Marlis Heeb (Name geändert) aus Uerikon ZH hat seit zehn Jahren bei der Krankenkasse CSS eine «Spitalversicherung privat» abgeschlossen. Damit gedeckt sind zusätzliche Kosten der freien Arzt- und Spitalwahl in der Schweiz sowie eines Einzelzimmers bei Klinikaufenthalt. Bis Mitte 2015 kostete der Spitalzusatz 315 Franken pro Monat. Heeb war damals über ihren Arbeitgeber Suva kollektiv versichert.
Mitte 2015 gab Heeb die Stelle auf. Als Einzelversicherte kostete die Prämie neu 500 Franken im Monat. Vergangenes Jahr musste die 59-Jährige wegen eines Routineeingriffs zwei Tage ins Spital. Kurz darauf folgte eine Prämienerhöhung auf 770 Franken pro Monat. Grund: Ihre Versicherung sah eine Reduktion der Prämie vor, wenn keine Leistungen erbracht werden müssen. Mit dem Spitalaufenthalt fiel die Hälfte dieses «Schadenfreiheitsrabatts» weg.
Ein Tag Spital: Monatsprämie stieg von 630 auf 1300 Franken
Anita Meili (Name geändert) aus Gockhausen ZH ist ebenfalls bei der CSS versichert. Anfang Jahr verbrachte sie wegen einer Kieferoperation eine Nacht in einem Privatspital. Danach verdoppelte sich ihre Prämie von 630 Franken auf 1300 Franken im Monat.
Die CSS macht ihre Zusatzversicherung den Kunden mit dem Rabatt schmackhaft: Er ist auf der Police und im Kleingedruckten genauer definiert: Wer drei Jahre lang keine Leistungen bezieht, erhält 50 Prozent Rabatt auf die Normalprämie. Wer Leistungen bis 12 000 Franken bezieht, hat noch 25 Prozent Rabatt und ab 12 000 Franken fällt die Vergünstigung weg. Neuversicherte steigen mit dem Schadenfreiheitsrabatt ein – sie zahlen also erst einmal günstige Prämien.
Zahlt man die Kosten zurück, belässt CSS die tiefere Prämie
Laut CSS-Sprecherin Nina Meyer können die Versicherten eine Prämienerhöhung nach dem Spitalaufenthalt rückgängig machen. Das geschieht, indem der Kunde die angefallenen Kosten an die Krankenkasse zurückzahlt. Die CSS mache das «ohne jegliche Verpflichtung und entgegenkommenderweise». Den Kunden sei das Rabattsystem beim Abschluss erklärt worden.
Auch andere Krankenkassen kennen Schadenfreiheitsrabatte – zum Beispiel die Groupe Mutuel oder Helsana. Bei der Helsana-Zusatzversicherung «Hospital Plus Bonus» haben Versicherte freie Arzt- und Spitalwahl sowie Anrecht auf ein Zweibettzimmer. Laut Kleingedrucktem erhalten Bonus-Kunden nach zwei Jahren ohne Leistungsbezug 10 Prozent Rabatt, nach drei Jahren 15 Prozent und ab vier Jahren 20 Prozent. Heinz Läser aus Wittenbach SG muss nach zehn Tagen im Spital und wegen einer generellen Prämienerhöhung neu 360 Franken statt bisher 230 Franken pro Monat zahlen.
Auch Läser könnte die für die Zusatzversicherung entstandenen Kosten selbst übernehmen, um weiterhin vom vollen Rabatt zu profitieren. Laut Vertrag der Helsana haben Versicherte die Möglichkeit, «durch Rückzahlung der (...) Leistungen den Bonusverlust rückgängig zu machen».
Visana akzeptiert keine Rückzahlungen
Visana-Kunden haben ebenfalls einen Schadenfreiheitsrabatt von 20 Prozent. Katharina Bretscher aus Oetwil am See ZH zahlte für die Zusatzdeckung «Spital» mit halbprivater Deckung letztes Jahr 320 Franken im Monat. Ein dreitägiger Spitalaufenthalt und eine generelle Prämienerhöhung führten dazu, dass die Prämie neu fast 500 Franken pro Monat kosten würde. Das war Bretscher zu viel: Sie kündigte den Vertrag. Laut Visana-Sprecher David Müller kann ein Kunde den Prämiensprung nur verhindern, wenn er direkt nach Erhalt der Spitalrechnung reagiere und sie selber übernehme. Habe sich die Prämie bereits erhöht, lasse sich das nicht mehr rückgängig machen.
Fazit: Versicherte, die ihren Rabatt nicht aufgeben wollen, haben zwei Möglichkeiten: Sie zahlen die privaten Spitalleistungen selbst oder lassen sich in der allgemeinen Abteilung behandeln. Doch dann stellt sich die Frage: Warum soll man jahrelang Tausende von Franken an Prämien zahlen, wenn man die Zusatzkosten der Privatabteilung am Schluss selbst zahlt oder sich allgemein behandeln lässt?