Colonia del Sacramento ist die älteste Stadt des Landes. Sie ist berühmt für ihre historische Altstadt und wurde 1995 zum Unesco-Kulturerbe erklärt. Ismael Perrachon (44) wurde in der malerischen Kolonialstadt geboren und ging dort zur Schule. Inzwischen hat er 20 Kilometer von der Stadt entfernt Land von seinem Vater gepachtet. Er hält Kühe und produziert Milch und Käse. Zudem pflanzt er Biogemüse an. Seine Produkte verkauft er an die örtliche Kooperative und auf dem Wochenmarkt.
Victoria Sotelo (41) stammt aus Montevideo. Die Soziologin lebt seit 13 Jahren auf dem Land. Sie schätzt die Natur und die Ruhe: Der Trubel der Grossstadt fehle ihr nur selten, sagt sie. Nicolas (12), Federico (9) und Camila (6) besuchen eine kleine Schule mit nur 13 Schülern, an der die Eltern beim Kochen und Putzen helfen.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen pro Monat: 3400 Franken
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: 230 Franken für die Miete, 19 Franken für Strom, das Wasser kommt aus der eigenen Quelle
- Krankenversicherung: 46 Franken pro Monat.
- Einkommenssteuer pro Jahr: 4200 Franken.
Sind Sie mit der Wohnsituation zufrieden?
Maria Victoria: Sehr. Wir leben einfach, aber gemütlich in einem geräumigen Haus mit drei Schlafzimmern.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Maria Victoria: Eintopf mit Rindfleisch und Linsen.
Wie sind Sie zu Ihren Berufen gekommen?
Ismael: Ich machte eine Ausbildung als Physiklehrer, arbeitete aber nie in dem Beruf. Ich trat in die Fussstapfen meines Vaters und wurde Landwirt.
Maria Victoria: Soziologie war immer mein Traumfach. Ich arbeite zurzeit an meiner Doktorarbeit.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Ismael: Ich bin in fünf Minuten auf dem Hof. Manchmal muss ich aber in umliegende Ortschaften fahren, um meine Waren zu verkaufen.
Maria Victoria: Ich brauche eine halbe Stunde zur Uni in Colonia del Sacramento.
Wie viele Stunden arbeiten Sie?
Maria Victoria: Etwa 30 Stunden pro Woche.
Ismael: Ich habe mindestens einen Acht-stundentag – wenn nicht mehr: In der Landwirtschaft gibt es immer viel zu tun.
Welche Verkehrsmittel benutzen Sie?
Ismael: Ich fahre einen Pick-up, Victoria einen Kleinwagen.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Maria Victoria: Wir waren mit den Kindern in Atlantida, einem Badeort im Süden Uruguays.
Sparen Sie?
Ismael: Wir können nur wenig Geld zurücklegen. Dieses brauchen wir für Investitionen in den Hof.
Spüren Sie Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine?
Maria Victoria: Uruguay führt nur sehr wenige Produkte aus dem Ausland ein. Auch unsere Lebenshaltungskosten haben sich durch den Krieg nicht verändert.