Allein im Kanton Zürich registrieren die Behörden jährlich bis zu 3400 Kollisionen von Autos mit Wildtieren. Laut dem Schweizer Versicherungsverband belaufen sich die Kosten für die Unfallschäden gesamtschweizerisch auf mehr als 25 Millionen Franken pro Jahr.
Gute Erfahrungen mit Wildwarnanlagen im Kanton Aargau
Dabei gäbe es ein Mittel, um die Unfallzahlen zu reduzieren: elektronische Wildwarnanlagen. Das geht aus den Erfahrungen des Kantons Aargau hervor. Er setzt seit 2011 auf vier Strassen solche Anlagen ein. Für Reto Fischer von der Sektion Jagd sind die Ergebnisse «sehr erfreulich». Vor der Installation hätten sich pro Strecke jährlich bis zu 70 Kollisionen ereignet. «Seit der Installation registrierten wir auf allen vier Strecken nur drei Wildunfälle.»
So funktionieren die Anlagen: Sie tasten den Strassenrand mit Infrarotsensoren auf warme und sich bewegende Körper ab. Unterbricht ein Tier die Infrarotstrahlen, leuchten Warntafeln auf, die den Autofahrern ein Höchsttempo von 40 km/h signalisieren. Die Autofahrer erkennen die Gefahr und reduzieren ihre Geschwindigkeit.
Im Kanton Graubünden stehen fünf elektronische Wildwarnanlagen. Laut dem zuständigen Amt ist «die Wirkung der Anlagen sehr gut». Zum Beispiel in der Gemeinde Cunter: Vor der Installation ereigneten sich pro Jahr zehn bis fünfzehn Kollisionen. Seit der Installation 2004 kam es nur noch zu zwei Wildunfällen. Allein im vergangenen November habe die Anlage mehr als tausend Mal vor Wild gewarnt.
In der Deutschschweiz verfügen nach einer Umfrage von saldo nur noch vier weitere Kantone über elektronische Wildwarnanlagen. Zwei stehen in Bern, je eine bei Engelberg und Giswil OW, zwei im Sernftal GL sowie eine im Urserental UR. Die Kantone Luzern, Nidwalden und Schwyz planen je eine Anlage.
Das Problem: Die elektronischen Wildwarnsysteme sind teuer. Laut der Herstellerfirma Calstrom in Trin Mulin GR kostet eine Anlage mindestens 30 000 Franken. Dazu kommen jährliche Wartungskosten von rund 1000 Franken. Laut Calstrom-Inhaber Peter Arnold «verzichten wohl einige Kantone aus Budgetgründen auf Anlagen».
Heisst das, die Kantone sparen auf Kosten der Sicherheit? Priska Müller vom Amt für Wald und Wild Zug verneint: «Wir setzen keine solchen Anlagen ein, weil diese vor allem auf geraden Streckenabschnitten gut funktionieren.» Der Kanton Thurgau spricht von einem «abschreckenden Kosten-Nutzen-Verhältnis», da sich die Wildunfälle breit über das Kantonsgebiet verteilen würden. Für Roman Kistler von der Jagd- und Fischereiverwaltung wären die Investitionen deshalb «überproportional hoch».
«Wo viel Verkehr herrscht, schiessen wir Tiere ab»
Viele andere Kantone setzeauf akustische Wildwarner. Diese Geräte sind an den Strassenleitpfosten befestigt. Trifft das Licht eines Autos auf die Sensoren, löst das einen Pfeifton aus. Diese Wildwarner kosten pro Stück rund 50 Franken. Der Nachteil: Das Wild gewöhnt sich an die Töne.
St. Gallen und Solothurn wollen Kollisionen verhindern, indem sie unter anderem die Bestände regulieren. Rolf Domenig, Präsident der Revierjagd St. Gallen: «Wo viel Verkehr herrscht, schiessen wir Tiere ab.»
So verhalten Sie sich richtig
- Bei Tieren in Strassennähe abblenden, bremsen und hupen.
- Wenn sich eine Kollision nicht mehr vermeiden lässt: Lenkrad gut festhalten, geradeaus fahren und Vollbremsung einleiten.
- Anhalten, Warnblinker einschalten, Pannendreieck aufstellen.
- Polizei benachrichtigen (gesetzliche Pflicht).
- Verletztes Wild nicht berühren.
- Auf Polizei, Jäger oder Tierarzt warten.