Die indische Wirtschaft boomt: Millionen von Menschen kommen in die Metropolregion und träumen vom sozialen Aufstieg. Die soziale Ungleichheit im Land ist gross: Die reichsten 10 Prozent besitzen gemäss der Nichtregierungsorganisation Oxfam rund 77 Prozent des Vermögens. Lalita (30) und Arun (37) Kumar Yadav geht es vergleichsweise gut. Lalita ist Hausfrau, Arun arbeitet als Vertreter bei einem grossen Nahrungsmittelkonzern. Das Paar lebt mit seinen drei Kindern Anamika (10), Aunik (8) und Ruchi (5) nach indischer Tradition und sehr sparsam.
Die Familie wohnt in einer 2,5-Zimmer-Mietwohnung ohne Fenster und mit einem Schlafzimmer, das sich alle teilen.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen pro Monat: 680 Franken
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: 120 Franken für Miete und Nebenkosten sowie 190 Franken Hypothekarkosten für ein Haus in einer anderen Stadt, das die Familie verkaufen will
- Krankenversicherung: Wird vom Arbeitgeber bezahlt
- Steuern pro Jahr: 350 Franken
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Lalita: Wir haben wunderbare Nachbarn, aber unsere Wohnung ist viel zu klein. Sobald wir unser altes Haus verkauft haben, suchen wir eine grössere Eigentumswohnung.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Lalita: Frittiertes Fladenbrot mit Kartoffelcurry.
Was hat Ihre Berufswahl bestimmt?
Arun: Der Verkauf interessierte mich schon immer. Kurz nach meiner Schulzeit stieg ich in den Beruf ein. Heute vertreibe ich Lebensmittel und Getränke an Einzelhändler.
Lalita: Früher wollte ich Primarlehrerin werden. Aber dann heiratete ich und wurde Mutter und Hausfrau.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Arun: Ich muss meine Kunden besuchen. So bin ich mal eine halbe Stunde mit dem Töff unterwegs, mal sechs Stunden mit dem Zug.
Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Tag?
Arun: Acht Stunden. Lalita arbeitet im Haushalt doppelt so lange.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Arun: In Kolkata. Dort besuchten wir mit meinen Eltern verschiedene Tempel.
Sparen Sie Geld?
Arun: Ja. Wenn unsere Mädchen heiraten, werden wir für den Grossteil der Feier und die Mitgift aufkommen. Pro Tochter beträgt diese mindestens 6000 Franken, wenn der Bräutigam im Privatsektor tätig ist. Und mindestens 15'000 Franken, wenn er eine staatliche Stelle hat. Dazu kommen Goldgeschenke.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Arun: Wir schicken die Kinder auf Privatschulen. Das kostet 140 Franken pro Monat.
Was beschäftigt Sie zurzeit am meisten?
Arun: In meinem Unternehmen gab es Umstrukturierungen. Ich habe Angst, dass auch ich meinen Job verlieren könnte und durch eine jüngere, günstigere Arbeitskraft ersetzt werde.