8 ein knappes «gut»
Für weniger ambitionierte Einsätze eignet sich auch der Einhell BT-SD. Er ist der beste Akkuschrauber mit 3,6 Volt. Bei voller Ladung schafft er immerhin 83 Schrauben. Mit einer Note von 4,9 erhält er die Bewertung «gut» – dies bei einem Preis von lediglich 29 Franken.
Damit liegt der günstige Einhell noch vor dem Akkuschrauber-Klassiker Bosch IXO. Dieser versenkte zwar 99 Schrauben im Holz. Wegen seines kurzen Griffes war er aber weniger gut zu handhaben als der Einhell BT-SD und erhielt die Gesamtnote 4,8.
Gute Schraubleistungen bieten auch der Mac Allister MSD von Hornbach und der Do It DGM von Migros. Bei beiden fanden die Tester jedoch Mängel bezüglich Handhabung.
Beim Do It DGM sind die Schalter nicht ergonomisch angeordnet und die eingestellte Drehrichtung ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Beim Mac Allister MSD sind zwar die Schalter gut erreichbar angeordnet, dafür funktioniert die Spindelarretierung nicht richtig. Diese benötigt man, um von Hand weiterzuschrauben, wenn die Kraft des Akkuschraubers zum Versenken der Schraube nicht ganz ausreicht. Insgesamt erreichten beide Akkuschrauber nur die Gesamtnote «genügend».
Das zweite Einhell-Modell im Test, der RT-SD, überzeugte weder bei der Bedienerfreundlichkeit noch beim Schrauben. Mit vollem Akku konnten die Tester im Labor lediglich 58 Schrauben versenken. Mit dieser Leistung reichte es dem zweiten Einhell-Gerät nur für die Gesamtnote 4,1.
Ungenügend sind die Modelle Ikea Fixa und die beiden Akkuschrauber von Black & Decker. Alle drei haben dasselbe Problem: Mit vollem Akku schaffen sie zwar eine passable Zahl von Schrauben, ihre Akkus entladen sich jedoch deutlich schneller und stärker als alle anderen im Test. Das bedeutet: Benutzt ein Heimwerker die Geräte nur sporadisch und schliesst er sie nicht jedesmal nach dem Schrauben ans Stromnetz an, verlieren sie ihre Leistung.
Die beiden Black & Decker benötigen zudem gegen 10 Stunden, bis ihre Akkus wieder voll sind. Bei den restlichen Geräten im Test ist die Ladezeit maximal halb so lang. Das Gerät von Ikea hat einen andern Nachteil: Wie der Mac Allister lässt sich Fixa nicht als manueller Schraubenzieher verwenden. Die Spindel verfügt über keine Sperrvorrichtung. Reicht die Kraft des Motors nicht aus, muss man also ein zweites Werkzeug zur Hand haben.
Wer einen Akkuschrauber kauft, möchte sofort loslegen. Bei allen getesteten Geräten gehören Kreuz- und Schlitzschraubeneinsätze, Bits genannt, zum Zubehör. Die Qualität der Bits ist bei acht von zehn Modellen gut. Nicht so bei den Modellen von Migros und Ikea. Nach 500 Verschraubungen zeigten sie deutliche Verschleisserscheinungen. Das Migros-Bit konnte noch benutzt werden. Das getestete Bit von Ikea war komplett verschlissen.
Bosch und Einhell bringen stärkere Modelle auf den Markt
Ikea wollte die Testresultate nicht kommentieren. Bosch-Mediensprecherin Ursula Persici-Flury kündigt an, dass der kleine Bosch IXO Mitte dieses Jahres noch stärker werde. Das neue Modell soll 30 Prozent mehr Kraft aufweisen. Auch Einhell teilt mit, dass der nur genügende Schrauber RT-SD durch ein stärkeres Modell abgelöst wird. Die Umstellung findet laut Einhell-Sprecherin Livia Baur in den nächsten Wochen statt. Laut Black & Decker wäre die kritisierte Selbstentladung sehr viel weniger stark ausgefallen, hätte man das Gerät bei 20 Grad Celsius getestet. Im saldo-Test lagerten die voll geladenen Akkus im Wärmeschrank bei 40 Grad, um eine längere Entladungszeit simulieren zu können. Die Bedingungen waren für alle Geräte identisch.
Kriterien
Technische Prüfungen: Die Experten des deutschen Prüf- und Zertifizierungslabors SLG testeten, welche Anzahl 50-Millimeter-Schrauben die Geräte bei vollem Akku in Kieferholz versenken können. Die gleiche Prüfung erfolgte nach nur 15 Minuten Ladezeit.
Zudem wollte saldo wissen, wie viel Leistung in den Schraubern steckt, wenn man sie mit vollem Akku tagelang in der Werkzeugkiste liegen lässt, so, wie es in der Praxis oft vorkommt. Zu diesem Zweck lagerte jedes Gerät 20 Tage bei 40 Grad im Wärmeschrank. Danach mussten die Schrauber wieder ihre Leistung im Schraubsimulator zeigen.
Das Testlabor hat zudem das Drehmoment und die Ladezeit der Geräte gemessen. Ausserdem untersuchte es die Schraubkraft bei 80 Millimeter langen Schrauben in Weichholz. Dabei massen die Tester, wie viele Millimeter tief die Geräte die langen Schrauben im Holz versenken konnten.
Praxistest: Vier Experten, zwei Männer und zwei Frauen, bewerteten im Handhabungstest Gewicht, Ergonomie des Handgriffs, Balance, Spindelarretierung, Anordnung der Schalter, Erkennbarkeit der Drehrichtung und das Handling für Linkshänder.