André Sterchi wusste nicht, wie ihm geschah. Anfang August, auf Geschäftsreise, ging mit seinen Bankkarten gar nichts mehr. Sowohl die beiden Kreditkarten als auch die Debitkarte verweigerten den Dienst.
Des Rätsels Lösung fand er bei der Rückkehr nach Colombo in Sri Lanka. Er hatte unlängst seinen Wohn- und Geschäftssitz von Dubai nach Colombo verlegt. Dort war er vor 55 Jahren als Sohn eines Schweizers und einer Engländerin zur Welt gekommen. Im Briefkasten lag ein eingeschriebener Brief der UBS Switzerland. Die Bank teilte ihm mit, dass sie die Geschäftsbeziehung mit sofortiger Wirkung auflöse. «Zahlungsaufträge», heisst es im Schreiben, «werden wir ab sofort nicht mehr ausführen, eingehende Zahlungen werden an den Absender zurückgeschickt.» Zudem seien Kredit- und Debitkarten gesperrt worden. Der Kündigungsbrief datiert vom 29. Juli 2015. Am 4. August wurden Kredit- und Debitkarten gesperrt – auch jene von Frau und Tochter, total sieben Karten. Am 7. August traf das Schreiben in Colombo ein. Sterchi fand es am 10. August im Briefkasten vor – nach der Rückkehr von der Geschäftsreise. Am 14. August lief die Frist ab, welche die UBS Sterchi gesetzt hatte für die Bekanntgabe einer neuen Bankverbindung.
Kündigung mit sofortiger Wirkung
Die UBS sagt saldo: «Der Kunde wurde telefonisch über die bevorstehende Kontoschliessung und deren Grund – sein neues Domizil in Sri Lanka – informiert.» «Stimmt nicht», sagt Sterchi. Er bestätigt, dass die Auflösung der Geschäftsbeziehung in telefonischen Kontakten angedeutet worden sei. Der Begriff Kündigung sei aber nie gefallen.
Sterchis einziger Fehler: Der Umzug von Dubai nach Colombo. Die UBS kündigte ihm deshalb nach 16 Jahren Geschäftsbeziehung mit sofortiger Wirkung. Gestützt auf die Allgemeinen Geschäftsbeziehungen darf sie das. Ob das Vorgehen fair ist, ist eine andere Frage. Im Verhaltens- und Ethikkodex der Bank steht: «Wir setzen alles daran, unseren Kunden besten Service zu bieten. Wir behandeln alle fair und mit dem gleichen Mass an Respekt und Höflichkeit.»
Sterchi hatte in der Erdölbranche Karriere gemacht. 1999 gründete er die Aster Jetfuel, eine Gesellschaft, die in der Privatfliegerei Treibstoff verkauft. Ein UBS-Sprecher schreibt saldo, dass die Bank in Sri Lanka keine Dienstleistungen anbiete. Anders in den Arabischen Emiraten. Die Wirtschaftsmetropole Dubai sei ein Finanzzentrum und diene der UBS als Hub für die Region Naher Osten und Afrika.
Sterchi bezeichnet es als «Quatsch», Sri Lanka als Risikoland einzustufen, wie ein UBS-Vertreter ihm gegenüber gesagt haben soll. Er fügt an: «Aber in Dubai sitzt eben das Geld. Und wo Geld ist, ist die UBS.»
Übrigens: Am 7. August, drei Tage nachdem die UBS die Bankkarten gesperrt hatte, belastete sie Sterchis Konto 500 Franken – die Gebühr seiner Platinum-Kreditkarte fürs kommende Jahr. Der Kunde intervenierte. Die Stornierung sei in Auftrag gegeben, sagt die UBS. Bis Redaktionsschluss ist sie gemäss Sterchi nicht erfolgt.
Frühzeitig auf Bank zugehen
Alarmiert durch den Druck der USA und anderer Staaten wollen viele Banken Kunden nur noch dort betreuen, wo sie die Rechtslage einschätzen können. Entsprechend führen sie schwarze Länderlisten. Darauf befinden sich nicht nur Staaten wie Nordkorea, Syrien, der Iran oder Libyen. Der Fall UBS (siehe Hauptartikel) zeigt, dass selbst Kunden von global tätigen Banken in vermeintlich unproblematischen Staaten wie Sri Lanka die Kündigung droht. Kleine, inlandorientierte Banken akzeptieren oft nur Beziehungen zu Kunden in Nachbarländern.
Tipp: Wer sein Domizil ins Ausland verlegt und Ärger vermeiden will, sollte die Situation frühzeitig mit seiner Bank klären.