Wenn der Kopf schmerzt und der Hals kratzt, empfiehlt Hersteller IVF Hartmann den Veroval-Selbsttest «Helfen Antibiotika?». Damit könne man «schnell und sicher» herausfinden, ob man an einer Bakterieninfektion leide, die mit Antibiotika behandelt werden sollte. Apotheken verkaufen den Test für rund 25 Franken. Er misst den Anteil eines Bluteiweisses, des sogenannten Creaktiven Proteins (CRP). Wenn davon mehr als 30 Milligramm pro Liter im Blut sind, sei der Einsatz von Antibiotika «wahrscheinlich angebracht», steht im Beipackzettel.
Fachleute raten davon ab. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser sagt, der Test sei irreführend. Auch bei einem Resultat über 30 Milligramm könne eine Erkältung durch Viren verursacht sein. Dagegen helfen Antibiotika nichts. Der Test führe zu unnötigen Arztbesuchen. Erst ab 80 Milligramm sei der Fall klar.
Für die Ärztin Stephanie Wolff aus Bülach ZH ist der Antibiotikatest «reine Geschäftemacherei». Meistens würden die Patienten an ihrem Zustand selbst merken, ob sie zum Arzt müssten, sagt Wolff. Ein Arztbesuch sei nur nötig, wenn man länger als drei bis fünf Tage krank ist, sehr hohes Fieber hat oder wenn der Allgemeinzustand schnell schlechter wird.
Auch der Hersteller Prima Lab verkauft einen ähnlichen Test für Fr. 18.50. Das Unternehmen unterscheidet aber nicht zwischen Bakterien- und Vireninfektionen – es empfiehlt in jedem Fall Antibiotika.
Für einen Zöliakietest braucht es Spezialisten
Veroval und Prima Home Test bieten auch Tests an, mit denen man angeblich herausfinden kann, ob man an Zöliakie erkrankt ist – also Gluten im Weizen nicht verträgt. Der Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule rät vom Selbsttest ab: «Zöliakie hat lebenslange Konsequenzen.» Deshalb gehören solche Tests laut Fäh in die Hände von Spezialisten.
Veroval hat zudem einen Test im Programm, mit dem Frauen laut Hersteller messen können, ob Beschwerden wie Müdigkeit, Herzklopfen oder Atemnot durch Eisenmangel verursacht sein könnten. Wenn der Eisenwert unter 20 Nanogramm pro Liter Blut liegt, geht der Hersteller von einem Mangel aus. Thomas Walser warnt: «Dieser Test kann gefährlich sein.» Bei einem höheren Wert würden sich viele Anwender in falscher Sicherheit wiegen: «Sie gehen nicht zum Arzt, obwohl ihre Beschwerden vielleicht von einer schweren Krankheit stammen.» Auch Prima Home Test und Cerascreen verkaufen solche Tests.
Hersteller IVF Hartmann entgegnet, der Veroval-Test solle das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika fördern. Die endgültige Diagnose solle ein Arzt treffen. Der Beipackzettel des Eisentests weise darauf hin, dass ein Wert über 20 Nanogramm nicht bedeute, dass man gesund sei. Prima Home Test verspricht, die falschen Angaben zu den Vireninfektionen im Beipackzettel des Antibiotikatests zu korrigieren. Die Beipackzettel der anderen beiden Tests würden darauf hinweisen, dass man zum Arzt müsse, wenn man an Zöliakie leide oder trotz normalem Eisenwert Beschwerden habe.
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