Modern und antik liegen in der Stadt Kebili nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Für das neue Kebili mit etwa 19 000 Einwohnern diente die antike Stadt als Steinbruch. Überreste der römischen Bewässerungsanlage erinnern an den einst blühenden Ort. Das moderne Kebili ist berühmt für seine Datteln der Qualitätsklasse Deglet Nour (auf Deutsch «Finger des Lichts»). Die für den Export begehrten Früchte wachsen in den Oasen des Umlands von Kebili.
Arafat Sghaier (53) und seine Frau Latifa Zlima (38) zählen zu den Besitzern der zahlreichen Dattelhaine. Sie betreiben auch einen Campingplatz, auf dem sie wohnen. Die Töchter Fatima (9) und Mayara (7) und Sohn Gilanne (12) gehen auf eine Privatschule.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen: 600 Franken
- Kosten fürs Wohnen: 50 Franken pro Monat für Strom, Wasser, Telefon sowie 60 Franken für die Bewässerung des Palmenhains
- Kosten für die Krankenversicherung: 325 Franken pro Jahr
- Steuern: 300 Franken pro Jahr
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Arafat: Uns gefällt die Gegend. Aber für fünf Personen sind drei Zimmer, eine kleine Küche und ein winziger Duschraum zu klein. Wir benötigen unbedingt ein Zimmer mehr.
Latifa: Wir wohnen im ersten Stock des Hauptgebäudes unseres Campingplatzes. Zurzeit stecken wir jeden Dinar in Ausbau und Sanierung des 1,5 Hektaren grossen Platzes.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Latifa: Couscous, Teigtaschen, Suppe und Salat.
Wie kamen Sie zu Ihren Berufen?
Arafat: Ich war zunächst Polizist. Danach arbeitete ich neun Jahre lang in Frankreich, Deutschland und Österreich in diversen Bereichen. In Tunesien fand ich dann eine Stelle in einem Hotel und merkte, dass ich mich gern mit Touristen beschäftige. Ein eigener Campingplatz als Treffpunkt für Besucher aus aller Welt – das war schon lange mein Traum. Neben 30 Stellplätzen vermieten wir drei Bungalows. Zwei Drittel der Einkünfte sichert der Camping, der Rest kommt vom Dattelpalmenhain.
Latifa: In einem eigenen Laden neben der Wohnung verkaufe ich den Bauern Landwirt-schaftsprodukte. Und auf Wunsch koche ich für die Campinggäste Abendessen und backe Brot.
Wie lange arbeiten Sie?
Latifa: Mein Laden ist von 7 Uhr bis 19 Uhr stets geöffnet.
Arafat: Manchmal 12 bis 15 Stunden pro Tag.
Sparen Sie Geld?
Arafat: Ja, für die Ausbildung der Kinder.
Wie hat sich Tunesien in den vergangenen Jahren verändert?
Arafat: Während des Arabischen Frühlings und der Pandemie hat sich Tunesien zunehmend abgeschottet. Wir müssen diese Isolation überwinden. Darum wünsche ich mir, dass unsere Kinder Fremdsprachen lernen und im Austausch mit den Campern andere Zivilisationen kennen und schätzen lernen.