Zu hohe Abgaben fürs Recycling trotz riesigen Reserven
Beim Kauf vieler Produkte fallen Recyclinggebühren. an. Diese sind zum Teil höher als die Kosten für die Wiederaufbereitung. Trotzdem senken die Sammelorganisationen die Zwangsabgaben nicht.
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- So viel bezahlen Kunden fürs Recycling
saldo 15/2023
26.09.2023
Daniel Bütler
Elektrogeräte, Batterien, Glas, Alu und PET müssen in der Schweiz rezykliert werden. Für Glas und Batterien sind staatlich kontrollierte Sammelorganisationen zuständig, für den Rest private.
Eine im Verkaufspreis enthaltene Abgabe finanziert das System. Sie kann wenige Rappen betragen (etwa bei einem Handy) oder einige Dutzend Franken (etwa bei einem Kühlschrank). Bezahlt werden damit Sammlung, Transport und Wiederaufbereitung oder die Entsorgung.<...>
Elektrogeräte, Batterien, Glas, Alu und PET müssen in der Schweiz rezykliert werden. Für Glas und Batterien sind staatlich kontrollierte Sammelorganisationen zuständig, für den Rest private.
Eine im Verkaufspreis enthaltene Abgabe finanziert das System. Sie kann wenige Rappen betragen (etwa bei einem Handy) oder einige Dutzend Franken (etwa bei einem Kühlschrank). Bezahlt werden damit Sammlung, Transport und Wiederaufbereitung oder die Entsorgung.
Über 170 Millionen Franken an Reserven angehäuft
Die Sammelorganisationen verfügen über stattliche finanzielle Reserven. Diese seien teilweise höher als nötig, kritisierte die Eidgenössische Finanzkontrolle Anfang Jahr: «Es besteht ein grosses Risiko, dass diese Reserven gehortet werden.»
Der Bericht bezog sich auf das Jahr 2019. saldo analysierte auch die neusten Geschäftszahlen der sieben Schweizer Sammelorganisationen. Ergebnis: Von 2019 bis Ende 2022 oder je nach Organisation bis Ende 2021 sind die Reserven aufgrund hoher Gewinne noch gewachsen: von 139,6 auf 172,3 Millionen Franken. Das ist ein Plus von 32 Millionen oder 23,4 Prozent. Die Überschüsse einzelner Sammelorganisationen:
- Swico ist zuständig für das Recycling von Mobiltelefonen, Computern und Bürogeräten. Ihre Reserven beliefen sich Ende 2022 auf 45,6 Millionen Franken. Nach eigenen Angaben sollen die Reserven maximal 18 Monate lang die Ausgaben decken. Bei Jahresausgaben von 25,5 Millionen betragen die überschüssigen Reserven 7,2 Millionen Franken.
- Inobat sammelt Batterien. Ende 2021 betrugen ihre Reserven rund 32,5 Millionen Franken. Gemäss dem Vertrag mit dem Bundesamt für Umwelt sollten sie 25 Prozent der Jahreseinnahmen betragen, rund 4,8 Millionen Franken. Überschüssige Reserven: 27,6 Millionen Franken. Gemäss Inobat sind diese Reserven nötig, um Lithium-batterien zu entsorgen. Deren Verkauf habe massiv zugenommen. Die Entsorgungskosten würden erst in einigen Jahren anfallen.
- Vetroswiss bereitet Glas auf. Ihre Reserven betrugen Ende 2021 rund 7 Millionen Franken. Laut Vertrag mit dem Bundesamt für Umwelt sind 5 Prozent der Einnahmen als Reserven vorgesehen, 1,8 Millionen Franken. Überschüssige Reserven: 5,1 Millionen. Das Bundesamt schreibt, man beobachte die Entwicklung.
- Sens rezykliert Haushaltgeräte. Die Organisation verfügte Ende 2022 über Reserven von 68 Millionen Franken. Damit lässt sich der Betrieb 19 Monate lang finanzieren. Das ist laut Sens reglementskonform. Man werde aber die Obergrenze der Reserven diskutieren.
Die Sammelorganisationen wollen die Abgaben nicht senken, obwohl sie im Geld schwimmen. Das machen sie gegenüber saldo klar. Der Preisüberwacher schreibt: «Aufgrund der in den letzten Jahren stark gestiegenen Reserven werden wir das Thema auf die Warteliste nehmen.» Die Alu-Sammelorganisation Igora zeigt, dass es konsumentenfreundlicher geht: Sie senkte 2022 die Recyclingabgabe – von 1 auf 0,7 Rappen pro Aludose.
So viel bezahlen Kunden fürs Recycling
- Kühlschrank (über 250 Kilo): Fr. 55.56
- Fernseher (Bildschirmdiagonale 114 Zentimeter): Fr. 28.–
- Grössere Haushaltgeräte (100 bis 250 Kilo): Fr. 18.52
- Tablet: Fr. 6.–
- Kleinere Haushaltgeräte (5 bis 15 Kilo): Fr. 2.31
- Handy: 10 Rappen
- Batterie (bis 25 Gramm): 5 Rappen
- Glas: 2 bis 6 Rappen pro Flasche (je nach Grösse)
- Alubüchse: 0,7 Rappen