Xarelto: Noch mehr riskante Nebenwirkungen
Der Blutverdünner Xarelto ist ein Goldesel der Firma Bayer. Doch Patienten klagen über immer mehr Probleme.
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saldo 03/2017
15.02.2017
Luzia Mattmann
Blutverdünner sind ein Milliardengeschäft. Das trifft besonders auf das Medikament Xarelto der Firma Bayer zu. 2014 betrug der Umsatz 2 Milliarden Franken, wie das deutsche «Handelsblatt» berichtete. Das sind fast 10 Prozent des gesamten Medikamentenumsatzes der Firma.
Doch Xarelto gerät immer mehr in Kritik. Es ist rund 16-mal so teuer wie das ältere Präparat Marcoumar. Mit Folgen: 2015 wurden in der Schweiz über 90 Millionen Franken ...
Blutverdünner sind ein Milliardengeschäft. Das trifft besonders auf das Medikament Xarelto der Firma Bayer zu. 2014 betrug der Umsatz 2 Milliarden Franken, wie das deutsche «Handelsblatt» berichtete. Das sind fast 10 Prozent des gesamten Medikamentenumsatzes der Firma.
Doch Xarelto gerät immer mehr in Kritik. Es ist rund 16-mal so teuer wie das ältere Präparat Marcoumar. Mit Folgen: 2015 wurden in der Schweiz über 90 Millionen Franken für Blutverdünner ausgegeben – fünfmal mehr als 2010. Für Andreas Schiesser, Projektleiter Medikamente beim Krankenkassenverband Santésuisse, ist klar: «Der Grund für den Kostenanstieg liegt hauptsächlich darin, dass die Ärzte viel mehr Xarelto verschreiben.»
Nebenwirkungen: «Potenziell lebensbedrohlich»
Kommt hinzu: Xarelto ist nicht nur teuer, es hat auch Nebenwirkungen. Die deutsche Fachzeitschrift «Arzneimittel-Telegramm» berichtete kürzlich von zwei neuen Problemen: Xarelto kann das Stevens-Johnson- Syndrom auslösen. Die Patienten bekommen Fieber, Blasen, offene Stellen auf den Schleimhäuten und eine entzündete Bindehaut. Xarelto kann auch zu einer Agranulozytose führen. Sie äussert sich ähnlich, zudem schwellen die Lymphknoten an. Beide Nebenwirkungen stehen nicht auf dem Beipackzettel. Der Berner Arzneimittelexperte Bernhard Lauterburg sagt: «Beides sind potenziell lebensbedrohliche Krankheiten.»
Die häufigsten Nebenwirkungen von Xarelto sind unerwünschte Blutungen. Zwar ist dieses Problem auch bei den älteren Blutverdünnern bekannt. Für diese gibt es aber Gegenmittel. Nicht so bei Xarelto. Wolfgang Becker-Brüser vom «Arzneimittel-Telegramm» findet das bedenklich: «Xarelto hätte man ohne Gegenmittel gar nicht zulassen dürfen.»
Swissmedic sind mehrere Todesfälle bekannt
Bei der Heilmittelbehörde Swissmedic gingen im letzten Jahr 240 Meldungen wegen Nebenwirkungen von Xarelto ein. Mehrere Patienten sind zudem nach der Einnahme von Xarelto gestorben – 2013 waren es zwölf. Laut Swissmedic sind darunter auch Todesfälle, bei denen «der tödliche Verlauf auch Folge einer Grunderkrankung» sein könne. Swissmedic beurteilt Xarelto weiterhin positiv. Es sei aber wichtig, die Dosierungen und Warnhinweise genau zu beachten.
Bayer schreibt, die neuen Nebenwirkungen würden «so rasch wie möglich» im Beipackzettel aufgeführt. Das Risiko für Hirnblutungen und tödliche Blutungen sei geringer als bei Medikamenten wie Marcoumar oder Sintrom. Mit Xarelto würden zudem die Kosten für die monatlichen Kontrollen wegfallen und es gebe auch seltener Blutungen.