Zu hoher Selbstbehalt: Diese Kassen zahlen Geld zurück
Immer mehr Preise von Medikamenten bleiben geheim. Ein Versicherter aus Rotkreuz zahlte wegen dieser Geheimniskrämerei zu viel Selbstbehalt für seinen Cholesterinsenker. Er wehrte sich – mit Erfolg.
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saldo 16/2020
06.10.2020
Eric Breitinger
Walter Braak muss sich seit einiger Zeit alle drei Wochen eine Dosis Repatha in den Oberschenkel spritzen. Der Rentner aus Rotkreuz ZG verträgt diesen neuen Cholesterinsenker gut. Braaks Blutfettwerte sind wieder im normalen Bereich, seit er das Präparat nimmt.
Doch das hat seinen Preis: Eine Doppelpackung Repatha kostet in der Apotheke Fr. 450.25. Den grössten Teil der Kosten übernimmt Braaks Krankenkasse Concordia. Er selbst muss einen Selbstbeh...
Walter Braak muss sich seit einiger Zeit alle drei Wochen eine Dosis Repatha in den Oberschenkel spritzen. Der Rentner aus Rotkreuz ZG verträgt diesen neuen Cholesterinsenker gut. Braaks Blutfettwerte sind wieder im normalen Bereich, seit er das Präparat nimmt.
Doch das hat seinen Preis: Eine Doppelpackung Repatha kostet in der Apotheke Fr. 450.25. Den grössten Teil der Kosten übernimmt Braaks Krankenkasse Concordia. Er selbst muss einen Selbstbehalt in der Höhe von 10 Prozent des offiziellen Listenpreises beisteuern. Das kostet ihn pro Jahr rund 380 Franken. Doch Braak weiss: «Mein Selbstbehalt ist zu hoch. Ich werde betrogen.» Denn die Concordia berechnet ihm den vollen Listenpreis für Repatha, obwohl die Kasse selbst Rabatte einstreiche.
Vertrauliche Preisdeals auf Kosten der Versicherten
Braak erfuhr das in einem saldo-Bericht über vertrauliche Preisdeals zwischen dem Bundesamt für Gesundheit und Medikamentenherstellern (saldo 13/2020). Das Bundesamt veröffentlicht für Repatha und zwölf weitere neue Medikamente massiv überhöhte Listenpreise. Repatha-Hersteller Amgen kann so im Ausland mehr für seine Präparate verlangen. Denn andere Länder schauen auf die Schweizer Preise, wenn sie ihre eigenen festlegen. Im Gegenzug verpflichtet sich die Firma, Schweizer Krankenkassen für jede Packung Repatha einen «festgelegten Anteil» des offiziellen Preises zurückzuzahlen. Wie hoch der Betrag ist, wollen weder das Bundesamt, Amgen noch die Kassen sagen. Solche fragwürdigen Preismodelle werden in Zukunft zunehmen (saldo 14/2020).
Walter Braak wollte sich diese Praxis auf Kosten der Prämienzahler nicht gefallen lassen. Am 4. September schrieb er der Concordia einen Brief. Er verlangte die Rückvergütung des zu viel bezahlten Selbstbehalts. Am 8. September erhielt er die Antwort einer Sachbearbeiterin: Sobald die Concordia im Besitz der Rückzahlungen von Amgen sei, erstatte sie «die zu viel bezahlten Kostenbeteiligungen an die Versicherten» zurück. Es brauche etwas Zeit, bis das Geld auf seinem Konto sei. Die Abrechnung erfolge quartalsweise.
Nicht alle grossen Kassen erstatten Rabatte von sich aus
saldo wollte von den zehn grössten Schweizer Krankenkassen wissen, ob auch sie die Rabatte an die Prämienzahler weitergeben. Laut Jonas Montani vom Bundesamt kann jede Kasse selbst entscheiden, ob sie etwas zurückzahlt oder nicht. Ergebnis der Umfrage: Sanitas, Swica, KPT, CSS, Groupe Mutuel, Atupri und Concorida versprechen, ihren Versicherten zu viel bezahlte Beträge automatisch zurückzuerstatten. Die Versicherten von Helsana, Visana und Assura müssen sie aktiv einfordern.