Ihre gemeinsame Geschichte begann mit einem Irrtum, als es noch Festnetztelefone gab: Zhanna Ordalina wählte eine falsche Nummer und landete bei Dinmukhamed Ibraimow, genannt Dimash. Das Ergebnis: eine Ehe und die drei Kinder Danel (15), Danial (11) und Amirlan (9). Dimash und Zhanna sind beide 37-jährig. Er arbeitet als Kleinunternehmer, sie ist nicht erwerbstätig. Dimashs Gehalt reicht nicht aus, um das Leben der Familie in Almaty zu finanzieren.
Zhannas Eltern, die in den USA wohnen, unterstützen sie deshalb mit Geld. Die wirtschaftliche Situation in Kasachstan ist schwierig. Selbst in der Metropole Almaty gibt der durchschnittliche Haushalt das ganze verfügbare Einkommen aus, um überleben zu können.
Finanzielle Situation
- Monatliches Haushaltseinkommen: Durchschnittlich 1300 Franken
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: 700 Franken für Miete und Nebenkosten
- Krankenversicherung: Kostenlos Steuern pro Jahr: Keine wegen des tiefen Einkommens
Sind Sie mit Ihrer Situation zufrieden?
Zhanna: Nein, wir sind nicht glücklich, in diesem Land zu leben.
Dimash: Die Löhne sind zu niedrig. Und das Gesundheitssystem funktioniert nicht: Wir müssen uns privat behandeln lassen. Das übernimmt die Krankenversicherung nicht. Bei einem Zins von 14,75 Prozent für Hypo theken ist es zudem für uns nicht möglich, eine Wohnung zu kaufen.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Zhanna: Das kasachische Nationalgericht Beshbarmark – Pferderagout mit Nudeln.
Was arbeiten Sie?
Dimash: Ich importiere Spielzeug aus China, um es weiterzuverkaufen. Ich liefere auch Chemikalien an den Staat oder Pflastersteine an Bauunternehmen.
Sparen Sie Geld?
Dimash: Nein. Wie viele Leute in Kasachstan müssen wir Kredite zurückzahlen. Zurzeit sind es bei uns fast 9000 Franken.
Zhanna: Zum Glück bekommen wir jährlich etwa 1800 Franken von meinen Eltern.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Dimash: Zhanna und die Kinder reisten im vergangenen Jahr nach Dubai.
Wie wirkt sich bei Ihnen die Inflation aus?
Dimash: Wegen des Krieges in der Ukraine haben sich die Mieten nahezu verdreifacht. Die Vermieter vertrieben Einheimische, um Russen aufzunehmen, die mehr Geld hatten.
Haben Sie Pläne für die Zukunft?
Zhanna: Ich träume davon, nach Europa oder in die USA zu gehen, um dort zu studieren oder einen Job zu finden. Hier finde ich nichts Anständiges. Unsere Tochter wird in Italien Design studieren. Danial will Fussballer werden. Amirlan ist gut in der Schule.
Was beschäftigt Sie zurzeit?
Dimash: Wir würden gern eine eigene Wohnung kaufen. Solange wir Mieter sind, leben wir mit der Angst, aus unserer jetzigen Wohnung vertrieben zu werden.