Stellen Sie sich vor: Ihr Coiffeur verlangt für den Haarschnitt plötzlich 60 statt 45 Franken – ohne nachvollziehbare Begründung und ohne Mehrleistung.
Genau das erlebte Johannes Blatter (Name geändert) aus dem Kanton Zürich – nicht mit seinem Coiffeur, sondern mit der Zürcher Kantonalbank. Er besitzt Anteile eines Swisscanto-Aktienfonds (ISIN CH0037048102). Dafür zahlte er bisher eine jährliche Verwaltungskommission von 1,5 Prozent. Neu verlangt die ZKB 2 Prozent – das ist ein Drittel mehr.
Blatter erhielt von der ZKB ein Schreiben mit dem unschuldigen Titel «Harmonisierung der Fondspalette». Nach der Übernahme des Fondsanbieters Swisscanto passe man die pauschale Verwaltungskommission an. Angehängt war eine Liste mit Aktienfonds, der Blatter die 33-prozentige Preiserhöhung seines Fonds entnehmen konnte. Datiert war der ZKB-Brief mit dem 3. November 2016. In Kraft gesetzt hatte die Bank das neue Fondsreglement bereits am 1. November.
Normalerweise bewirken Übernahmen oder Fusionen Synergien mit entsprechenden Einsparungen. Produkte oder Dienstleistungen werden dadurch billiger, nicht teurer. Die ZKB nimmt die Übernahme von Swisscanto dagegen zum Anlass, die Gebühren zu erhöhen.
Die ZKB beantwortet die meisten Fragen von saldo nicht
Eine Sprecherin der Bank sagt, dass die neue Preisgestaltung je nach Fonds auch zu Preissenkungen führe. Den Beleg dafür liefert die ZKB nicht. saldo liegen zwei Fondslisten der Bank vor – eine mit 13 Obligationen-, die andere mit 13 Aktienfonds. Die ZKB erhöhte die Gebühr bei allen 26 Fonds.
Darunter ist auch der Obligationenfonds Swisscanto LU Bond Fund CHF (ISIN LU0141248293). Die Kosten dieses Fonds steigen von 0,80 auf 0,95 Prozent. Der Fonds schneidet seit Jahren schlechter als der Vergleichsindex ab. saldo stellte der ZKB eine Reihe von Fragen: Warum sie die Gebühren eines Fonds mit schwacher Wertentwicklung erhöhe? Warum die Bank ohne Mehrleistung mehr verlange? Ob betroffene Kunden ihre Fondsanteile kostenlos verkaufen könnten oder ob ihnen die Bank eine andere kulante Lösung anbiete?
Die ZKB beantwortete keine der Fragen. Stattdessen schrieb sie: «Wir empfehlen dem betroffenen Kunden, sich an seinen Kundenberater zu wenden.»
Kunde Blatter tat genau das. Am 16. November erkundigte er sich per E-Mail bei seiner ZKB-Filiale nach kostengünstigen Alternativ-Fonds und wollte wissen, ob ihm die ZKB bei einem Fondswechsel die Kauf- und Verkaufsgebühren erlasse. Die Filialleitung stellte ihm am gleichen Tag Informationen für den 18. November in Aussicht. Dann hörte Blatter fast zwei Wochen lang nichts mehr. Von saldo damit konfrontiert, antwortet die Pressestelle der ZKB, «dass sich die Kundenbetreuung direkt mit der betroffenen Person in Verbindung» setze.
Kundenservice geht auch anders: Postfinance hat kürzlich ihre Kunden im Ausland informiert, dass die monatliche Kontogebühr auf 25 Franken erhöht werde. Schon der Titel des Briefs war eindeutig: «Erhöhung der Zusatzgebühr bei Wohnsitz ausserhalb der Schweiz.» Und Postfinance begründete die Massnahme nachvollziehbar. Der Brief wurde am 10. November versandt, die Gebührenerhöhung tritt am 1. Januar 2017 in Kraft.
So umgehen Sie hohe Fondskosten
Wer mit der Erhöhung von Fondsgebühren nicht einverstanden ist, kann der Bank innerhalb von 30 Tagen mitteilen, dass er die Änderungen der Bedingungen nicht akzeptiert. Damit bleiben die alten Bedingungen in Kraft. Der Kunde geht aber das Risiko ein, dass die Bank die Geschäftsbeziehung kündigt. Der Kunde muss dann die Fonds entweder verkaufen oder in ein Depot einer andern Bank verschieben.
Besser ist es, gar nicht erst in teure Fonds zu investieren. Entscheidend sind die Gesamtkosten. Diese werden als TER (Total Expense Ratio) oder als PVK (Pauschale Verwaltungskommission) ausgewiesen. Kosten von 0,95 und 2,0 Prozent wie bei den im Artikel erwähnten Fonds sind hoch beziehungsweise sehr hoch. Sie senken die Rendite massiv. Wer solche Fonds besitzt, tut gut daran, sie zu verkaufen und durch Index- oder ETF-Fonds zu ersetzen. Mit Gebühren um die 0,3 Prozent sind sie viel günstiger und rentieren deshalb oft besser.