Inhalt
Die Uni Zürich kam kürzlich in einer Studie zum Ergebnis, dass sich inzwischen 46 Prozent der Bevölkerung um Nachrichten foutieren. Trotzdem stellt die Uni den Redaktionen ein gutes Zeugnis aus. Mit anderen Worten: Jeder Zweite interessiert sich nicht mehr für News – aber die Medien sind nicht schuld daran. Es wäre interessant, mehr über die Ursachen des wachsenden Desinteresses zu erfahren.
Anhaltspunkte gäbe es genug: Zeitungen werden dünner, Inhalte einheitlicher und, wie etwa bei Tamedia («Tages-Anzeiger»), teilweise in Deutschland eingekauft. Auch werden Inserate und Artikel optisch nicht mehr sauber getrennt. Eine neue Idee zur Untergrabung des Leservertrauens entwickelte die SDA, die letzte verbliebene Nachrichtenagentur der Schweiz.
Fast alle Zeitungen des Landes drucken ihre Texte. Die SDA-Artikel zeichnen sich dadurch aus, dass sie selten auf Recherchen basieren, sondern auf Verlautbarungen von Politikern, Behörden und Firmen – teils «angereichert» mit Zitaten von vermeintlichen Experten.
Das soll nun zum Geschäftsmodell werden: Letzte Woche legte die Agentur dar, dass sie künftig von CEOs, Politikern und anderen Prominenten Geld dafür verlangt, dass sie deren Zitate in eine Datenbank stellt. Daraus können sich die Redaktionen bedienen.
SDA-Chef Hanspeter Kellermüller erklärte dem Medienportal «Persönlich»: Die SDA biete den Firmen «Coaching und Support» und helfe ihnen, «ihre Zitate auszuwählen». So könnten sie ihre «Reputation stärken». Leser müssen also künftig damit rechnen, dass die Zitate, die sie in Artikeln der Zeitungen finden, geschönt worden sind – ein weiterer Schritt zur Beschädigung der Glaubwürdigkeit der Medien.
Kommentare zu diesem Artikel
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar hinzuzufügen
Sind Sie bereits Abonnent, dann melden Sie sich bitte an.
Nichtabonnenten können sich kostenlos registrieren.
Besten Dank für Ihre Registration
Sie erhalten eine E-Mail mit einem Link zur Bestätigung Ihrer Registration.
Keine Kommentare vorhanden