Viele Hoteliers ärgerten sich jahrelang über das Preisdiktat von Buchungsportalen wie Booking.com oder Expedia.ch. Denn in den Verträgen stand, dass die Zimmer auf der hoteleigenen Internetseite mindestens gleich teuer angeboten werden mussten wie auf den Buchungsportalen.
Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse, verlangte deshalb bereits im Sommer 2017: «Die Hoteliers müssen die Kontrolle über ihre Preispolitik zurückerhalten.»
Das Parlament erfüllte diese Forderung der Branche: Seit dem 1. Dezember 2022 dürfen die Buchungsportale den Hotels keine Mindestpreise mehr auf Hotelwebsites vorschreiben. Die Hotels in der Schweiz können jetzt auf ihren eigenen Internetseiten mit Zimmerpreisen locken, die tiefer sind als die Preise auf Buchungsportalen. Das würde auch die Gäste freuen. Doch nutzen die Hoteliers die neue Möglichkeit, für die sie in Bern so intensiv lobbyiert haben?
saldo machte in der ersten Februarwoche bei 40 zufällig ausgewählten Drei- und Vier-Sterne-Häusern eine Stichprobe. Verglichen wurde der Preis für zwei Erwachsene für zwei Nächte im Doppelzimmer vom 24. bis zum 26. März. Resultat: Bei 28 der 40 Schweizer Hotels war der Preis auf der Internetseite des Hotels günstiger als auf den Buchungsportalen, bei 10 gleich teuer.
saldo verglich dieses Ergebnis mit zehn Hotels in den Städten London, Mailand, München, Paris und Salzburg. Dort bot genau die Hälfte die Zimmer auf der eigenen Internetseite günstiger an als auf den grossen Buchungsplattformen.
Rabatte auf Internetseiten der Hotels mager
Die Rabatte der Schweizer Hotels auf ihren Internetseiten hielten sich in engen Grenzen. Nur eines gab mehr als 100 Franken Ermässigung – das Sporthotel Victoria in Gstaad. Dessen Doppelzimmer kostete inklusive Frühstück und Taxen auf der eigenen Website Fr. 637.60 und damit 124 Franken oder 16,3 Prozent weniger als auf Booking.com. Beim Alpen Resort Hotel in Zermatt aber betrug dieser Unterschied nur 2 Franken oder 0,2 Prozent. In den meisten Fällen lag der Preis auf der Hotelwebsite maximal 9 Prozent unter den Preisen der Buchungsportale.
Das sind eher magere Rabatte für Kunden, die auf der Website des Hotels buchen. Denn bei Gästen, die den Weg über ein Buchungsportal wählen, muss das Hotel eine Kommission von 10 bis 15 Prozent abliefern, wie aus einer Untersuchung des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung hervorgeht.
Direkte Anfragen per Telefon oder E-Mail lohnen sich oft
Die saldo-Stichprobe zeigte auch: Nur noch in Einzelfällen fahren Kunden günstiger, wenn sie statt auf dem Hotel- auf einem Buchungsportal reservieren. Bei den 40 verglichenen Schweizer Hotels war das zwei Mal der Fall. Das heisst: Die Buchungsportale haben mit der Neuerung vom 1. Dezember 2022 ihre Preisführerschaft eindeutig verloren.
Bisher riet saldo wiederholt, sich nach einem Blick auf das Buchungsportal und die Internetseite des Hotels noch persönlich per E-Mail, Telefon oder vor Ort an der Reception nach dem Zimmerpreis zu erkundigen. Dieses Vorgehen führte in der aktuellen Stichprobe bei 25 der 40 Schweizer Hotels zum günstigsten Preisangebot, teils zusammen mit der Website.
Keine Regel ohne Ausnahme: In einigen Fällen führte die direkte Anfrage nämlich auch zum höchsten Preis. Denn Hotels unterbreiten besonders günstige Angebote wie Frühbucherrabatte und Tarife, die volle Vorauszahlung oder den Verzicht auf kostenlose Stornierung verlangen, teilweise nur per Internet.