Rund 60 000 Solaranlagen liefern in der Schweiz Strom. Davon benötigen etwa 15 000 Anlagen einen speziellen Zähler. Das schätzt der Branchenverband Swisssolar. Wer auf einem Hausdach Strom produziert, braucht ab einer Anlagengrösse von 30 Kilowatt ein Messgerät und ein Übermittlungsgerät für das Ablesen der Daten über das Handynetz. Das schreibt eine Verordnung vor.
30-Kilowatt-Anlagen befinden sich auf Dächern von Mehrfamilienhäusern oder Scheunendächern. Sie sind effizienter als kleinere Anlagen und deshalb an sich wünschenswert. Aber Elektroingenieur Diego Fischer sagt: «Heute baut kaum jemand mehr Anlagen dieser Grösse. Denn die Gebühren machen den Betrieb in vielen Gemeinden finanziell unattraktiv.»
Fischer ist im Vorstand des Verbands unabhängiger Energieeerzeuger. Dieser vertritt die Interessen privater Solaranlagebetreiber. Er kritisiert: «Gewisse Elektrizitätswerke nutzen ihr Monopol aus und berechnen überhöhte Tarife.» Tatsächlich sind die Messgebühren in den Gemeinden sehr unterschiedlich (siehe PDF).
Die Kunden sind den Tarifen ihres lokalen Strombezügers ausgeliefert. Sie können den Zähleranbieter nicht selbst wählen. In Deutschland ist dies seit 2009 möglich. Seither sind die Preise laut einer Studie des Bundes um 21 Prozent gesunken.
Elcom-Richtwert wird oft überschritten
Der Zählertarif der lokalen Elektrizitätswerke muss laut Gesetz die tatsächlichen Kosten widerspiegeln. Allerdings gibt es einen Richtwert: Die Strommarktaufsicht Elcom bezeichnet Preise als «nicht auffällig», wenn sie unter 821 Franken pro Jahr liegen. Aber weshalb ist die Elcom bei höheren Tarifen nicht eingeschritten? Laut Elcom liegt der Grund bei noch pendenten Gerichtsverfahren.
Felix Nipkow von der Schweizerischen Energiestiftung kritisiert die hohen Zählerkosten: «Einige Energieversorger versuchen, mit missbräuchlichen Tarifen die Eigenproduktion von Solarenergie unattraktiv zu machen.» Die Elcom müsse endlich die Messgebühren senken. Selbst ein Tarif von 600 Franken pro Jahr sei viel zu hoch.
Das bestätigt Valentin Gerig. Seine Firma Swiss Metering berechnet nur 336 Franken pro Jahr. Selbst bei diesem Tarif könne er Gewinn machen, sagt Gerig. Zurzeit kämpft Gerig vor Bundesverwaltungsgericht dafür, dass das Zählermonopol der Elektrizitätswerke geknackt wird.
Die Stromversorger sagen, sie würden nur die Kosten weiterverrechnen und hielten sich an die geltenden Gesetze. Entscheidend sei zudem, wie hoch der Tarif für den gelieferten Solarstrom sei: Regio Energie Solothurn und Elektra Baselland zahlen den Solarstromproduzenten hohe Vergütungen von 9 bis 15 Rappen pro Kilowattstunde, die Bernischen Kraftwerke BKW nur zwischen 4,1 und 5,5 Rappen. Deshalb lohnt sich laut Ingenieur Fischer eine 30-Kilowatt-Anlage im Gebiet der BKW kaum.